Segelflugschülerin hat Seilriss beim Start in Augsburg

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Die Flugschülerin startete zum dritten Windenstart an diesem Tag allein auf einem doppelsitzigen Segelflugzeug unter Aufsicht eines Fluglehrers am Verkehrslandeplatz vom nördlichen Segelfluggelände in Bahnrichtung 25.

Der Start erfolgte um 11:05 Uhr und in einer Schlepphöhe von ca. 100 bis 150 Meter kam es zur Startunterbrechung, weil das Schleppseil gerissen war. Zeugen beobachteten, wie die Normalfluglage des Segelflugzeuges eingenommen wurde und die Bremsklappen ausgefahren wurden.

Identifikation

  • Art des Ereignisses: Unfall
  • Datum: 08. August 2017
  • Ort: Augsburg
  • Luftfahrzeug: Segelflugzeug
  • Hersteller / Muster: Grob-Werke Burkhart Grob e. K. Unternehmensbereich – und / Grob 103 A „TWIN II ACRO“
  • Personenschaden: eine Person schwer verletzt
  • Sachschaden: Luftfahrzeug schwer beschädigt
  • Drittschaden: keiner

Ereignisse und Flugverlauf

Nach Aussagen der Flugschülerin erkannte sie in Bodennähe, dass die zur Verfügung stehende Landefläche für eine sichere Landung auf dem Flugplatzgelände, welches in westlicher Richtung durch einen Bachlauf mit Büschen und eine Straße begrenzt wird, nicht ausreichte. Sie entschloss sich deshalb eine links neben der Startrichtung befindliche Wiese anzusteuern. Der Fluglehrer erkannte nach dem Seilriß, dass die Flugschülerin außerhalb landen muss. Er griff jedoch aufgrund der bodennahen Flugsituation nach eigener Aussage nicht per Funk in die Handlungen ein.

Die Flugschülerin fuhr beim Anflug zur Außenlandefläche die Bremsklappen wieder ein. Das Segelflugzeug kollidierte in geringer mit der linken Tragfläche mit Buschwerk und prallte anschließend mit einer deutlichen Drehung um die Hochachse nach links auf den Boden. Das Luftfahrzeug wurde dabei schwer beschädigt und die Flugschülerin erlitt Wirbelverletzungen.

Flugplatzübersicht des Verkehrslandeplatzes Augsburg mit Startstelle, Windenposition und Unfallstelle
übersicht des Verkehrslandeplatzes Augsburg mit Startstelle, Windenposition und Unfallstelle

Angaben zu Personen

Die 16-jährige Flugschülerin war seit Oktober 2015 in der Segelflugausbildung und hatte nach ihren persönlichen Flugbuchaufzeichnungen eine Flugerfahrung von 113 Starts. Den ersten Alleinflug hatte sie eine Woche vor dem Unfallflug durchgeführt. Danach flog sie weitere zehn allein, zwei davon am Unfalltag. Am Tag davor wurde von ihr eine Seilrißübung mit Fluglehrer auf einem doppelsitzigen Schulflugzeug absolviert. Ihr flugmedizinisches Tauglichkeitszeugnis Klasse 2 war ohne Einschränkungen bis zum 24. August 2021 gültig.

Angaben zum Luftfahrzeug

Laut Flughandbuch handelt es sich bei dem Muster um ein doppelsitziges Segelflugzeug in Glasfaser-Verbundbauweise. Die Mitteldecker-Konstruktion mit T-Leitwerk hat eine Spannweite von 17,5 Meter. Das Hauptfahrwerk ist nicht einziehbar. Ein Spornrad und ein Bugrad sind jeweils fest am Rumpf montiert. Das Segelflugzeug ist für den Kunstflug zugelassen.

  • Hersteller: Grob-Werke Burkhart Grob e. K. Unternehmensbereich – und
  • Muster: Grob G 103 A „TWIN II ACRO“
  • Werknummer: 3772-K58
  • Baujahr: 1983
  • Betriebszeit: 2.841 Stunden

Die letzte Bescheinigung über die Prüfung der Lufttüchtigkeit wurde im April 2017 ausgestellt. Laut Massen-Übersicht betrugen die Leermasse 405 kg und die maximal zulässige Abflugmasse 580 kg. Im Segelflugzeug waren zweimal 7,5 kg Trimmgewichte montiert. Das Segelflugzeug war in zum Verkehr zugelassen und wurde von einem Verein betrieben.

Meteorologische Informationen

Laut Angaben von Zeugen betrug zur Unfallzeit die Sicht mehr als zehn Kilometer, die Wolkenbasis war bei geringem Bedeckungsgrad höher als 5.000 ft. Es fiel kein Niederschlag. Der Wind wehte aus 300° mit fünf bis acht Knoten, die Temperatur betrug 28 °C und der Luftdruck (QNH) lag bei 1.021 hPa.

Angaben zum

Das Segelfluggelände am Verkehrslandeplatz Augsburg (EDMA) befindet sich südlich des Flughafenbetriebes, auf einem Gelände außerhalb des umzäunten Sicherheitsbereiches. Das Gelände verfügt über eine 900 m lange Grasbahn bzw. Windenschleppstrecke für Segelflugzeuge in der Ausrichtung 070°/250° und wird an der Westseite durch einen Bachlauf mit Büschen begrenzt. Zum Unfallzeitpunkt war die Startbahn 25 in Betrieb. Der Flugplatz liegt in einer Höhe von 1.515 ft AMSL.

Flugplatzübersicht des Verkehrslandeplatzes Augsburg
Flugplatzübersicht des Verkehrslandeplatzes Augsburg

Unfallstelle und Feststellungen am Luftfahrzeug

Die Unfallstelle befand sich außerhalb des Flugplatzgeländes auf einem Wiesengelände, ca. 1.200 Meter westlich von der Startstelle entfernt hinter einem Bachlauf mit Büschen. Das Segelflugzeug kam mit rechts abgelegter Tragfläche und der Flugzeuglängsachse nach Osten gerichtet in seine Endlage. Das komplette Leitwerk war von der Rumpfröhre unmittelbar vorm Seitenleitwerk abgedreht worden. An der Vorderseite der linken Tragfläche, ca. einen Meter von der Flächenwurzel entfernt, war die Beplankung mehrfach aufgeplatzt und in den Rissen befanden sich Zweige, die der Kollision mit dem Buschwerk zugeordnet werden konnte.

Das Titelbild zeigt sich die Beschädigung der linken Tragfläche durch die Hindernisberührung. An der Rumpfunterseite wurden mehrere Beschädigungen festgestellt. Die vordere Cockpitverglasung war zerstört worden. Alle Ruderanschlüsse wurden überprüft. Es ergaben sich bei der Untersuchung keine Hinweise auf technische Mängel am Luftfahrzeug.

Zusätzliche Information

Für den Windenstart wurde eine Doppeltrommel-Schleppwinde vom Baumuster O2-H 320-140 mit einem Motor Mercedes OM403 eingesetzt, dessen Leistung 235 kW betrug. Die letzte Nachprüfung der Winde erfolgte am 23.04.2017. Der 30 jährige Windenfahrer war seit 2003 im Besitz einer Windenfahrererlaubnis.

An dieser Stelle wurde der Untersuchungsbericht summarisch, d.h. ausschließlich mit Darstellung der Fakten, abgeschlossen.

Alle angegebenen Zeiten, soweit nicht anders bezeichnet, entsprechen Ortszeit. Quelle und Bilder, soweit nicht anders angegeben: BFU