LFU 205, eines der ersten Motorflugzeuge in Kunststoffbauweise, flog 50 Jahre lang für das Deutsche Zentrum für Luft– und Raumfahrt (DLR). Am 08. März 2018 wurde sie offiziell an das Deutsche Museum in München übergeben und kann jetzt als Exponat in der Flugwerft Schleißheim bestaunt werden.
„Wir freuen uns, dass die LFU 205 nun ihren Platz in der sorgfältig gepflegten Luftfahrtsammlung der Flugwerft Schleißheim des Deutschen Museums gefunden hat“, sagt DLR-Luftfahrtvorstand Prof. Rolf Henke anlässlich der feierlichen Übergabe.
LFU 205 ein X-Plane aus Deutschland
„Auf den ersten Blick wirkt die LFU klein und unscheinbar, aber sie ist ein wichtiger Teil der Geschichte der deutschen Luftfahrt in Industrie und Forschung, sie war ein Experimentalflugzeug für Aerodynamik und Bauweisen, ein deutsches ‚X-Plane‘.“
Gerhard Filchner, Leiter der Flugwerft Schleißheim, freut sich über den einzigartigen Neuzugang. „Wir bemühen uns schon seit den 1980er Jahren um diese Maschine, aber sie war leider nicht verfügbar, weil sie noch bis letztes Jahr im Forschungseinsatz war.“
Technologieträger mit neuem Faserverbund
Die LFU wurde in den 1960er Jahren als Technologieträger für die Kunststoffbauweise von der Leichtflugtechnik-Union (LFU), einem Zusammenschluss der Firmen Bölkow, Rhein-Flugzeugbau und Pützer-Kunststofftechnik, in Kooperation mit dem DLR entwickelt. Somit blieb sie ein Unikat, das nur ein einziges Mal produziert wurde und für die damalige Zeit viele Neuerungen mit an Bord hatte: Erstmals wurden auch tragende Bauteile in Faserverbundbauweise hergestellt. Außerdem ließ sich die so genannte Schlauchbauweise auf Maschinenfertigung umstellen.
Vorteile hatte die LFU viele: Dank der glatten Oberfläche hatte sie eine größere Reichweite. Sie war leichter als andere Flugzeuge und unempfindlicher gegen Stöße und Korrosion. Ihre Form war stabiler und bei Beschädigungen leichter zu reparieren.
Forschung für Flügel der nächsten Generation
Von 1974 bis 1984 war die LFU 205 bei der DLR-Vorgängerin DFVLR (Deutsche Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt) in Oberpfaffenhofen stationiert. 1977 erhielt die Maschine ihre Musterzulassung als Einzelstück. Ab 1984 nutzten die DLR-Forscher in Braunschweig das Flugzeug für umfangreiche Messkampagnen. „Der Forschungseinsatz war wichtig für die Entwicklung von Laminarflügeln“, berichtet Arne Seitz vom DLR-Institut für Aerodynamik und Strömungstechnik, der viel mit der LFU gearbeitet hat.
„Solche Flügel sorgen mit sehr glatten Oberflächen, an denen die Luft parallel entlanggleitet, für einen geringeren Reibungswiderstand. Das wird die nächste große Revolution im Flugzeugbau und soll zu Treibstoffeinsparungen von bis zu 20 Prozent führen“, sagt Seitz. Ein Prototyp 340-400 „BLADE“ (Breakthrough Laminar Aircraft Demonstrator in Europe) hat im letzten Jahr seinen Erstflug absolviert. Und die LFU 205 hat dies mit ermöglicht.
LFU 205 auf den Fotos
DLR-Forschungsflugzeug LFU 205: Das DLR-Forschungsflugzeug LFU 205 bei einer seiner letzten Forschungsaufgaben. Durch das Loch im Fenster sieht man eine Infrarot-Messtechnik in der Kabine, mit der Daten zur laminaren Strömung erfasst wurde.
Feierliche Übergabe: DLR-Luftfahrtvorstand Prof. Rolf Henke und Gerhard Filchner, Leiter der Flugwerft Schleißheim auf der LFU.
Übergabe der LFU: DLR-Luftfahrtvorstand Prof. Rolf Henke (rechts) übergibt die LFU 205 an Prof. Wolfgang Heckl, Direktor des Deutschen Museums in München.