Zurzeit umrunden etwa 750.000 Objekte von mehr als 1 cm Größe die Erde, und zwar mit einer Geschwindigkeit von durchschnittlich 40.000 km/h, was bei einem Aufprall auf Weltraumgerät in etwa die Energie einer Handgranatenexplosion freisetzen würde. Die Konsequenzen für den Satellitenbetrieb können also erheblich sein. Im ESA-Raumflugkontrollzentrum ESOC in Darmstadt wird deshalb vom 18. bis 21. April wieder die nun siebte Europäische Konferenz über Weltraumtrümmer stattfinden. Führende Wissenschaftler, Ingenieure, Manager, Betreiber von Raumfahrtinfrastrukturen, Industrieunternehmen, Hochschulen und Entscheidungsträger aus allen wichtigen Raumfahrtnationen erhalten auf diesem in seiner Art einmaligen Forum Gelegenheit zum Austausch.
Etwa 18.000 dieser Trümmerteile sind groß genug, um regelmäßig von leistungsstarken Weltraumüberwachungssystemen verfolgt werden zu können, deren Daten von Weltraumorganisationen wie der ESA zur Vermeidung von Kollisionen genutzt werden. Die Entstehung dieser Trümmerteile ist zum größten Teil auf mehr als 250 Explosionen zurückzuführen.
Aufgrund der immer höheren Zahl von Trümmerteilen im Weltraum befürchten Experten, dass Kollisionen zwischen ihnen – die auch bereits eingetreten sind – nunmehr zur Hauptursache für neuen Raumfahrtschrott im Orbit werden könnten, weswegen sie Gegenmaßnahmen zur Eindämmung dieses Problems vorgeschlagen haben. Deren Umsetzung stellt die Raumfahrtorganisationen jedoch vor große Herausforderungen.
Was tun gegen Weltraumschrott?
Die nunmehr zum 7. Mal stattfindende Europäische Konferenz über Weltraumtrümmer bildet das weltweit größte Kolloquium zu diesem Thema. Eröffnet wird die Konferenz von ESA-Generaldirektor Jan Wörner und dem ehemaligen NASA-Chefwissenschaftler für orbitale Trümmerteile, Donald Kessler. Zu den wichtigsten Gesprächsthemen gehören aktuelle Fragen wie die derzeitige Maßnahmenpraxis zur Vermeidung von Raumfahrtschrott, neue Konzepte für dessen aktive Beseitigung sowie die Errichtung riesiger Konstellationen aus mehreren Tausend Telekommunikationssatelliten. Auch die starke Zunahme bei den kleinen Satelliten, d.h. Cubesats und Nanosatellitenschwärmen, wird ein Thema sein.
Das Themenspektrum umfasst Megakonstellationen, Möglichkeiten zur aktiven Beseitigung, europäische Anstrengungen auf dem Gebiet der Weltraumlageerfassung und Weltraumüberwachung, Messungen und Modellerstellungen. Die aus aller Welt angereisten führenden Experten werden sich ferner mit der zentralen Frage der Widerstandsfähigkeit von Trümmerteilen beim Eintritt in die Atmosphäre und somit dem Risiko am Boden sowie Einzelheiten von Aufprallvorgängen im Weltraum bei extrem hohen Geschwindigkeiten befassen. Es wird ein Live-Streaming der Veranstaltung geben.
Programm
Eröffnung
18. April, 09:30 bis 12:00 Uhr
Begrüßungsansprache von ESA-Generaldirektor Jan Wörner; Einführung durch den ESA-Direktor für Betrieb und Niederlassungsleiter des ESOC, Rolf Densing
- Videoübertragung einer Ansprache des französischen ESA-Astronauten an Bord der ISS, Thomas Pesquet
- Einführende Präsentation von Holger Krag, Vorsitzender des Ausschusses für das Konferenzprogramm und Leiter des ESA-Büros für Weltraumtrümmer
- Erstaufführung eines 3D-Films über Trümmerteile im Weltraum
- Vortrag über besondere Highlights durch Donald Kessler, NASA
Die Moderation der Plenarsitzungen übernehmen Manuel Metz vom DLR und Christian Cazeaux vom CNES.
- Hugh Lewis (Universität Southampton): Mögliche Auswirkungen großer Konstellationen und kleiner Satelliten auf den Raumfahrtschrott insgesamt
- J.C. Liou (Leiter des NASA-Büros für das Orbital Debris Program): Zentrale Aspekte der jüngsten Forschungstätigkeiten des NASA-Büros für das Orbital Debris Program
- Satomi Kawamoto (JAXA): Aktueller Stand der Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten der JAXA zur aktiven Entfernung von Raumfahrtschrott
- Thomas Schildknecht (AIUB): Bestimmung und Modellierung von Positionsdaten von Trümmerteilen durch Kombinierung von mit verschiedenen Beobachtungsmethoden erfassten Daten
Am 19. und 20. April sind mehrere technologiebezogene Arbeitssitzungen und Zusammenkünfte geplant, an denen auch Medienvertreter teilnehmen können. Einzelheiten zum Programm sind hier erhältlich.
Abschlusskonferenz und Diskussion
21. April, 11:00 bis 13:00 Uhr
In der ESOC werden die wichtigsten Diskussionsthemen und Schlussfolgerungen der viertägigen Konferenz vorgestellt.
Teilnehmer:
- Brigitte Zypries, Bundesministerin für Wirtschaft und Energie und Koordinatorin der Bundesregierung für Luft– und Raumfahrt (nzb)
- Rolf Densing, ESA-Direktor für Betrieb und Niederlassungsleiter des ESOC
- Holger Krag, Konferenzvorsitzender und Leiter des ESA-Büros für Weltraumtrümmer, sowie hochrangige Podiumsredner des COSPAR, der IAA, des CNES, des DLR, der ASI und der UKSA (Namen nzb).