Wie eine Cessna 182 den Hagel verhindert

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Die Hagelabwehr Ortenau e. V. und der Badische Gemeinde-Versicherungs-Verband (BGV) setzen ab sofort gemeinsam einen zweiten Hagelflieger ein, der vor den Eiskörnern schützen soll. Nun wurde er auf dem Baden-Airpark vorgestellt.

Damit Hagel entstehen kann, müssen verschiedene Faktoren zusammenkommen: Zum einen braucht es starke Auf- und Abwinde sowie ein großes Temperaturgefälle der Luftmassen mit kalter in hohen Lagen, zum anderen ausreichend feuchte und warme als Energielieferant. Durch die Auf- und Abwinde entstehen mächtige Gewitterwolken mit großer vertikaler Ausdehnung. Die feuchtwarme Luftmasse kondensiert und lagert sich an sogenannten Kondensationskernen als Eiskristalle an.

In einem Temperaturbereich von -10°C finden diese ideale Wachstumsvoraussetzungen. Durch die Auf und Abwinde können die Hagelkörner immer weiter wachsen, bis sie aus der Wolke als Hagel herausfallen. Einen Sommer mit so vielen Unwettern und Gewittern gab es schon lange nicht mehr. Nicht nur sintflutartiger Regen, auch Hagel kam vom Himmel. Bei entsprechender Wetterlage können in kürzester Zeit Hagelkörner von der Größe eines Apfels entstehen und enorme Schäden anrichten.

Aceton und Silberiodid

Silberjodid ist ein Salz, dessen Kristallstruktur der von Eiskristallen sehr ähnlich ist. Ein Hagelflieger kann das Silberjodid unterhalb der Wolke im Bereich starker Aufwinde platzieren. So entstehen in der Wolke viele zusätzliche Kondensationskerne, an denen sich bereits vorhandene Eiskristalle in der Wolke anheften. Diese Eiskristalle werden nicht so groß, sie fallen früher aus der Wolke und erreichen so den Boden als Regen oder kleinkörniger Hagel.

Franz Benz, der Vorsitzende der Hagelabwehr Ortenau e. V., Frank Kasparek und Prof. Edgar Bohn, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des BGV, führten den vor und erklärten die Funktionsweise im Detail. Die 182 wurde für ihren Einsatz eigens umgebaut und mit Aceton-Generatoren ausgestattet, aus denen die Gewitterwolken mit Silberjodid „geimpft“ werden. So stehen die Chancen gut, dass der Wasserdampf in den Wolken gar nicht gefriert, sondern als Regen oder Matsch auf die Erde fällt und somit keinen Schaden mehr anrichten kann.

„Wir freuen uns sehr, dass der BGV nun Mitglied unseres Vereins ist und wir dadurch einen weiteren Hagelflieger beauftragen konnten“, sagte Franz Benz auf dem Baden-Airpark vor der Presse. „Unsere Mitglieder sind vor allem Landwirte und Winzer – und die wissen den Schutz durch den Hagelflieger sehr zu schätzen.“

Einsatzgebiet der Hagelabwehr erweitert

Der BGV engagiert sich bereits seit vielen Jahrzehnten auf vielfältige Weise in der aktiven Schadenverhütung. „Der Hagelflieger ist ein ganz besonderes Beispiel dafür, wie wir versuchen, Schäden von vornherein zu vermeiden“, erklärte Prof. Edgar Bohn. „Wir erhoffen uns davon natürlich auch weniger durch Hagel beschädigte Autos in den Städten.“ Das bisherige Schutzgebiet der Hagelabwehr Ortenau wird nun um das Stadtgebiet von erweitert.

Durch die vielen Unwetter in diesem Sommer war der Hagelflieger bereits 13 Mal im Einsatz. Beide sind am Baden-Airpark stationiert. Drei bis vier Piloten sind für die Zukunft eingeplant, berichtete Frank Kasparek. Eine zentrale Rolle für den Einsatz des Hagelfliegers spielt der Wetterdienst. Sobald alle fünf Minuten Warnmails eingehen und die Niederschlagsmenge von 20 Millimeter pro Stunde überschritten wird, machen die Piloten die Hagelflieger startklar. Während des Flugs werden die Wetterdaten laufend über ein Satellitensystem in das übermittelt.

Wirksamkeit vom KIT untersucht

Es gibt verschiedene Studien über die Wirksamkeit der Hagelabwehr. So hat beispielsweise das KIT (Karlsruher Institut für Technologie) die Wirkung der Impfung anhand von Hagelereignissen im Raum in den Jahren 2007 bis 2009 untersucht. Dabei zeigte sich, dass bei guten Bedingungen die Größe der Hagelkörner und die Hagelmenge reduziert werden konnten.

Auf dem Foto: Franz Benz, der Vorsitzende der Hagelabwehr Ortenau e. V., CDU-Bundestagsabgeordnete Kordula Kovac, Mitglied des Bundestags, Frank Kasparek und Prof. Edgar Bohn, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des BGV (v.l.n.r.) und der BGV-Hagelflieger.