Fliegen bleibt weiterhin sicher. Der langfristige Blick auf den Flugverkehr zeigt: die geringe Zahl der Verunglückten in der kommerziellen Luftfahrt geht generell weiter zurück, so der Branchenverband BDL. Und dies, obwohl das weltweite Passagieraufkommen in der langfristigen Entwicklung steigt.
Fliegen war 2022 in Deutschland, Europa und weltweit wie schon in der Vergangenheit sehr sicher. Das Jahr war aber auch geprägt von der Erholung des Luftverkehrs nach zwei Jahren Corona-Pandemie. Flugzeughersteller, Luftverkehrswirtschaft, Behörden und Politik arbeiten daran, das hohe Sicherheitsniveau im Luftverkehr zu erhalten. Die Zahl der tödlich Verunglückten in der zivilen Luftfahrt geht auf lange Sicht sogar weiter zurück, obwohl die Zahl der Passagiere in der langfristigen Entwicklung steigt.
2022 war eines der sichersten Jahre in der Geschichte der kommerziellen Zivilluftfahrt: Weltweit ereigneten sich nach Angaben der unabhängigen Analysten des Aviation Safety Network nur zwölf Unglücke mit Flugzeugen im zivilen Einsatz, bei denen insgesamt 205 Menschen ihr Leben verloren. Bei Unglücken von Passagiermaschinen weltweit kamen insgesamt 188 Fluggäste oder Crewmitglieder ums Leben. In Deutschland und in der EU verunglückte keine Passagiermaschine. Bei Unglücken mit Frachtflugzeugen starben weltweit weitere 17 Crewmitglieder oder Passagiere. Nicht eingeflossen in diese Bilanz sind Unglücke mit Militärmaschinen oder kleineren Flugzeugen mit weniger als 14 Passagiersitzen an Bord.
Das schwerste Unglück ereignete sich am 21. März 2022 in China. Dabei stürzte eine Boeing 737-800 von China Eastern Airlines auf einem Inlandsflug ab. Alle 132 Insassen kamen ums Leben: 123 Passagiere und neun Crewmitglieder. Untersuchungen zur Absturzursache dauern noch an.
Der Rückgang bei der Zahl der Verunglückten variiert seit Jahrzehnten. Nachdem die Zahl der Verunglückten 2017 einen bisher historischen Tiefstwert erreicht hatte, lag sie in den folgenden Jahren etwas höher, doch im langfristigen Vergleich zeigt sich: die geringe Zahl der Verunglückten sinkt tendenziell weiter.
Laut Prognosen der UN-Luftfahrtorganisation ICAO beförderten Fluggesellschaften im vergangenen Jahr rund 3,2 Mrd. Passagiere und damit mehr als acht Mal so viele Fluggäste wie 1970. Die statistische Wahrscheinlichkeit, durch einen Flugzeugabsturz ums Leben zu kommen, lag in den 1970er-Jahren im Durchschnitt bei 1 zu rund 264.000, im vergangenen Jahr lag diese bei 1 zu 15.609.756. Fliegen war 2022 also 59 Mal sicherer als in den 1970ern.
Sicherheit oberstes Gebot
Sicherheit hat für alle am Luftverkehr Beteiligten höchste Priorität. Das gilt sowohl für Sicherheit im eigentlichen Flugbetrieb (Safety) als auch für die Abwehr von gezielten äußeren Gefahren (Security). Die Flugzeughersteller und die Unternehmen der Luftverkehrswirtschaft tun in enger Kooperation mit Behörden und mit der Politik alles dafür, dass das Fliegen sicher bleibt.
Zur Sicherheitskultur im Luftverkehr gehört seit jeher die Überzeugung, dass man in punkto Sicherheit niemals ausgelernt hat. In der Luftfahrt wird jedes Unglück, jeder Beinahe-Unfall und jede Unregelmäßigkeit gemeldet und genauestens untersucht. Wenn die Ursachen ermittelt sind, werden die geeigneten Schlüsse daraus gezogen. Jeder Vorfall macht den Luftverkehr anschließend noch ein Stück sicherer, weil daraus stets Konsequenzen gezogen werden.
Das betrifft sowohl die Verbesserung der Flugzeugtechnik, durch die Flugzeuge weniger anfällig gegenüber Störungen gemacht werden, als auch die Weiterentwicklung der Flughafeninfrastruktur, der Luftraumüberwachung und das System der Sicherheitskontrollen. Technische Innovationen werden dabei ergänzt durch bewährte globale Sicherheitsstandards.
Um das hohe Maß an Sicherheit in der Luftfahrt auch in Zukunft zu gewährleisten, werden in allen Bereichen die Anforderungen kontinuierlich evaluiert und, wenn nötig, angepasst. Hierfür erfolgt eine intensive Zusammenarbeit der zuständigen Behörden mit den Luftverkehrsunternehmen.
Ausblick und Hintergrund – Corona ade
Sicherheit ist das höchste Gut des Luftverkehrs. Das bestätigen die Ergebnisse einer Umfrage vom Dezember 2022. Hier gaben 87 Prozent unter Deutschen an, dass ihnen beim Fliegen das Sicherheitsgefühl besonders wichtig ist. 88 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich auf ihrem letzten Flug auch tatsächlich sicher gefühlt haben. Da wundert es nicht, dass sich auf die Frage, welches Verkehrsmittel am sichersten ist, mehr als die Hälfte der Befragten für das Flugzeug entscheidet, gefolgt von Bahn, Auto und Bus. Im Jahr 2022 waren dies 53 Prozent.
2020 und 2021 sah sich die Luftfahrt aufgrund der Corona-Pandemie vor besondere Herausforderungen gestellt. Der Rückggang der Passagierzahlen ist in der Grafik deutlich zu sehen. Sämtliche Schutz- und Hygienemaßnahmen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie wurden immer wieder optimiert und hinterfragt, um den Passagieren ein sicheres Fliegen zu ermöglichen. Zuletzt auch in Deutschland.
Das Passagieraufkommen lag in diesen beiden Jahren deutlich unter den Zahlen von 2019. Die im Vergleich zum Passagieraufkommen relativ hohe Zahl von Verunglückten 2020 lag an zwei Unglücken, bei denen die Abstürze ihre Ursache nicht im Bereich Safety hatten, sondern durch Kriegshandlungen verursacht waren. 2020 kamen bei acht Abstürzen insgesamt 315 Personen ums Leben. 2021 waren es zwölf Abstürze und 125 tödlich verunglückte Personen.
Für die Analyse trug der BDL Daten von Aviation Safety Network, UN-Luftfahrtorganisation ICAO, IATA zusammen. Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft versteht sich als gemeinsame Interessenvertretung der deutschen Luftverkehrswirtschaft. Mitglieder des Verbandes sind Fluggesellschaften, Flughäfen, die Deutsche Flugsicherung und weitere Leistungsanbieter im deutschen Luftverkehr.