In Friedrichshafen beginnt heute der 67. Deutsche Luft– und Raumfahrtkongress (DLRK). Globale Entwicklungen wie die Digitalisierung, der Klimawandel oder zunehmende Kommerzialisierung beschäftigen auch die Luft– und Raumfahrt und stehen im Fokus vieler der rund 280 Vorträge beim DLRK.
Vom 04. bis 06. September 2018 kommen Wissenschaftler, Ingenieure, Politiker und der fachliche Nachwuchs im Graf-Zeppelin-Haus zusammen, um sich über aktuelle Entwicklungen, Technologien und Herausforderungen in der Luft- und Raumfahrt auszutauschen. Veranstaltet von der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt (DGLR), ist der DLRK das größte wissenschaftlich-technische Networking-Event der Luft- und Raumfahrtbranche in Deutschland und zieht jährlich rund 600 Experten an.
Strukturwandel in Luft- und Raumfahrt
Weil diesen aktuellen Herausforderungen nur mit gezielten Förderungen und den passenden Rahmenbedingungen begegnet werden kann, hofft die DGLR auch zukünftig auf verstärkte politische Unterstützung für die deutsche Luft- und Raumfahrt, um weiterhin wettbewerbsfähig bleiben zu können. Jeder Euro, der in die Luft- und Raumfahrt gesteckt wird, rentiert sich mehrfach, und das nicht nur finanziell, so die DGLR.
Forschung und neue Technologien in der Luft- und Raumfahrt bringen vor allem wichtige Erkenntnisse und Verbesserungen für Umweltschutz, Gesundheit und Technik. In den nächsten Jahren stehen der Branche grundlegende Veränderungen bevor. Um diesen zu begegnen, braucht die Luft- und Raumfahrtbranche in Deutschland die gezielte Unterstützung der Bundesregierung. Die DGLR erhofft sich, dass diese den politischen Rahmen schafft, in dem die wissenschaftliche Forschung verstärkt unterstützt wird, damit die Branche anstehende Änderungen annehmen und umsetzen kann.
„Damit die deutsche Luft- und Raumfahrtbranche international erfolgreich ist, brauchen wir natürlich Investitionen in Forschung und Entwicklung“, sagt DGLR-Präsident Prof. Rolf Henke. „Digitalisierung, elektrische Antriebe oder auch unbemannte Luftfahrzeuge sind globale Entwicklungen, bei denen wir ganz vorne mit dabei sein wollen. Nur wenn wir gezielt in Zukunftstechnologien aber auch Grundlagenforschung investieren, können wir Innovationen vorantreiben und Deutschland als Quelle für High-Tech und Wissen etablieren. Wissenschaftlich-technische Gesellschaften wie die DGLR sind der Schlüssel zur Vernetzung von diesem Wissen. Ebenso wichtig ist aber die politische Unterstützung, wenn es darum geht, Rahmenbedingungen für neue Technologien zu schaffen und Gesetzeslagen schnell und effizient zu entwickeln.“
Fliegen ohne Piloten als Chance
Seit knapp fünf Monaten ist Thomas Jarzombek nun als neuer Koordinator der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt im Amt. Seine Aufgabe ist es, die Maßnahmen der Bundesregierung zur Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Luft- und Raumfahrt in den Bereichen Forschung und Entwicklung zu koordinieren und zu bündeln. Die Luftfahrt unterstützt die Bundesregierung seit 1995 mit dem Luftfahrtforschungsprogramm (LuFo). Ziel ist eine umweltverträgliche, leistungsfähige, sicherere und passagierfreundliche Luftfahrt, in dem die deutsche Luftfahrtindustrie dauerhaft und wesentlich zur Wertschöpfung in Deutschland beiträgt.
„Das Luftfahrtforschungsprogramm der Bundesregierung ist gut und wichtig. Wir brauchen diese gezielten Investitionen, um Wissen zu erlangen und dieses zu vernetzen“, so Henke. Eine Chance, um Deutschland an die Spitze der Luftfahrtforschung zu treiben, sieht Henke zum Beispiel bei unbemannten Luftfahrtsystemen: „Da steckt großes Potenzial drin. Wenn wir vorne mit dabei sein wollen, brauchen wir einen systemischen Wechsel.“ Unbemannte Luftfahrzeuge müssten beispielsweise in das vorhandene Luftverkehrssystem integriert werden können. „Nur mit Mitteln aus dem Luftfahrtforschungsprogramm ist das nicht möglich. Wir können zwar die Technik und die Theorie entwickeln, bei der Umsetzung ist aber mehr und mehr die Politik gefragt“, so Henke.
Um das Klima zu schützen, muss die Entwicklung von alternativen Antrieben wie der Elektromobilität vorangetrieben werden. „Wir sind schon weit, aber es bedarf weiterer Forschung, um alternative Antriebe technologisch auszureifen und wirtschaftlich tragfähig zu machen“, so Henke. Auch bei der militärischen Luftfahrt sieht er Entwicklungsbedarf: „Die militärische Luftfahrt wurde in den letzten Jahren vernachlässigt. Sie muss anwendungsfreundlicher, sicherer und verfügbarer sein.“
Deutschland: Wertvolle Grundlagenforschung auf ISS
Im Bereich der Raumfahrt verfolgt die Bundesregierung ein eigenes nationales Raumfahrtprogramm. Hier ist laut Henke insbesondere der Erhalt der Grundlagenforschung, wie sie auf der Internationalen Raumstation ISS betrieben wird, ein wichtiger Faktor. „Ergebnisse aus den Experimenten an Bord sind in allen Bereichen unseres Lebens zu finden“, so Henke. „Wichtige Medikamente konnten zum Beispiel nur mit diesen Erkenntnissen hergestellt werden. Und die Möglichkeiten für die Forschung sind noch lange nicht ausgeschöpft.“
Zukunftstechnologien, Digitalisierung und Akzeptanz sind in der Luft- und Raumfahrt wichtige Themen, die es zu fördern gilt. Damit sich die deutsche Luft- und Raumfahrt weiterentwickeln kann, müssen sich Branche und Politik vernetzen und eng zusammenarbeiten. Henke ist zuversichtlich, dass Deutschland ein Vorreiter in der Luft- und Raumfahrtbranche sein kann – wenn auch in Zukunft gezielt investiert und unterstützt wird: „Es geht mehr, als derzeit noch passiert“.
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