OHB und IAI wollen Europa ein Mondlandesystem (Lunar Surface Access Service – LSAS) für Nutzlasten von bis zu 150 kg Gewicht anbieten.
OHB System und Israel Aerospace Industries (IAI) haben auf der Ilan Ramon Space Conference eine Kooperationsvereinbarung dazu unterzeichnet. Das Abkommen wurde im Beisein von Johann-Dietrich Wörner, Generaldirektor der ESA, Prof. Pascale Ehrenfreund, Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft– und Raumfahrt (DLR), Avi Blasberger, Generaldirektor der Israelischen Raumfahrtagentur ISA, Marco Fuchs, Vorstandsvorsitzender der OHB SE und der OHB System AG, und Opher Doron, Generaldirektor der Raumfahrtsparte von IAI und Morris Kahn, Präsident von SpaceIL, unterschrieben.
Mondfahrzeug aus Israel schon flugbereit
Im Rahmen der Vereinbarung wird die OHB System AG, welche zur OHB SE gehört, mit ihrer Expertise an erfolgreichen Weltraummissionen als Generalunternehmer die Zusammenarbeit mit der ESA und den Entwicklern der wissenschaftlichen Nutzlasten für das Mondlandefahrzeug koordinieren. IAI stellt eine Version ihres Mondlandefahrzeugs zur Verfügung, das man für das SpaceIL-Projekt mitentwickelt und gebaut hat – flugbereit für den Start im nächsten Monat von den USA aus.
OHB hat zunächst die Schnittstellenfunktion zum Wissenschaftsteil und soll die Vermarktung der Flugdienste übernehmen sowie gemeinsam mit potenziellen Kunden die Aufgabenstellung der Mission definieren. Außerdem koordiniert OHB das Projekt und die Mission von der Nutzlastenauswahl und ‑integration bis hin zum Start und Missionsbetrieb. Perspektivisch ist auch eine Unterstützung für das Mondlandefahrzeug vorgesehen. IAI wird das Mondlandefahrzeug bauen, für die vorgesehenen Nutzlasten anpassen, in die Trägerrakete integrieren, die LEOP-Phase & die Außerbetriebnahme unterstützen sowie technische Unterstützung in allen Missionsphasen – vom Entwurf über die Nutzlastenintegration bis hin zum Start und Missionsbetrieb – leisten.
Mond für Landung des Menschen erschließen
Die ISRU-Initiative der ESA (Initiative zur Untersuchung der In-Situ-Ressourcennutzung) sieht Landungen auf dem Mond vor, um Technologien zur Herstellung von Sauerstoff, Wasser und anderen Rohstoffen aus Mondboden zu testen sowie Proben von der Mondoberfläche zu nehmen und zu analysieren. Diese Technologien werden für die künftige menschliche Besiedlung anderer Planeten benötigt. Jan Wörner, Generaldirektor der Europäischen Raumfahrtagentur ESA, sagt: „Das ist ein weiterer Baustein für das Moon Village – hervorragend!“
„Die Erforschung des Mondes und ihn als Basis zu nutzen, ist für mich der logische nächste Schritt, der viele Vorteile und Möglichkeiten bietet. Die Landung auf dem Mond ist jedoch immer noch eine besondere Herausforderung. Bei OHB haben wir mehrere Technologiestudien zur Mondlandung, zur Nutzung von Mondrohstoffen, z.B. für die Gewinnung von Treibstoff, Sauerstoff oder Wasser, und zur Robotik durchgeführt. Außerdem haben wir große Erfahrung in der Handhabung und Unterbringung sehr unterschiedlicher Nutzlasten auf Raumfahrzeugen. Ich freue mich sehr darauf, die Expertise von OHB in die Zusammenarbeit mit IAI einzubringen und die Herausforderungen künftiger Mondprogramme gemeinsam anzugehen“, sagte Marco Fuchs.
Beresheet startet bald zur Mondoberfläche
Nimrod Sheffer von IAI sagte: „IAI ist stolz darauf, mit einem weltweit führenden Satellitenhersteller sowie der europäischen Weltraumorganisation als auch dem Deutschen Zentrum für Luft– und Raumfahrt zusammenzuarbeiten. Dies ist eine besondere Auszeichnung für die israelische Raumfahrtindustrie. Das technologische Know-how, das wir im Rahmen des SpaceIL-Projekts bei der Entwicklung und dem Bau des Mondlandefahrzeugs ‚Beresheet‘ erworben haben und die Zusammenarbeit mit OHB werden es uns ermöglichen, an vorderster Front an der Erforschung des Weltraums teilzuhaben. Wir sind stolz darauf, für die israelische Raumfahrtindustrie neue Grenzen zu öffnen und freuen uns auf den Start von ‚Beresheet‘ und seine Reise zum Mond im nächsten Monat.“ Avi Blasberger, Generaldirektor der israelischen Raumfahrtagentur ISA: „Wir begrüßen Vereinbarungen, die die israelische Raumfahrtindustrie fördern. Der israelische Lander zum Mond hat ein bedeutendes wirtschaftliches Potenzial.“
Die OHB-Gruppe arbeitet beim Thema Mondlandesysteme auch mit dem amerikanischen Weltraumunternehmen Blue Origin zusammen. Auf dem Internationalen Raumfahrtkongress IAC in Bremen im Oktober 2018 haben beide Unternehmen einen Letter of Intent unterzeichnet. Ziel ist es, auszuloten inwieweit OHB und sein Tochterunternehmen MT Aerospace mit Blue Origin über den Atlantik hinweg erweitert zusammenarbeiten können. Die Unternehmen haben sich für eine zukünftigen Blue Moon-Mission zum Mond zusammengeschlossen – Blue Moon ist Blue Origins Mondlandegerät, das mehrere Tonnen Fracht zum Mond bringen kann.
OHB und Blue Origin entwickeln zusammen
Die Unternehmen planen zudem bei einer Nutzlast an Bord der wiederverwendbaren Orbitalrakete New Glenn von Blue Origin zusammenzuarbeiten. Darüber hinaus beschäftigt sich die OHB-Gruppe auch mit der Machbarkeitsprüfung einer lunaren, orbitalen Basis als Ausgangspunkt für astronautische Missionen zu Mond oder Mars. Der Arbeitstitel dafür laut Lunar Orbital Platform-Gateway, kurz Gateway. Die OHB System AG wurde für die Beteiligung an einer von zwei parallelen Studien zur Planung des europäischen Moduls ESPRIT (European System Providing Refuelling, Infrastructure and Telecommunications) ausgewählt.
Das Foto zeigt (v.l.) Jan Wörner, Generaldirektor ESA, Pascal Ehrenfreund, Vorstandsvorsitzende DLR, Marco Fuchs, CEO OHB SE, Opher Doron, General Manager Raumfahrtsparte von IAI und Avi Blasberger, Generaldirektor der ISA, Morris Kahn, Präsident SpaceIL