Kassel Airport hat 2015 finanziell deutlich besser abgeschnitten, als erwartet. Er schloss das Jahr mit einem Verlust von sechs Millionen Euro ab und konnte somit binnen Jahresfrist das Defizit um 2,1 Millionen Euro reduzieren. 2014 hatte es noch bei 8,1 Millionen Euro gelegen. Noch im April 2016 – zum dritten Geburtstag des Flughafens – war ein Ergebnis von 6,1 Millionen Euro für 2015 erwartet worden. Den geprüften Jahresabschluss billigte heute der Aufsichtsrat der Flughafen GmbH Kassel (FGK) bei seiner turnusmäßigen Sitzung. Der Aufsichtsratsvorsitzende und Hessens Finanzminister Dr. Thomas Schäfer, sowie der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende und Oberbürgermeister der Stadt Kassel, Bertram Hilgen, fanden deutliche Worte.
Die Entwicklung des Kassel Airport laufe nämlich nicht so, wie sich das viele erhofft hätten. „Was aber läuft, ist, dass es der Geschäftsführung gelingt, die Kosten sogar über die Erwartungen hinaus deutlich zu reduzieren. Auch wenn der Flughafen weiter Verluste einfliegt, ist er als Arbeitgeber, Wirtschaftsstandort und Infrastruktureinrichtung unterm Strich ein Gewinn für die Region“.
Kosten für Verwandte übernommen?
Zudem hat sich der Aufsichtsrat mit den Berichten externer Prüfer befasst, die das Finanzministerium beauftragt hatte, gegen den Geschäftsführer der FGK erhobene Vorwürfe zu prüfen. Die Rechtsanwaltskanzlei Waldeck Rechtsanwälte und die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Strecker Berger + Partner haben bis 06. Juni entsprechende Berichte vorgelegt, die die bis dahin auch öffentlich vorgebrachten Vorwürfe aufarbeiten.
Sie kommen darin beide zu dem Schluss, dass es derzeit keine Hinweise darauf gibt, dass seitens der FGK Reisekosten für eine Bekannte des Geschäftsführers übernommen wurden. Das Unternehmen ist in diesem Zusammenhang auch nicht von Einreisebehörden für eine Kostenerstattung in Anspruch genommen worden. Ebenso gibt es keine Hinweise, dass Reisekosten des Geschäftsführers privat veranlasst waren oder dass der Flughafen Kosten für Familienmitglieder übernommen hat. Die Telefonkosten sind durchaus üblich. Nach Sichtung und Bewertung der Sachverhalte werden die erhobenen Vorwürfe im Ergebnis als nicht plausibel oder sogar widerlegt erachtet. Ein pflichtwidriges Verhalten des Geschäftsführers ergibt sich nach derzeitigem Kenntnisstand nicht.
Der Aufsichtsrat schloss sich der Bewertung der Vorwürfe durch die externen Prüfer an. „Wir würden uns wünschen, dass in der öffentlichen Diskussion diese Untersuchungsergebnisse zur Kenntnis genommen und die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen abgewartet werden. Darüber hinaus sollten private Belange als solche behandelt werden und somit privat bleiben“, stellten Aufsichtsratschef Dr. Schäfer und sein Stellvertreter Hilgen gemeinsam fest. „Wir haben die Prüfberichte der Staatsanwaltschaft Kassel zur Verfügung gestellt, um die dort derzeit geführten Ermittlungen vollumfänglich zu unterstützen. Sie richten sich, und das sollte man nicht vergessen, auch darauf, den Datenklau am Flughafen aufzuklären – ein durchaus strafrechtlich relevanter Vorgang“, so Dr. Schäfer.
Fracht ja, Touristik nein
Wegen der angespannten Lage auch in vielen Urlaubsregionen, wie etwa der Türkei, befindet sich Kassel Airport wie viele Regionalflughäfen in einem schwierigen Umfeld. Ein reguläres touristisches Flugangebot wird es daher für den Winterflugplan 2016/2017 nicht geben. Eine schnelle Beruhigung der geopolitischen Lage ist nicht in Sicht. Gute Voraussetzungen sieht auch der Aufsichtsrat dagegen derzeit für einen Ausbau des Frachtverkehrs.
Er hat die Geschäftsführung gebeten, ein den veränderten Rahmenbedingungen Rechnung tragendes Konzept zu erarbeiten, um Entwicklungsmöglichkeiten für den Kassel Airport aufzuzeigen und die bisherige Ausrichtung zu überprüfen. „Wir haben uns bekanntlich in der Koalition auf eine umfassende Evaluierung des Flughafens im kommenden Jahr verständigt. Das wird selbstverständlich eingelöst“, unterstrich Hessens Finanzminister. „Aufsichtsrat und Geschäftsführung machen sich daher frühzeitig Gedanken über die zukünftige Ausrichtung des Flughafens“, erklärten Dr. Schäfer und Hilgen abschließend.