Motorsegler sackt nach Start in EDTR ab

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Der beabsichtigte nach eigener Darstellung mit dem Motorsegler des Luftsportvereins gemeinsam mit einem Fluggast einen privaten Reiseflug durchzuführen.

Identifikation

  • Art des Ereignisses: Unfall
  • Datum: 30. Mai 2018
  • Ort: Herten-Rheinfelden
  • Luftfahrzeug: Motorsegler
  • Hersteller / Muster: Scheibe / SF 25 C
  • Personenschaden: eine Person leicht verletzt, eine Person schwer verletzt
  • Sachschaden: Luftfahrzeug schwer beschädigt
  • Drittschaden: keiner

Ereignisse und weiterer Flugverlauf

Der hatte geplant nach Konstanz zu fliegen, „was aber nicht notwendig gewesen wäre auch tatsächlich dorthin zu fliegen“. Er beschreibt den Motorsegler als schwach motorisiert und die Außentemperatur als sehr warm. Nach eigener Aussage war ihm klar, dass der Motorsegler nicht „abgeht, wie eine Rakete“. Der Start erfolgte um 14:26 Uhr auf der Piste 06 des Sonderlandeplatzes Herten-Rheinfelden (EDTR).

Von Zeugen wurde beim Startlauf beobachtet, wie der Motorsegler nach dem Abheben zwischen der Halbbahnmarkierung und dem hinterem Bahnende abhob und anschließend nur sehr langsam an Höhe gewann. Nach Aussage des Piloten hatte er sich für den Startverlauf vorgenommen, den Startlauf abzubrechen, wenn das Luftfahrzeug bis zum Erreichen der Halbbahnmarkierung nicht abgehoben hatte. Die erste Hindernisreihe, eine Baumreihe im Abflug quer zur Flugrichtung, wurde knapp überflogen, worauf von Zeugen danach ein leichtes Absacken des Motorseglers beobachtet wurde. Der Pilot gab dazu an, dass er nach dem Überfliegen der Baumreihe einen Abwind spürte.

Im Bereich der BAB A 861 kippte das Luftfahrzeug dann über die linke Tragfläche ab, berührte mit der rechten Tragfläche eine quer zur Abflugrichtung verlaufende Freileitung und stürzte anschließend am Rande eines Feldes in den Bewuchs von Büschen und Bäumen.

Das Luftfahrzeug kam schwer beschädigt auf der Oberseite liegend in seine Endlage. Beide Insassen konnten aus eigener Kraft den Motorsegler verlassen. Der Fluggast hatte sich leichte, der Pilot hatte sich schwere Verletzungen zugezogen. Das Titelbild zeigt den Flugverlauf mit Unfallstelle.

Angaben zu Personen

Der 51-jährige Pilot war seit März 2003 im Besitz eines unbefristet gültigen Luftfahrerscheines für Privatpiloten (PPL (A)). In die gemäß Teil FCL nach -Standards erteilte Lizenz waren die Klassenberechtigungen für einmotorige mit Kolbentriebwerk (SEP land) sowie (TMG) mit einer jeweiligen Gültigkeit bis zum 30.06.2018 eingetragen. Er war im Besitz weiterer Lizenzen als Luftsportgeräteführer für Hängegleiter (Beiblatt „F“), aerodynamisch gesteuerte UL mit Passagierberechtigung sowie Fußstartfähige UL.

Sein flugmedizinisches Tauglichkeitszeugnis Klasse 2, ausgestellt am 31.01.2018, war bis zum 10.02.2019 gültig und enthielt keine Einschränkungen. Der Pilot hatte eine Gesamtflugerfahrung von ca. 372 Stunden. Vor dem Unfallflug hatte er am 28.04.2018 und am 01.05.2018 drei Flüge mit einer Flugzeit von insgesamt ca. 3 Flugstunden und fünf Landungen durchgeführt. Der letzte Eintrag vor diesen Flügen war mit dem Datum vom 14.09.2016 im Flugbuch des Piloten aufgezeichnet. Auf das Muster SF 25 C ist er nach eigener Angabe erst vor kurzem eingewiesen worden.

Angaben zum Luftfahrzeug

Bei dem Motorsegler SF 25 C handelte es sich um einen freitragenden Tiefdecker in Gemischtbauweise. Das Luftfahrzeug war in zum Verkehr zugelassen und wurde von einem Luftsportverein betrieben.

