Rosetta mit Kometenlander als Ausstellung in Berlin

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Schwer zu sagen, was die Wissenschaftler und Ingenieure der Rosetta-Mission am meisten überrascht hat: Die ungewöhnliche Form des Kometen Churyumov-Gerasimenko, der ihm den Spitznamen „Bade-Ente“ einbrachte?

Die bizarre, unerwartet vielseitige Landschaft mit Rissen, Terrassen, Löchern, Steilhängen und sogar dünenähnlichen Strukturen? Die Landung, bei der Philae im November 2014 nicht nur einmal, sondern gleich mehrfach landete, weil der Lander erst nach einigen kilometerweiten Hüpfern zur Ruhe kam? Oder die harte Kometenoberfläche, bei der viele ursprünglich befürchtet hatten, dass sie eigentlich sehr weich sein würde? Die Vielzahl der erstmals auf einem Kometen entdeckten Moleküle?

Rund um den Erdball fieberten die Menschen mit, als die Wissenschaftler mehrere hundert Millionen Kilometer entfernt im zum ersten Mal einen Kometen unter die Lupe nahmen. In der Sonderausstellung „Kometen. Die Mission Rosetta. Eine Reise zu den Ursprüngen des Sonnensystems“ zeigt das Deutsche Zentrum für – und (DLR) ab dem 9. August 2016 in Kooperation mit dem Museum für Naturkunde und der Max-Planck-Gesellschaft, warum Kometen so faszinierend sind und wie die Rosetta-Mission ihre Geheimnisse erforschte.

Ehrgeizige Ziele der Mission Kometenlandung

Die Idee, eine Raumsonde und einen Lander zu einem Kometen zu schicken, wurde schon vor fast 30 Jahren geboren. Man wollte nicht nur einen kurzen Blick auf diese Himmelskörper aus den Anfängen unseres Sonnensystems werfen, sondern länger vor Ort bleiben – und beobachten, wie der Komet auf seinem Weg um die Sonne zunehmend aktiv wird und dabei Gas und Staub ins Weltall schleudert. „Diese kometentypischen Prozesse waren nicht ausreichend erforscht, wir hatten vieles nicht verstanden“, sagt Dr. Ekkehard Kührt, Planetenforscher am DLR und zuständig für den wissenschaftlichen Anteil des DLR an der Mission mit Rosetta und Philae. „Außerdem gelten Kometen als Zeitzeugen der Planetenentstehung, da sie ihre ursprünglichen Eigenschaften weitgehend erhalten haben – das wollten wir nutzen, um in diese frühe Zeit zu schauen.“

Die Ziele – und auch die Premieren, die mit dieser Mission der europäischen ESA vollbracht werden sollten – waren damit gesetzt: Zum ersten Mal sollte eine Raumsonde um einen Kometen kreisen und ihn auf seinem Weg durch das Weltall begleiten, zum ersten Mal sollte mit dem von einem Konsortium unter Leitung des DLR entwickelten Lander Philae ein Labor auf einem Kometen aufsetzen und dort Messungen durchführen. Näher konnte man einem Kometen nicht mehr kommen. Die passenden Namen für Sonde und Lander waren schnell gefunden: Mit Rosetta erinnerte man an den Stein von Rosetta, mit dessen Hilfe die Hieroglyphen entschlüsselt werden konnten. Zusammen mit den Inschriften eines Obelisken aus dem Tempel von Philae gelang es Jean Françoise Champollion 1822, die bis dahin völlig rätselhafte Hieroglyphenschrift zu entziffern.

