Das europäische satellitengestützte Erweiterungssystem (Satellite Based Augmentation System – SBAS) der neuen Generation soll fortschrittliche Dienste zur Gewährleistung der Sicherheit von Menschenleben („Safety-of-Life-Services – SoL) für die europäische Luftfahrt bereitstellen und neue Dienste für Schifffahrt und Landnutzung bieten.
Die Europäische Weltraumorganisation ESA hat Airbus als Hauptauftragnehmer für die Entwicklung von EGNOS V3 ausgewählt. EGNOS besteht aus einem großflächigen Netz von etwa 50 Bodenstationen in Europa, Afrika und Nordamerika, zwei Hauptkontrollzentren in der Nähe von Rom und Madrid sowie einem Unterstützungszentrum für den Systembetrieb in Toulouse. Darüber hinaus wird das EGNOS-System Navigationsnutzlasten auf geostationären Satelliten nutzen.
Genauigkeit und Ausfallsicherheit verbessern
EGNOS V3 (European Geostationary Navigation Overlay Service) wird von der ESA im Auftrag der Europäischen Kommission und der Europäischen GNSS-Agentur (GSA) entwickelt und soll erweiterte SoL-Betriebsdienste in Europa bereitstellen. Diese werden die Genauigkeit und Verfügbarkeit von Nutzer-Positionsbestimmungsdiensten der bestehenden globalen Navigationssatellitensysteme (Global Navigation Satellite Systems – GNSS) Galileo und GPS verbessern.
Im Falle einer Verschlechterung der Systemleistung sendet EGNOS V3 binnen Sekunden eine Integritätswarnung und versorgt EGNOS-Nutzer mit entscheidenden Integritätsinformationen. Dies soll künftig die Position von EGNOS als eines der führenden GNSS-Systeme festigen. Der europäischen Zivilluftfahrt bietet EGNOS V3 somit verbesserte SoL-Services zum Schutz von Menschenleben und neue Anwendungen für die Bereiche Schifffahrt und Landnutzung. Zudem wird das System die Widerstandsfähigkeit gegen zunehmende Sicherheitsbedrohungen, insbesondere im Bereich Cybersicherheit, verbessern. EGNOS V3 wird die volle Dienstkontinuität für das nächste Jahrzehnt sicherstellen. Als erstes betriebsfähiges SBAS wird es den weltweiten Standard für Dual-Frequenz- und Multikonstellationsempfang von GPS- und Galileo-Signalen umsetzen und das seit 2011 betriebene EGNOS V2 ersetzen.
„Dieses Programm ist für Airbus von strategischer Bedeutung, denn es stärkt unsere Position im Geschäftsfeld Navigation. Die Unterzeichnung dieses Vertrags ist das Ergebnis von mehr als fünf Jahren intensiver Teamarbeit und Investitionstätigkeit“, sagte Nicolas Chamussy, Leiter von Space Systems bei Airbus. Das Konsortium will seine breiten Erfahrungen mit europaweitem Ressourcenpool zur Entwicklung sicherheitskritischer Bodensegmente in EGNOS V3 einbringen.
20 Subunternehmer beteiligt
Als Hauptauftragnehmer wird Airbus ein Konsortium von Unternehmen aus Deutschland, Frankreich, der Schweiz und Spanien leiten. Airbus ist verantwortlich für die Entwicklung, Integration, Implementierung und Betriebsvorbereitung von EGNOS V3 sowie für die Gesamtleistung des Systems und der zentralen Recheneinrichtung zur Verarbeitung der Echtzeit-Navigationsalgorithmen.
Der Vertrag hat eine Laufzeit von sechseinhalb Jahren. Rund 100 Personen und 20 Unterauftragnehmer werden an der Bereitstellung von EGNOS V3 beteiligt sein. Im Jahr 2023 soll das aktuell betriebene System durch eine Version mit Ein-Frequenzempfang ersetzt werden; nach weiteren 18 Monaten soll das endgültige Dual-Frequenz-System ausgeliefert werden. Auf dem Foto: Ambulanzdienst aus Norwegen.