Airbus stellt auf der Farnborough International Airshow 2018 eine sicher vernetzte, luftgestützte militärische Kommunikationslösung vor: NFTS – Network for the Sky.
NFTS kombiniert verschiedene Kommunikationstechnologien zu einem gesicherten Mesh-Gesamtnetzwerk, wodurch Flugzeuge zum festen Bestandteil des mit High-Speed verbundenen Gefechtsfeldsystems werden. Flugzeugbauer Airbus nutzt dazu die Erfahrungen in den Bereichen Flugzeuge, Satelliten und sichere militärische Kommunikation um eine Kommunikationsnetzwerk-Lösung einzurichten, die Interoperabilität zwischen Flugzeugen, Satelliten, Kommandozentralen und mobilen Einheiten an Land oder auf See sicherstellt.
Flugzeug selbst Knoten des Netzwerkes
„Network for the Sky soll eine nahtlose Verbindung bieten, wie man es auch vom Mobiltelefon gewohnt ist, wenn dieses unbemerkt von einem Netzwerk in ein anderes oder von 4G zu WiFi wechselt. Zusätzlich jedoch mit der Zuverlässigkeit und den Cybersecurity-Standards militärischer Kommunikationslösungen, erklärt David Kingdon-Jones, Head of NFTS bei Airbus Defence and Space. „Der Unterschied ist, dass sich in der Luft nicht nur der Nutzer bewegt, sondern auch das Netzwerk, da die Flugzeuge selbst die Knotenpunkte dieses Netzwerks bilden. Aufgrund ihrer Eigengeschwindigkeiten haben zwei Flugzeuge nur wenige Sekunden Zeit, für den Einsatz wichtige Informationen auszutauschen.“
Derzeit sind einzelne Flugzeuge, unbemannte Luftfahrzeuge (Unmanned Aerial Vehicles – UAV) und Hubschrauber immer noch über verschiedene Netzwerke mit eingeschränkter Interoperabilität und häufig geringer Sicherungsstufe verbunden. Die Bandbreite reicht zudem normalerweise nicht zum Transfer großer Datenvolumen aus. Zum Beispiel stellen in Kampfflugzeugen Link 16- und UHF/VHF-Kommunikationssysteme lediglich Datenübertragungsraten von wenigen kbit/s zur Verfügung, was im Prinzip für Sprachkommunikation und den Austausch von Standortkoordinaten vollkommen ausreicht.
NFTS soll verschiedene Technologien wie Satellitenverbindungen mit geostationären Konstellationen sowie mit Konstellationen in mittleren und niedrigen Erdumlaufbahnen, taktische Luft-Boden-, Boden-Luft- und Luft-Luft-Verbindungen, Sprachverbindungen, 5G-Mobilkommunikationszellen und Laserverbindungen in ein einziges, sicheres Gesamtnetz integrieren. Mit NFTS wird auch eine neue Generation von Kommunikationsterminals und -antennen eingeführt, die perfekt in den Flugzeugrumpf integriert werden können. Sie können verschiedene Frequenzbänder verwalten. So lassen sich Verbindungen auch bei schnellen Flugmanövern aufrechterhalten.
„Combat Cloud“ und Datenlink für dynamischen Einsatzplan
Dieses intelligente Netzwerk kann jederzeit rekonfiguriert werden und priorisiert die jeweiligen Kommunikationen anhand von Datenfluss, Einsatzzielen und verfügbarer Bandbreite in den verschiedenen Verbindungen. Das Management nahtloser End-to-End-Verbindung wird somit für Nutzer transparent. Durch die gewährleistete Verbindung während der gesamten Dauer der Lufteinsätze stellt das Netzwerk die Informationsüberlegenheit sicher und verbessert die Multimissionsfähigkeiten von Flugzeugen. Missionsflugzeuge können in Echtzeit Applikationen und Daten, die an Bord gespeichert sind, über eine „Combat Cloud“ austauschen.
Dies eröffnet Möglichkeiten, Kampfflugzeuge und Hubschrauber während des Fluges vom Boden aus durch das Hochladen aktualisierter Einsatzpläne umzuleiten, um beispielsweise neue Ad-hoc-Ziele anzugreifen. Es soll zudem möglich sein, Flotten taktischer UAV-Schwärme zu steuern. In großer Flughöhe operierende Plattformen wie Zephyr sollen dauerhafte Kommunikationszellen mit einem Durchmesser von mehreren Hundert Kilometern bilden, um Kommunikationen zwischen Flugzeugen mittels Laserverbindungen des SpaceDataHighway von Airbus weiterzuleiten.
NFTS wird als modulare End-to-End-Lösung angeboten – die erste Ausbaustufe ist bereits verfügbar. Diese beinhaltet die Verwendung einer Reihe von Antennen mit der Fähigkeit, im Flug zwischen den Abtaststrahlen von Satelliten zu wechseln. Die Herstellung von Verbindungen über High-Speed-Satelliten in Flugzeugen soll dergestalt standardisiert werden. Somit können die V/UHF-Funkverbindungen und L16-Datenverbindungen via Relais zur Satellitenkommunikation von wenigen hundert Kilometern auf tausende von Kilometern erweitert werden.
Network for the Sky bildet die Grundlage für ein verbundenes luftgestütztes Gefechtsfeldsystem und soll bis 2020 voll einsatzfähig sein. Das NFTS-Programm ist Teil des „Future Air Power“-Projekts und ist aufs Engste mit der Entwicklung von Europas zukünftigem Luftkampfsystem (Future Combat Air System – FCAS) verbunden.