Insgesamt 21 Instrumente flogen mit Rosetta und Philae zum Kometen Churyumov-Gerasimenko: Die internationalen Wissenschaftler-Teams wollten fotografieren, bohren, schnüffeln, klopfen und lauschen – und unter anderem herausfinden, wie sich der Komet zusammensetzt, welche physikalischen Eigenschaft er hat und auch, ob Kometen einst Wasser und die Bausteine des Lebens auf die brachten. „Die Entwicklung des Lebens ist eine Grundfrage unserer Forschung“, erklärt Prof. Tilman Spohn, Direktor des DLR-Instituts für Planetenforschung. „Rosetta hat uns gezeigt, dass Kometen als Lieferanten prebiotischer Moleküle in Frage kommen, aber sicher nicht die Hauptquelle von Wasser auf der waren.“

Ein Komet mitten in

Die internationale Mission startete am 02. März 2004. Zehn Jahre dauerte die Reise durch das Weltall, bei der die Rosetta-Sonde bei nahen Vorbeiflügen an Erde und Schwung holte, unterwegs die Asteroiden Šteins und Lutetia fotografierte und schließlich sogar zweieinhalb Jahre im Winterschlaf auf Churymov-Gerasimenko zuflog. Am 06. August 2014 erreichte Rosetta ihr Ziel, am 12. November 2014 erfolgte dann mit Philae die erste Landung auf einem Kometen.

Alle diese Stationen dokumentiert die Ausstellung, in der auch ein Modell der Rosetta-Raumsonde im Maßstab 1:5 sowie ein Modell des Philae-Landers in Originalgröße gezeigt werden. Ein weiterer Protagonist der Mission, der Komet Churyumov-Gerasimenko, steht – 4,3 Meter mal 3,6 Meter groß und somit im Maßstab 1:1000 – als Größenvergleich auf dem Stadtplan von Berlin-Mitte.

Kometenbesuch

„Die Rosetta-Mission und die Landung mit Philae waren und sind einzigartig“, sagt DLR-Wissenschaftler Dr. Stephan Ulamec, der als Projektleiter mit seinem Team für Philae verantwortlich war. Für die Ingenieure und Wissenschaftler war das Arbeiten mit Philae ein Auf und Ab: Nachdem der Lander zunächst ungeplant von der Oberfläche abprallte, sammelte er dennoch mit seinen zehn Experimenten an Bord 64 Stunden lang Daten, während das Team im DLR-Kontrollzentrum rund um die Uhr im Schichtbetrieb Philae kommandierte und betrieb. Aus dem anschließenden Winterschlaf meldete sich Philae dann am 13. Juni 2015 zum ersten Mal wieder mit Datenpaketen zurück – und nahm dann noch sieben weitere Male Kontakt mit dem Team am Boden auf.

Am 09. Juli 2015 erhielten die Wissenschaftler zum letzten Mal ein Signal ihres Landers. Dann herrschte Funkstille, aus der sich Philae nicht mehr zurückmeldete. Für die Rosetta-Sonde war die Arbeit am Kometen aber noch lange nicht zu Ende: Die Mission lief so erfolgreich, dass die ESA sie um neun Monate – bis zum 30. September 2016 – verlängerte.

Die Resultate der Mission: Traumhafte Bilder von einem zerklüfteten, tiefschwarzen Kometen, der bei der Annäherung an die Sonne zunehmend ausgast und gewaltige Gasströme mit Kometenmaterial ins All schleudert. Das Wissen, dass Kometen keine „schmutzigen Schneebälle“ aus lockerem Material sind, sondern eisige, poröse Staubbälle mit einer unerwartet harten Oberfläche. Und die Erkenntnis, dass Kometen wie Churyumov-Gerasimenko wohl doch nicht das Wasser auf die Erde gebracht haben.

Im September 2016 werden die Rosetta-Raumsonde und Lander Philae zum Missionsende wieder vereint sein: Rosetta wird auf der Kometenoberfläche aufsetzen, währenddessen noch spektakuläre Messungen machen – und anschließend mit Philae gemeinsam auf Churyumov-Gerasimenko um die Sonne reisen. Ein Funkkontakt wird ab diesem Zeitpunkt zu beiden jedoch nicht mehr möglich sein.

Die Ausstellung

Die Ausstellung „Kometen. Die Mission Rosetta. Eine Reise zu den Ursprüngen des Sonnensystems“ des DLR in Kooperation mit dem Museum für Naturkunde Berlin und der Max-Planck-Gesellschaft eröffnete am Dienstag.