Am Freitag fand der erste Piloten-Warnstreik beim Billigflieger Ryanair statt, der bereits um 09:00 Uhr wieder beendet war. Aus Sicht der Vereinigung Cockpit (VC) ist der Streik erfolgreich verlaufen. Die Streikbeteiligung war sehr hoch, eine überwältigende Mehrheit der zum Streik aufgerufenen, festangestellten Piloten der Ryanair sind dem Streikaufruf gefolgt. Knapp die Hälfte der betroffenen Flüge ist dadurch deutlich verspätet gestartet, auf anderen Flügen hat Ryanair Piloten eingesetzt, die nicht zum Streik aufgerufen waren, z.B. nicht festangestellte Piloten oder, wie in Frankfurt am Main, Piloten in der Probezeit, erläuterte die VC. Ergebniskosmetik sei das, aber am eigentlichen Ergebnis habe es nichts geändert: Der Druck, den die Piloten erzeugen wollten, sei definitiv beim Ryanair-Management angekommen.
In dem Zeitraum bis zum 26.12.2017 wird es keine weiteren Arbeitskampfmaßnahmen bei Ryanair geben. Ob es aber nach Weihnachten zu weiteren Streiks der Ryanairpiloten in Deutschland kommt, hänge nun ausschließlich vom Management der Fluggesellschaft ab. Sollte der klare Wille erkennbar sein, mit der VC auf Augenhöhe Verhandlungen ohne Vorbedingungen führen zu wollen, so stehe man für Gespräche bereit. Sollte Ryanair aber weiter diktieren wollen, mit wem genau sie sich an den Tariftisch setzt, so sei eine weitere Eskalation der Streikmaßnahmen ist durchaus denkbar. Ryanair hatte sich zwar mit Vertretern der Gewerkschaft zu Verhandlungen verabredet, sich aber gegen bestimmte Verhandlungsführer gesträubt.
Die Angst vor Repressalien im Unternehmen nehme laut Gewerkschaft spürbar ab, und das, obwohl ein festangestellter Ryanairpilot im vergangenen Monat zwei Tage nach seiner öffentlich gemachten Tarifkommissionsmitgliedschaft bei der VC vom Unternehmen entlassen worden sei. Selbstverständlich lasse sich die Tarifkommission nicht das Recht nehmen, dass der Betroffene die angestrebten Verhandlungen weiter begleitet, nur weil er sich mit einer Kündigungsschutzklage dagegen wehrt.
Streik mit glimpflichen Auswirkungen
Der Streikaufruf der VC sorgte auch wie zu erwarten zu keinen allzu großen Verwerfungen im Flugplan. Am Flughafen Memmingen verhallte er ungehört. Piloten der Fluggesellschaft Ryanair traten ihren Dienst an, und alle Flüge konnten planmäßig durchgeführt werden. Auch der für 07:15 Uhr terminierte und mit 189 Passagieren ausgebuchte Flug nach Thessaloniki startete pünktlich und ohne Verzögerungen. Die späteren Verbindungen blieben ebenfalls ungestört. Im Flugbetrieb in Köln/Bonn waren im genannten Zeitraum nur drei Ryanair-Abflüge auf dem avisiert, Landungen waren nicht vorgesehen.