Röntgenteleskop eROSITA auf dem Weg nach Moskau

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Das Röntgenteleskop eROSITA ist nun startbereit: Nicht in den , aber schon mal nach Moskau geht die Reise am 20. Januar 2017 an Bord eines Frachtflugzeugs für das Hauptinstrument der russisch-deutschen Weltraummission Spectrum-Roentgen-Gamma (SRG).

Das Instrument des Max-Planck-Instituts für Extraterrestrische Physik (MPE), das vom Deutschen Zentrum für – und (DLR) gefördert wird, soll den gesamten Himmel in bisher nicht erreichter Präzision durchmustern und so tiefere Einblicke in die Struktur des Universums und Hinweise auf die Natur der Dunklen Energie liefern. Im Jahr 2018 wird eROSITA an Bord von SRG mit einer Proton-Rakete vom russischen Startplatz Baikonur in Kasachstan ins All starten.

Ziel in 1,5 Millionen Kilometern von der Erde

Grünes Licht für den Transport gab es bereits am 12. Januar 2017: „Nach Abschluss einer ausgiebigen Testphase, in der das Instrument unter Weltraumbedingungen auf Herz und Nieren untersucht und den Belastungen eines Raketenstarts ausgesetzt wurde, hat ein Team unter Leitung des DLR Raumfahrtmanagements die Testergebnisse überprüft“, so DLR-Programmleiter Hartmut Scheuerle. „Dabei wurde festgestellt, dass das Instrument alle Anforderungen erfüllt und der Übergabe an den russischen Satellitenhersteller Lavochkin nichts mehr im Wege steht.“

In Moskau angekommen soll eROSITA in einem Reinraum des Raumfahrtunternehmens NPO S.A. Lavochkin zusammen mit dem russischen Teleskop ART-XC in die Raumfähre Spectrum Roentgen Gamma integriert werden. In den nächsten Monaten finden Tests mit dem Gesamtsystem statt, in denen unter anderem das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten überprüft wird. Nach seinem Start wird sich SRG auf die Reise zu seinem künftigen Beobachtungsposten im All, dem zweiten Lagrange-Punkt (L2) machen, der sich in etwa 1,5 Millionen Kilometer Entfernung von der Erde befindet.

Neu entdeckte Galaxienhaufen und die Struktur des Universums

Von dort aus begibt sich das Instrument auf die Suche nach bisher unentdeckten Himmelskörpern. Da eROSITA wesentlich empfindlicher ist als frühere Instrumente, rechnen Wissenschaftler damit, dass rund 100.000 Galaxienhaufen nachgewiesen werden, aus deren Verteilung Rückschlüsse über die Struktur des Universums und zu seiner zeitlichen Entwicklung gezogen werden können.

Damit erhofft man sich Hinweise auf die Natur der „Dunklen Energie“, jenes mysteriösen Phänomens, welches das beschleunigt expandieren lässt. Das Teleskop wird aber auch eine Fülle anderer Objekte entdecken, wie Materie schluckende Schwarze Löcher, Neutronensterne oder die Gasreste explodierter Supernovae.

Sieben Spiegelmodule sammeln Lichtteilchen aus dem All

Das Röntgenteleskop eROSITA besteht aus sieben so genannten Woltersystemen, parallel ausgerichteten, identischen Spiegelmodulen mit jeweils 54 röhrenförmigen, ineinander geschobenen und vergoldeten Spiegeln, da die Röntgenstrahlen sonst schnell in die Materie des Spiegels eindringen würden, sobald die Strahlen nicht in einen sehr flachen Winkel auf die Spiegeloberfläche treffen. Diese so angeordneten Spiegel sammeln so die hochenergetische Photonen und leiten diese an die Röntgenkameras weiter, die im Brennpunkt eines jeden Spiegelmoduls platziert sind.

Für maximale Leistung müssen diese Kameras mit einem komplexen Rohrsystem auf -90 Grad Celsius gekühlt werden. Damit ist sichergestellt, dass eROSITA 25-mal empfindlicher ist als das ROSAT-Teleskop, das in den 90er Jahren die erste tiefe Himmelsdurchmusterung im Röntgenbereich durchführte.

Der Startschuss für das Projekt eROSITA war im Frühjahr 2007 gefallen, als das DLR Raumfahrtmanagement und die russischen Raumfahrtagentur Roskosmos eine Vereinbarung über den Mitflug des Instruments im Rahmen der russischen Mission „Spectrum-Roentgen-Gamma“ unterzeichneten. Entwickelt und gebaut wurde eROSITA unter Federführung des Max-Planck-Instituts für Extraterrestrische Physik (MPE) in Garching.

Beiträge zu Software, Hardware, Missionsplanung und Computersimulationen kamen auch vom Institut für Astronomie und Astrophysik der Universitäten Tübingen, von der Sternwarte der Universität Erlangen-, der Sternwarte der Universität und dem Leibniz-Institut für Astrophysik in Potsdam. Das DLR Raumfahrtmanagement fördert das Projekt eROSITA mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) und ist in programmatischen Fragen zur Spektrum-Roentgen-Gamma Mission Ansprechpartner der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos.

Auf den Fotos

  • Spiegelmodule von eROSITA: Die sieben parallel ausgerichteten identischen Spiegelmodule des Weltraumteleskops eROSITA sammeln hochenergetische Photonen und leiten diese an Röntgenkameras weiter. Rund 100.000 Galaxienhaufen soll das Instrument während seiner Mission neu entdecken.
  • Container mit : Sicher in einem Container verstaut geht das an Bord einer 747 auf die Reise nach Moskau, wo es zusammen mit dem russischen Teleskop ART-XC in die Raumfähre Spectrum Roentgen Gamma integriert wird.
  • Frachtflugzeug für den Transport von eROSITA: Am Morgen des 20. Januar 2017 ging es für das Röntgenteleskop eROSITA auf die Reise zum Satellitenhersteller Lavochkin. Gegen 11:00 Uhr MEZ landete das Frachtflugzeug am Moskauer .

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