ACD: Marktumwälzungen durch Digitalisierung erkennen

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Logistikunternehmen nehmen den digitalen Wandel häufig noch nicht ernst genug. Davor warnte Strategieberater Björn Maul beim aktuellen Treffen des (ACD) in am Main.

Der (ACD) wurde 1963 als branchenbezogene Interessens- und Diskussionsplattform zur Förderung des Luftfrachtverkehrs gegründet. Die rund 250 Mitglieder sind leitende Unternehmensvertreter der Luftfrachtbranche mit deutschlandweiter oder internationaler Verantwortung.

Neue Technologien wie Big Data, Künstliche Intelligenz, ebenso wie Automatisierung und Robotik werden den Logistikmarkt einschneidend verändern, so das Fazit des Branchenanalysten der Managementberatung Oliver Wyman. Es ist der Anfang einer Innovationswelle in der Logistik. Eine ganze Reihe neuer Geschäftsmodelle verändere traditionelle Lieferketten. Durch Milliarden-Investitionen von Investoren in Logistik-Startups herrsche mancherorts die reinste Goldgräberstimmung.

Wilderei der Newcomer

Bei vielen der mehr als 60.000 Logistikunternehmen in steigt der Druck zur Veränderung. Die Anforderungen der Kunden wachsen stetig. Gleichzeitig bauen E-Commerce-Giganten wie Amazon oder Alibaba ihr Logistikangebot zumindest auf profitablen Routen aus. Auf der anderen Seite nagen Startups mit ihren neuen Konzepten und digitalen Innovationen an der traditionellen Wertschöpfungskette. Auch Mobilitätsanbieter im Bereich autonomes Fahren „wildern“ mit Plänen für eine intelligentere Verbindung von Passagier- und Frachttransport im klassischen Logistikmarkt.

Als Beispiele für die Innovationswelle digitaler Geschäftsmodelle in der Logistik nannte Strategieberater Björn Maul voll elektronisch gesteuerte Frachtbörsen und Lagerhäuser bis hin zu digitalen Speditionen mit weitgehend automatisierten Abläufen oder die Kommerzialisierung von Logistikdaten. Letzteres stoße jedoch zumindest in Europa auf Grenzen durch den Datenschutz, wandten Teilnehmer bei der ACD-Veranstaltung in ein. Sie kritisierten auch das Fehlen geeigneter Konzepte für Change Management, um den Übergang hin zur digitalen Logistik zu erleichtern. Einfach neue IT-Systeme einzuführen sei nicht genug. Das Nicht-Digitalisieren sei allerdings keine Option, mahnte Mathias Jakobi, amtierender Präsident des ACD und Zentraleuropachef des -Verbands IATA. Die Branche in müsse endlich aus ihrem Dornröschenschlaf aufwachen.

Alte IT: Klotz am Bein und Risiko

Zu viele Logistiker in Deutschland würden aber selbst die ersten Schritte für den Aufbau digitaler Abläufe scheuen, so Strategieberater Maul. Veraltete Computersysteme seien jedoch mehr und mehr ein „Klotz am Bein“, gerade auch beim Thema IT-Sicherheit. Maul berichtete von erfolgreichen Hacker-Angriffen auf digitale Netzwerke. Da gebe es einen sehr kreativen Schattenmarkt, warnte Maul. Die Branche müsse sich deshalb auch mit Themen wie der Blockchain-Technologie beschäftigen, um sich und ihre Kunden vor Cyber-Attacken zu schützen. Cyber Security Exzellenz entwickele sich zu einem Wettbewerbsvorteil.

Nach Schätzungen der Managementberatung Oliver Wyman steigt der Anteil digitaler Speditionsmodelle bis zum Jahr 2030 auf rund 85 Prozent des Gesamtmarktes. Eine noch stärkere Ausrichtung auf den Kunden, die „Customer Journey“, werde deshalb umso wichtiger – gerade mit Hilfe digitaler Lösungen. Auf dem Foto: Referent Björn Maul von der Managementberatung Oliver Wyman und ACD-Präsident Mathias Jakobi in Frankfurt am Main.