ATV bereitet den Weg in die Zukunft der Raumfahrt

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

ATV (Automated Transfer Vehicle), die erfolgreiche Mission des ersten von gebauten unbemannten Versorgungsfahrzeugs mit dem Namen „Jules Verne“, ist am 09. März 2008 ins All gestartet und zu einem Schlüsselelement neuer Technologien für die bemannte Raumfahrt geworden.

Zehn Jahre als Hauptauftragnehmer der ESA eröffnen für den Eintritt in die bemannte Raumfahrt: Dazu zählen neben den ATV auch das Spacelab und das Columbus-Modul der Internationalen Raumstation ISS. Gemeinsam bereiteten sie den Weg für das europäische Servicemodul (European Service Module – ESM) des NASA-Raumfahrzeugs . Das ebenfalls von Airbus als Hauptauftragnehmer entwickelte ESM ist Europas jüngster Beitrag zur bemannten Raumfahrt.

Substanzielle Leistungen Europas im All

Orion, das neue Raumfahrzeug der NASA, soll Menschen zum und zu weiter entfernten Zielen bringen, etwa zu einem Asteroiden und in den 2030er Jahren womöglich bis zum . Das mit dem Crewmodul verbundene ESM ist für Energieversorgung, Antrieb sowie Thermalkontrolle zuständig und wird Astronauten auf Deep-Space-Missionen mit Wasser und Sauerstoff versorgen.

Zehn Tage nach seinem Start führte der erste hochentwickelte ATV-Raumtransporter ein perfektes automatisches Andockmanöver an die ISS aus. Damals lieferte das ATV nicht nur lebenswichtige Vorräte zur ISS, sondern sorgte auch für die erfolgreiche Bahnanhebung der Raumstation und wurde nach dem Andocken fester Bestandteil der Station. Nachdem es sechs Monate an die ISS angedockt war, löste sich das erste ATV „Jules Verne“ am 05. September 2008 von der Station und trat seine letzte Weltraumreise an, auf der es beim kontrollierten Wiedereintritt in die Erdatmosphäre am 29. September 2008 vollständig verglühte. In den Jahren 2011 bis 2014 wurden vier weitere ATV zur ISS geschickt. Airbus war als Hauptauftragnehmer der Europäischen ESA für die Entwicklung und den Bau aller ATVs und für die Vorbereitung ihrer ISS-Missionen verantwortlich.

Bis 2015 haben die ATVs insgesamt gut 31,5 Tonnen Fracht zur ISS gebracht. Zudem wurden sie mehrmals für die Bahnanhebung der Raumstation und für Ausweichmanöver zur Vermeidung von Kollisionen mit Weltraumschrott genutzt. Die ATVs demonstrierten die Fähigkeit zum automatischen Andocken an die ISS – eine wichtige Technologie für zukünftige -Erkundungsmissionen. Airbus hat diesen Erfolg im Rahmen eines europäischen Partnerschaftsprogramms erzielt und sich durch die herausragende Leistung der ATVs als vollwertiger Partner für die großen Raumfahrtprogramme der NASA qualifiziert.

ATV leistet noch wichtige Beiträge

„Mit Spacelab, Columbus und den ATVs haben wir unsere Fähigkeiten zur Entwicklung eines hochzuverlässigen Systems unter Beweis gestellt, das einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg der zukünftigen Erkundungsmissionen der NASA leisten wird: das European Service Module des Multi-Purpose Crew Vehicle“, sagte Nicolas Chamussy, Leiter von Space Systems bei Airbus.

Das ESM ist ein Zylinder mit einer Höhe und einem Durchmesser von etwa vier Metern. Wie das ATV verfügt es über einen vierflügligen Solargenerator (mit 19 Metern Spannweite nach Entfaltung). Die Solargeneratoren basieren auf einsatzerprobter Airbus-Technologie, die sich auch an Bord der hochzuverlässigen geostationären Telekommunikationssatelliten findet, die für eine mindestens 15-jährige Betriebsdauer im All ausgelegt sind. Die 8,6 Tonnen Treibstoff an Bord des ESM werden ein Haupttriebwerk sowie 32 kleinere Thruster antreiben, die für die Lageregelung und Manöver im Orbit genutzt werden. Auch hier stützt sich die ESA auf die Erfahrungen mit den ATVs, deren Antriebe erfolgreich eingesetzt wurden, um Kollisionen der ISS mit Weltraumschrott zu vermeiden.

„Die Anforderungen an eine Mission zum und eine Reise zur ISS im niedrigen Erdorbit sind natürlich grundverschieden. Doch dank der durchdachten Auslegung des ATV konnten wir das Konzept für neue Missionen weiterentwickeln. Dazu gehört etwa die Integration eines großen Haupttriebwerks, das genügend Leistung für einen zum Mond und zurück bietet“, sagte Nicolas Chamussy.

Die Orion-Kapsel ist bereits testweise wiedereingetreten. Sie soll 2019 / 2020 erstmals ihre Leistung demonstrieren und zu ihrer ersten unbemannten Mission, „Exploration Mission-1“, starten. Diese wird sie in eine Entfernung von mehr als 64.000 Kilometern über den Mond hinaus führen. Im Jahr 2023 könnte dann die erste bemannte Raumfahrtmission, Exploration Mission-2, vier Astronauten an Bord von Orion ins All bringen.