Gerade haben sich die Vorstände und Geschäftsführer der deutschen Flughäfen zu ihrer jährlichen Sitzung in Brüssel versammelt. Das Treffen, bei dem wie üblich auch Gespräche mit Entscheidungsträgern aus den EU-Institutionen geführt wurden, stand im Zeichen des 25-jährigen Jubiläums des EU-Binnenmarkts im Luftverkehr. ADV-Präsident und Geschäftsführer des Flughafen Köln/Bonn Michael Garvens kommentiert: „Die Schaffung des EU-Binnenmarkts im Luftverkehr hat über die letzten 25 Jahre Reisenden sowie Unternehmen bessere und preiswertere Flugverbindungen nach ganz Europa ermöglicht.
Als Folge sind die deutschen und europäischen Flughäfen zu einem noch wichtigeren Faktor der wirtschaftlichen Entwicklung geworden. Es ist jetzt an der Zeit, die Luftverkehrsverbindungen weltweit stärker auszubauen. Die Nachfrage ist enorm: Privat- und Geschäftsreisende profitieren von einer verbesserten internationalen Konnektivität der Flughäfen. Neue Langstreckenverkehre stärken die global vernetzte deutsche Volkswirtschaft. Eine liberale Vergabe von Verkehrsrechten ist unverzichtbar.“
Der Flughafenverband ADV unterstützt daher aktiv die EU-Kampagne zum 25-jährigen Jubiläum des EU-Binnenmarkts im Luftverkehr. Die ADV hat die Zeichen der Zeit früh erkannt und unterhält seit 1995 eine durchgehend besetzte Dépendance in Brüssel.
Kritik an Airlines
Kritik über ADV am europäischen Airline Verband A4E. Dieser hatte Flughäfen vorgeworfen, diese würden „Monopolrenditen“ erwirtschaften und damit die Airlines unangemessen belasten. Der Flughafenverband ADV weist die überzogenen Vorwürfe entschieden zurück. Präsident Michael Garvens stellt am Rande des ADV-Direktoriums in Brüssel klar:
„Die erhobenen Vorwürfe sind völlig haltlos: Kein einziger deutscher Flughafen kann derzeit kostendeckende Entgelte am Markt durchsetzen. Alle Flughäfen zahlen ca. zehn bis zu 50 Prozent der Kosten drauf.“ Um überhaupt schwarze Zahlen zu schreiben, müssten Flughäfen das strukturelle Defizit im Aviation-Geschäft durch Erträge aus anderen Geschäftsfeldern ausgleichen. Dies gelinge derzeit nur elf von 22 internationalen Flughäfen. „Airlines und Flughäfen sind Systempartner und als solche sollten sie sich auch verhalten. Wenn sich die Airlines immer weiter aus der Nutzerfinanzierung zurückziehen, muss das Geld aus anderen Bereichen kommen und am Ende einer solchen Kette steht der Steuerzahler. Das kann nicht die gewollte Lösung sein.“
Die Argumentation von A4E sei zudem in sich widersprüchlich. Amsterdam z.B. als Dual-Till Flughafen ist günstiger als London mit Single-Till; dennoch behauptet A4E Single-Till sei die vorteilhaftere Kalkulationsmethode. „Diese sprunghafte Argumentation und das Heranziehen willkürlicher Beispiele aus dem Ausland dient der Verunsicherung von Politik und Öffentlichkeit. Die deutschen Flughäfen setzen auf verhandlungsorientierte Ansätze bei der Bestimmung von Flughafenentgelten und lehnen daher einen verpflichtenden Single-Till ab. Bei Anwendung des Dual-Till-Ansatzes, dem die überwiegende Mehrheit der Flughäfen in Deutschland folgt, werden nur die Erlöse und Kosten des Aviation-Bereiches für die Festlegung der Flughafenentgelte herangezogen.
Gleichbehandlung geregelt
„Der Gesetzgeber hat klare Regelungen zu Nicht-Diskriminierung von Airlines, Kostenbasiertheit von Flughafenentgelten, zeitlichem Ablauf, Umfang und Inhalt der Konsultationen sowie Transparenzanforderungen vorgegeben. Dieses Prinzip ist in den Grundsätzen der ICAO und in der EU-RL über Flughafenentgelte verankert. Daran halten sich die deutschen Flughäfen uneingeschränkt.“ Zudem gibt es keinen empirischen Nachweis, dass Dual-Till Flughäfen höhere Entgelte als Single-Till Flughäfen erheben. Einer Revision der EU-RL über Flughafenentgelte bedarf es aus Sicht des Flughafenverbandes ADV nicht.