Anfang 2013 zeigt sich ein spürbarer Rückgang im Low Cost Segment des Luftverkehrs. Nur noch 423 Strecken in und ab Deutschland wurden in diesem Winter von den Billigfliegern bedient. Ein Negativrekord, der unter den Werten aus dem Krisenwinter 2009 liegt. Allerdings: Die Anzahl der angebotenen Low Cost Flüge bleibt weitgehend stabil und der Marktanteil stagniert bei 32 Prozent.
Kleine Airlines besetzen neue Nischen auf Strecken nach Osteuropa, in den Nahen Osten und nach Nordafrika. Aktuell gibt es Low Cost Angebote in 40 europäischen Ländern. Diese und weitere aktuelle Ergebnisse zur Entwicklung der Günstigflieger enthält der nun erschienene "Low Cost Monitor 1/2013" (LCM). Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) veröffentlicht den Bericht seit 2006 jeweils im Frühling und Herbst.
30 Verbindungen weggefallen
"Im vergangenen Winter haben wir einen Rückgang der Strecken um knapp sieben Prozent im innerdeutschen und grenzüberschreitenden Low Cost Verkehr festgestellt", sagt Studienleiter Dr. Peter Berster vom DLR-Institut für Flughafenwesen und Luftverkehr. "Das sind 30 Verbindungen weniger als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum".
Dabei gab es in den vergangenen Monaten Airlines, die vollständig aus dem Low Cost Markt ausgeschieden sind oder Insolvenz anmelden mussten. Beispiele sind bmibaby oder IcelandExpress, deren Strecken von der 2012 gegründeten WOW Air übernommen wurden.
Wachstum bei Low Cost-Flügen nach Afrika
Neue Verbindungen im Verkehr mit Deutschland knüpften außereuropäische Low Cost Carrier (LCC), wie etwa die Air Arabia Maroc mit einer Flugstrecke von Köln nach Nador an die marokkanische Mittelmeerküste. Günstige Flüge nach Nordafrika und in den Nahen Osten werden zunehmend angeboten. Insgesamt vereinen die sechs größten Low Cost Carrier (Air Berlin, Germanwings, Ryanair, Easyjet, Intersky, flybe) in diesem Winter 92 Prozent des LCC-Marktes auf sich. Mit rund 1.660 Starts pro Woche bietet das Low Cost Segment von Air Berlin das mit Abstand Größte Angebot in Deutschland, gefolgt von Germanwings mit 746 Starts.
"Interessant ist, dass Germanwings die Anzahl der Flüge stabil halten konnte und gleichzeitig die Strecken um rund zehn Prozent reduziert hat", ergänzt Berster. "Dagegen verringerte Ryanair seine Flüge um zehn Prozent auf nunmehr 343 pro Woche bei einem konstanten Streckennetz." Je nach Carrier lagen die über alle Strecken und Buchungszeiten ermittelten Durchschnittspreise zwischen 60 und 120 Euro brutto.
Berliner Flughäfen Spitze nach Passagierzahlen
Im Jahr 2012 nutzten auf den 26 internationalen und regionalen Verkehrsflughäfen in Deutschland über 64 Millionen Passagiere Billigflieger, was einem Anteil von knapp 32 Prozent bei insgesamt 201 Millionen Passagieren entspricht. "An den meisten deutschen Flughäfen wurden weniger Passagiere abgefertigt, während es unter anderem an den Flughäfen Berlin-Tegel, Stuttgart oder Bremen ein Plus gab", sagt Berster.
"Tegel hat vor allem noch einmal zugelegt, weil Germanwings von Schönefeld umgezogen ist." Insgesamt hatten die beiden Berliner Airports mit über acht Millionen Passagieren im deutschen Low Cost Verkehr das höchste Aufkommen.
Stagnation auch in Europa
Großbritannien bleibt europaweit das Land mit dem größten Billigflugangebot mit 6.840 Starts pro Woche. Auf Platz zwei folgt Italien (4.214 Starts). Spanien (3.761 Starts) sichert sich den dritten Rang, gefolgt von Deutschland (3.507 Starts). Ryanair verfügt weiterhin über die meisten Verbindungen in Europa und bleibt europäischer Marktführer.
1.500 Strecken nennt die irische Airline ihr Eigen und schafft es dabei auf rund 7.000 Flüge pro Woche. Ryanair kann auf stolze 23 Prozent Marktanteil verweisen. Easyjet schafft es immerhin noch auf 20 Prozent vor Flybe und Norwegian (rund sieben Prozent). Im vergangenen Winter schrumpfte der europäische LCC-Markt um rund drei Prozent zum Vorjahr.
Low Cost und traditioneller Linienflugbetrieb
Die Airlines gestalten ihr Low Cost Angebot oft sehr unterschiedlich. Dadurch lassen sich nur wenige eindeutige Abgrenzungskriterien für das Marktsegment Low Cost definieren: beispielsweise ein niedriger Preis und seine generelle Verfügbarkeit oder ein Direktvertrieb über das Internet.
Die Geschäftsmodelle einiger Low Cost Gesellschaften verschmelzen zudem mit denen traditioneller Airlines und erschweren die Zuordnung. Dies trifft besonders auf die Fluggesellschaft Air Berlin zu, die als Hybridcarrier neben dem Low Cost Segment auch traditionellen Linien- und Charterverkehr durchführt sowie Mitglied der Luftfahrtallianz Oneworld ist. Das Low Cost Segment der Berliner Fluggesellschaft ist weiter klar erkennbar und somit im Low Cost Monitor 1/2013 berücksichtigt.
Die genannten Ergebnisse der Studie basieren auf Daten einer Referenzwoche im Januar 2013.