Bei Astrium wurden die Startvorbereitungen für Gaia in Kourou, Französisch-Guayana, abgeschlossen. Europas modernstes Weltraumteleskop soll von dort am 19. Dezember an Bord einer Sojus-Trägerrakete gestartet werden. Gaia wurde von Astrium für die Weltraumorganisation ESA entwickelt und gebaut und soll eine hochpräzise 3D-Karte unserer Galaxie, der Milchstraße, anfertigen und bisher unbekannte Objekte aufspüren.
Ziel der Mission ist es, tiefere Einblicke in die Ursprünge und die Entwicklung des Sonnensystems zu liefern. Es wird mit der Entdeckung Hunderttausender neuer Himmelskörper gerechnet, wie z. B. extrasolarer Planeten und "gescheiterter Sterne", so genannter Brauner Zwerge. Innerhalb unseres Sonnensystems soll Gaia außerdem Zehntausende Asteroiden identifizieren.
Technologischer Quantensprung bei der Struktur
"Als echtes galaktisches Mikroskop ist Gaia das Auge des Universums", sagte Eric Beranger, CEO von Astrium Satellites. "Zudem handelt es sich um ein außergewöhnliches Weltraumsystem. Die Präzision der Instrumente erforderte die Entwicklung einer Struktur von bislang unerreichter Stabilität, die einen technologischen Quantensprung darstellt. Ich bin sehr beeindruckt von der hervorragenden Arbeit, die die Ingenieure von Astrium in den vergangenen zehn Jahren geleistet haben. Die an der Entwicklung von Gaia beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sich selbst übertroffen."
Das Weltraum-Observatorium war im August nach letzten Tests Richtung Kourou geschickt worden. Zu den hochmodernen Instrumenten von Gaia gehört auch das empfindlichste Teleskop, das je gebaut wurde. Wie das Weltraumteleskop für die ESA-Mission Herschel und sämtliche von Astrium gebaute Erdbeobachtungsinstrumente, ist diese hochmoderne Ausrüstung das Ergebnis des einmaligen Know-hows auf dem Gebiet der Siliziumkarbid-Technik für Teleskope. Im Rahmen dieser Erfolgsgeschichte haben Astrium und sein Partner Boostec einen neuen Wirtschaftszweig erschlossen. Das von Boostec in der Region Midi-Pyrénées in Frankreich erzeugte Siliziumkarbid (SiC) wird inzwischen in die gesamte Welt exportiert.
Gigapixel-Kamera erkennt Haar aus 700 km Entfernung
Zudem wird Gaia einen "fotografischen" Sensor von bisher unerreichten Genauigkeit nutzen und die optischen Instrumente von Gaia werden eine extrem hohe Messgenauigkeit liefern. Aufgrund seiner großen Fokalebene, die aus 106 CCD-Detektoren mit einer Milliarde Pixel besteht, könnte Gaia ein einziges Haar aus einer Entfernung von 700 Kilometern erkennen. Für die Lageregelung nutzt das Raumfahrzeug ein Kaltgas-Triebwerk (Stickstoff) mit Mikroschubdüsen, mit denen die Richtleistung kontinuierlich mit der erforderlichen höchsten Präzision geregelt werden kann.
Gaia wird an Punkt L2 stationiert, einem der fünf Lagrange-Punkte in unserem Sonne-Erdsystem. Lagrange-Punkte sind Gleichgewichtspunkte im Planetensystem, an denen sich Körper wie beispielsweise Satelliten, fest und vollkommen stabil im Weltraum positionieren lassen. Diese 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernten und auf der Bahn um die Sonne gelegenen Punkte sind für Weltraummissionen zu astronomischen Observationszwecken von großer Bedeutung, da diese eine sehr hohe Richtstabilität erfordern.