Lufthansa hatte vergangenen Donnerstag einen, zunächst ausschließlich über die Medien platzierten Aufschlag zu einem so genannten Jobgipfel gemacht. Alle beteiligten Gewerkschaften waren sich einig, dass es einer ernsthaften Initiative zur Befriedung der Situation bei Lufthansa bedarf. Die Vorgehensweise von Lufthansa rund um diesen Jobgipfel sahen sie dazu allerdings in jeder Hinsicht nicht geeignet. Ende letzter Woche hätten die Vereinigungen auf verschiedenen Wegen mehrere Vorschläge gemacht und einen Brief persönlich an die Personaldirektorin Frau Bettina Volkens und den Vorstandsvorsitzenden Herrn Carsten Spohr gerichtet, wie solch ein Gipfel aus Sicht der Gewerkschaften doch noch zu einem Erfolg führen könne. Heute erhielt UFO am frühen Mittag ein Schreiben des Verhandlungführers, das die von den Gewerkschaften aufgebrachten Vorschläge und Bedenken gar nicht aufgreife.
„Leider haben wir seitens Lufthansa auf all dies keine Antwort erhalten, obwohl wir den Brief für Freitag persönlich angekündigt und mitgeteilt haben, dass unsere Gremien heute um 10:00 Uhr entscheiden, wie es weiter geht“, sagte Nicoley Baublies. „Wir hoffen dennoch, dass dieser Termin noch mit allen drei Gewerkschaften stattfinden kann. Wir werden uns weiterhin mit den anderen drei beteiligten Parteien darum bemühen, einen solchen Gipfel stattfinden zu lassen, der wirklich eine Chance auf einen Neuanfang in den vielfachen Auseinandersetzungen ermöglicht“, betont Birgit Weinreich, Mitglied des UFO-Vorstands.
Kein aufeinander Zugehen
Die UFO-Gremien haben indessen, aufgrund des Ausbleibens eines verbesserten Angebots zur Alters- und Übergangsversorung am heutigen Montag beschlossen, in dieser Woche zu weiteren Arbeitskämpfen aufzurufen. „Nicht nur das Ausbleiben eines verbesserten Angebots, sondern vor allem auch die öffentlichen Provokationen der Lufthansa ihren Mitarbeitern und deren Vertretern gegenüber lassen nur den Schluss zu, dass kein Einsehen stattgefunden hat. Noch schlimmer empfinden wir es, dass weitherhin öffentlich behauptet wird, die Forderungen der UFO führten zu Kostensteigerungen, bzw. dass UFO ein teures und veraltetes System weiterführen wollte.“
UFO hat sich in den gesamten Verhandlungen zu deutlichen Einsparungen bereit erklärt – insbesondere zu einer Umstellung auf eine Versorgung in ein beitragsorientiertes System, das neben der massiven Auflösung von Rückstellungen auch die Personalkosten sofort und dauerhaft um einen Betrag von mindestens 70 Millionen Euro entlastet hätte. Solange aber mit solch falschen Behauptungen ein Konflikt aufrecht erhalten würde, den es so nicht gibt, habe der Lufthansa Vorstand scheinbar nicht verstanden, dass man mit Provokationen und Demütigungen keine Befriedung erreichen könne, so der Tarifkommissions-Sprecher, Stefan Fluck, den Beschluss am Montag in Walldorf.
Streik vor dem Wochenende bei Lufthansa
„Wir sind daher, wie auf der Schlusskundgebung am Freitag, den 13.11.2015 bereits befürchtet, gezwungen weitere Streiks durchzuführen. Wir wissen, dass der Advent eine ganz besondere Zeit für unsere Kunden ist. Deswegen werden wir zunächst nur am Donnerstag den 26.11.2015 und am Freitag den 27.11.2015 zu konkreten Arbeitsniederlegungen aufrufen“, so Baublies weiter.
UFO teilte dem Lufthansa-Vorstand zudem mit, dass es zu weiteren Arbeitskampfmaßnahmen auch am Montag, den 30.11.2015 kommen werde, sollte Lufthansa erneut nicht angemessen reagieren. Das erste Adventswochenende soll vom Streik ausgenommen werden. „Wir hoffen, dass dies endlich zu ernsthafter Bewegung in diesem Arbeitskampf führt und wir nicht gezwungen sind, im Dezember auch noch streiken zu müssen“, schloss Baublies.
UFO lädt Analysten, die Öffentlichkeit, insbesondere auch die Passagiere herzlich zur Diskussion ein. „Wir sind an jeder Stelle bereit, die Bedürfnisse des Unternehmens zu akzeptieren, dies war auch in den Verhandlungen der vergangenen zwei Jahre schon so. Es fällt gerade den serviceorientierten Flugbegleitern nicht leicht, diesen Konflikt auf solche Weise auszutragen. In einer Situation wie der jetzigen, in der es faktisch darum geht, ob unsere Kabinenkollegen in nachweislich existenzbedrohende Versorgungssituationen zu rutschen drohen, bleibt uns beim derzeitigen Verhalten des Lufthansa-Vorstands jedoch nichts anderes übrig“, so Weinreich weiter.
„120.000 Mitarbeiter und drei Gewerkschaften wollen eine moderne schlagkräftige Lufthansa – alles andere sind Mythen, auch wenn die Vorgehensweise der Gewerkschaften sehr unterschiedlich war, hat sich gezeigt, dass keine der Wege zu einer konsensualen Lösung führt“ so der Tarifmitarbeiter der UFO, Daniel Flohr.