Die Wehrtechnische Dienststelle für Luftfahrzeuge der Bundeswehr (WTD 61) und die DFS Deutsche Flugsicherung GmbH haben auf dem Flugplatz der WTD 61 in Manching erfolgreiche Tests zur Drohnenabwehr durchgeführt.
Basis war die erstmals öffentlich präsentierte Luftlagedarstellung der Flugsicherung, die kooperative und nicht kooperative Drohnen identifizieren kann. Denn immer häufiger melden Piloten Behinderungen durch gemeldete Drohnen im deutschen Luftraum. Von 88 solcher Behinderungen im Jahr 2017 ist die Zahl der Verstöße auf 158 im Jahr 2018 angestiegen. Auch die Ereignisse in Gatwick am Jahresende 2018, bei denen ein Großflughafen für mehr als 30 Stunden durch eine nicht identifizierbare Drohne blockiert wurde, zeigen den Handlungsbedarf.
Drohnenstörer zeigen Handlungsbedarf
Experten sind sich daher einig: Möglichkeiten der Identifikation von Drohnen und auch deren Abwehr müssen technisch gelöst werden. Beim Drohnen-Präsentationstag stellten WTD 61 und DFS gemeinsam mit einem Technologiepartner ihre Drohnen-Forschungsprojekte vor. Neben der Integration kooperativer Drohnen in den kontrollierten Luftraum ist das die Identifizierung nichtkooperativer Drohnen. Vor allem aber wurde die Abwehr dieser nichtkooperativen und damit potentiell gefährlichen unbemannten Luftfahrtsysteme demonstriert.
Es gelang, unterschiedliche Drohnentypen zu detektieren, zusätzlich elektro-optisch zu verifizieren und anschließend in einem Luftlagebild darzustellen. Diese Identifikation bildet die Basis möglicher Abwehrmaßnahmen. Aktuell wurde ein System verwendet, das die Drohne mittels eines vollständig in das Führungssystem integrierten Störsenders stoppte und der Einsatz einer Abfangdrohne demonstriert.
DFS ist Vorreiter für Drohnenprojekte in Europa
Seit vielen Jahren befassen sich Experten der DFS mit unbemannten Luftfahrtsystemen, seit dem Jahr 2016 mit der Drohnenortung. Das gemeinsam mit der Deutsche Telekom initiierte Drohnenortungsprojekt „connected Drones“ nutzt die bereits bestehende Mobilfunk-Infrastruktur zur Übertragung von Positionsdaten kooperativer Drohnen. Zahlreiche Feldversuche wiesen seitdem nach, dass dies sicher, effizient und zuverlässig möglich ist.
Die Einspeisung dieser Daten in das Flugsicherungssystem Phoenix ermöglicht die Datenfusion mit der bundesweiten Aircraft-Luftlage der Flugsicherung. Ziel des Projekts ist die Schaffung eines UTM, also eines Verkehrsmanagementsystems (Air Traffic Management System) für die unbemannte Luftfahrt im untersten Luftraum. Hier ist die deutsche Flugsicherungsorganisation Vorreiter in Europa: sie wurde für das Projekt im vergangenen Jahr mit dem Deutschen Mobilitätspreis ausgezeichnet. „Die Luftfahrt steht vor einer Trendwende, Drohnen als Verkehrsteilnehmer schaffen neue Möglichkeiten – aber auch neue Herausforderungen in der Sicherheitsfrage. Mit den heutigen Versuchen haben wir erste Lösungen gezeigt“ sagt Thilo Vogt, Leiter UAS/ UTM Development & Solutions.
Forschungs- und Technologiestudie der Bundeswehr
Im Auftrag des BAAINBw (Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr) begleitet die WTD 61 umfangreiche Rüstungs- sowie Forschungs- und Technologieprojekte im Bereich der Unmanned Aerial Systems (UAS). Das Interesse der Bundeswehr liegt bei der aktuellen Studie darin, Entwicklungsstände und Tendenzen zu CNS & ATM-UTM und DDS für bemannte und unbemannte Luftfahrzeuge nachzuvollziehen. Dies bildet die Grundlage für eigene Betrachtungen zur Ermittlung militärisch relevanter Aspekte, die im Rahmen einer zivil-militärischen Zusammenarbeit mit der DFS besprochen werden. Aus Entwicklungsständen und Tendenzen zu CNS & ATM-UTM Systemen werden militärische Anforderungen formuliert und frühzeitig in Entwicklungsprozesse zu UAV- Luftraumstrukturen und Verkehrsleitkonzepten eingesteuert.
Für den Leitenden Technischen Regierungsdirekor Peter Pörsch, Leiter des für Drohnen zuständigen Bereichs bei der WTD 61, stehen Drohnen heute in der Entwicklung von neuen Anwendungen da, wo das Internet 1995 und das Smartphone 2008 standen. „Niemand kann heute wissen, welche Anwendungen das im Detail sein werden, aber sie werden unser Umfeld stark beeinflussen. Wir sind dabei, dafür den Grundstein zu legen. Die Technologie muss sicher sein und für die Bevölkerung einen sichtbaren Mehrwert schaffen, um allgemein akzeptiert zu werden.“ Auf den Fotos: Testdrohnen und Detektionstechnik vor der Otto-Lilienthal-Werft der WTD61; Demonstration der Netzfangtechnologie zur Abwehr von Drohnen.