Deutschland, Frankreich und Spanien haben sich auf Vorgaben und Anforderungen an das künftige Waffensystem NGWS geeinigt. Das Projekt Next Generation Weapon System kommt damit einen wichtigen Schritt voran.
Generalleutnant Ingo Gerhartz, Inspekteur der Luftwaffe, unterzeichnet gemeinsam mit seinem französischen und seinem spanischen Pendant in Paris eine Vereinbarung mit den Forderungen aller drei Nationen an das Next Generation Weapon System. Daraus entsteht jetzt ein konkreter Auftrag für die Industrien.
NGWS Next Generation Weapon System
Das Next Generation Weapon System NGWS ist Teil des Future Combat Air System (FCAS). Das Projekt wurde ursprünglich von Deutschland und Frankreich initiiert. Mittlerweile ist Spanien als dritter Partner in das Projekt mit eingestiegen. Ziel ist es, ein Luftkampfsystem der neuesten Generation zu entwickeln und einzuführen.
Teil des System-of-Systems
Im Gegensatz zu den Vorgängersystemen handelt es sich beim NGWS nicht um eine alleinstehende Plattform. Das Waffensystem setzt sich aus einem zentralen, bemannten New Generation Fighter (NGF), diversen unbemannten Fähigkeitsträgern (Remote Carrier) und einem Informations- und Missionsmanagement System (Air Combat Cloud) zusammen. Das NGWS wird nicht nur das zentrale Element dieses System-of-Systems darstellen, sondern zusätzlich in den jeweiligen nationalen Future-Combat-Air-Systemverbund (FCAS) eingebettet sein.
Anforderungen an das Next Generation Weapon System
Um seiner Rolle gerecht zu werden, muss das Next Generation Weapon System einige funktionale Forderungen erfüllen. Stealth-Eigenschaften sollen alle taktisch relevanten Signaturen verringern, vornehmlich die Radarrückstrahlung bei der Erfassung durch weiträumige gegnerische Luftraumüberwachung. Dabei hat die Form des Luftfahrzeugs den größten Effekt auf die Stealth-Eigenschaften.
Die Form hat sowohl Auswirkungen auf die Reduktion des Radarquerschnitts, um das Flugzeug möglichst nicht sichtbar zu machen, als auch auf die Aerodynamik des Flugzeugs, die nicht zu sehr unter der Form leiden sollte. Das heißt, es gilt den Spagat zwischen hoher Stealth-Fähigkeit und möglichst guter Aerodynamik zu schaffen.
Elektronische Gefechtsführung mit KI
Im Bereich des intelligenten elektronischen Kampfes gibt es einen Wettstreit zwischen Maßnahmen zur Ortung eines Luftziels und Gegenmaßnahmen zum Schutz des Luftfahrzeugs vor Entdeckung. Bei der sogenannten „kognitiven elektronischen Kampfführung“ handelt es sich um ein Konzept maschinellen Lernens, das das Lernverhalten von Lebewesen nachahmen und auf elektronische Systeme übertragen soll.
Luft-Boden und Luft-Luft-Waffen
Grundsätzlich zeigt sich die Leistungsfähigkeit eines Luftfahrzeugs darin, sich gegen andere Flugzeuge und Luftverteidigungssysteme durchzusetzen sowie viele verschiedenartiger Ziele mit hoher Wirksamkeit und zu vertretbaren Kosten zerstören zu können, ohne selbst Schaden zu nehmen. Neben einer Entwicklung verschiedener Antriebsalternativen spielt die Bewaffnung eine zentrale Rolle. So wird das künftige Luftfahrzeug eine hohe Präzision der Luft-Boden-Bewaffnung benötigen als auch Luft-Luft-Waffen mit einer hohen Reichweite.
Vernetzung aller Daten
Kennzeichnend für Luftfahrzeuge der fünften Generation sind die Vernetzung der Sensordaten des einzelnen Luftfahrzeugs in ein taktisch-operatives Netzwerk. Dafür werden eine komplexe Software und genug Rechenleistung im Flugzeug benötigt werden, um die großen Datenströmen zu verarbeiten. Daneben ist zusätzlich die Frage nach der Abschirmbarkeit des Gesamtsystems gegen gegnerische elektronische Maßnahmen und Cyber-Angriffe entscheidend.
NGWS ist ein ambitioniertes Großprojekt und wird mit seiner Einführung das primäre Waffensystem der Nutzerstaaten in der Dimension Luft sein. Ab etwa 2040 soll es dann die Eurofighter– und Rafale-Flotten ablösen. NGWS ist ein großer Schritt in die Zukunft mit dem das Fähigkeitsspektrum der Waffensysteme Eurofighter und Rafale durch den Multi-System-Ansatz deutlich übertroffen werden soll.