  • Hersteller: Scheibe
  • Muster: SF 25 C
  • Werknummer: 44316
  • Baujahr: 1981
  • Leermasse: 432,6 kg
  • Maximale Abflugmasse: 610 kg
  • Triebwerk: Limbach-Triebwerk L2000EA (S/N 1132-4)
  • Propeller: HO 11*-150B75L

Die Gesamtbetriebszeit betrug zum Unfallzeitpunkt 7.407 Stunden. Die letzte Jahresnachprüfung fand am 29.09.2017 statt. Das ARC hatte eine Gültigkeit bis zum 28.09.2018. Für den Unfallzeitpunkt wurde folgende Beladung ermittelt:

  • Leergewicht
  • Gewicht Pilot / Fluggast:
  • Gewicht Treibstoff: 432,6 kg
  • 83 kg / 115 kg
  • 35,77 kg
  • Gepäck/Ausrüstung: 3 kg
  • Die Abflugmasse der SF 25 C lag bei 669,37 kg.

Laut Flughandbuchangaben wird der Bereich für den Fluggewichtsschwerpunkt mit 2,143 m bis 2,334 m angegeben. Für die Beladung beim Unfallflug ergibt sich eine Schwerpunktlage von 2,132 m.

Laut Flughandbuch des Luftfahrzeuges liegt die Startrollstrecke bei einer Flugplatzhöhe von 300 m über NN und einer Lufttemperatur von +30 °C bei ca. 113 m. Die Startstrecke über ein 15 m Hindernis liegt bei ca. 266 m.

Meteorologische Informationen

Zum Unfallzeitpunkt herrschten laut Zeugenaussagen Sichtflugwetterbedingungen (VMC). Nach den Angaben der Flugleitung war es fast windstill, die Sicht betrug mehr als 10.000 m. Die Temperatur am Boden lag bei 28 °C und der Luftdruck (QNH) betrug 1.014 Hektopascal.

Funkverkehr

Zwischen der Flugleitung und dem wurde Sprechfunkverkehr in deutscher Sprache durchgeführt. Der Funkverkehr wurde nicht aufgezeichnet.

Angaben zum

Der Sonderlandeplatz Herten-Rheinfelden liegt ca. 1,5 nautische Meilen (NM) westlich der Stadt Rheinfelden. Er verfügt über eine 730 m x 30 m Grasbahn mit der Ausrichtung 06/24 (061°/241°). Auf halber Länge der Grasbahn befindet sich jeweils links und rechts eine Halbbahnmarkierung. In Landerichtung 06 steht eine Startrollstrecke von 510 m zur Verfügung. Die Flugplatzhöhe beträgt 925 ft AMSL. Der Sonderlandeplatz ist zugelassen für mit einer max. Abflugmasse von 2 000 kg.

Unfallstelle und Feststellungen am Luftfahrzeug

Etwa 1 km nordöstlich des Sonderlandeplatzes Herten-Rheinfelden stürzte das Luftfahrzeug nach dem Start auf der Betriebspiste 06 hinter der BAB A861 am Rande eines Feldes in den Bewuchs von Büschen und Bäumen. Der Rumpf lag auf dem Rücken in Ausrichtung 310°. Die linke Tragfläche war mit dem Rumpf verbunden und in Höhe der halben Halbspannweite gebrochen.

Der Innenflügel der rechten Tragfläche war zerstört und lag gestaucht zum Teil unter und neben dem Rumpf. Die Flügelwurzeln rechts und links waren mit dem Rumpf verbunden. Das linke Höhenruder lag in Flugrichtung links neben dem Wrack auf dem Boden. Die rechte Tragfläche war im Bereich der halben Halbspannweite abgerissen und lag 14 m vor der Wrackendlage. Das zweite Bild zeigt die Unfallstelle mit Wrackteilverteilung.

An den Bauteilen der rechten Tragfläche fanden sich Spuren und Beschädigungen von der Berührung mit der quer zur Anflugrichtung verlaufenden Freileitung. Der Randbogen der rechten Tragfläche lag an der Leitplanke der Autobahn und war somit ca. 32 m entfernt vom Wrack. Folgende Schalterstellungen wurden im vorgefunden und dokumentiert:

  • Gashebel
  • Vorwärmung
  • Zündung
  • Benzinpumpe
  • -Master
  • Hauptsicherung
  • VOLLGAS
  • 1⁄4 geöffnet
  • AUS
  • EIN
  • EIN
  • GEZOGEN

Die Kontrolle der Zündkerzen ergab, dass alle Kerzen ein dunkles Verbrennungsbild hatten und sehr verrußt waren. Hinweise auf technische Mängel am Luftfahrzeug und an der Steuerungseinrichtung ergaben sich bei der Untersuchung nicht.

An dieser Stelle wurde der Untersuchungsbericht summarisch, d.h. ausschließlich mit Darstellung der Fakten, abgeschlossen.

Alle angegebenen Zeiten, soweit nicht anders bezeichnet, entsprechen Ortszeit. Quelle und Bilder, soweit nicht anders angegeben: BFU

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