Der Innovationscampus in Ottobrunn/Taufkirchen, bisher unter dem Arbeitstitel Bavarian International Campus Aerospace and Security (BICAS) bekannt, hat am Montag vom Bayerischen Wirtschaftsministerium Förderbescheide in Höhe von fast 11 Mio. Euro für die ersten drei Forschungsprojekte erhalten. Für eines der Projekte plant die EADS gemeinsam mit der TU München den Bau eines Spezialgebäudes für die Gewinnung von Biokerosin aus Algen, das „Algentechnikum“.
„Ludwig Bölkow Campus“: Forschen über Hochschularten hinweg
Darüber hinaus wurde dem BICAS der Name „Ludwig Bölkow Campus“ verliehen. „Mit dem Campus investiert der Freistaat Bayern in Technologien von morgen und verbindet das Know-how von Luft-, Raumfahrt und Sicherheit an einem Ort. Wir schaffen damit eine einmalige Kooperation zwischen Industrie und Forschung, von der auch der Standort Bayern profitiert“, sagt der stellvertretende Bayerische Ministerpräsident Martin Zeil. Das Projekt wird durch das Bayerische Wissenschaftsministerium unterstütz.
Bayerns Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch betont: „Der Ludwig Bölkow Campus ist ein Modell, das geradezu beispielhaft für eine moderne Wissenschaftspolitik in Bayern steht. Er überschreitet die Grenzen von Hochschulen und Hochschularten. Er verbindet die Hochschulforschung mit außeruniversitärer Forschung. Er bezieht die Lehre ein – mit attraktiven neuen Ausbildungsangeboten. Und er vernetzt in idealer Weise Wissenschaft und Wirtschaft.“
„Bayern ist auch dank seiner Innovationskraft so erfolgreich. Die Projekte des Campus sind ein besonders schönes Beispiel dafür, wie wir durch Vernetzung von Wirtschaft und Forschung einen Mehrwert für ganz Bayern schaffen und unsere Spitzenposition bei den Ideen und Innovationen verteidigen können“, sagt Bayerns Staatskanzleichef Thomas Kreuzer.
Jean Botti, Forschungsvorstand der EADS, erklärt: „Der Ludwig Bölkow Campus steht für Innovation und Hochtechnologie. Mit dem Sitz der EADS-Konzernforschung in Ottobrunn hat der Campus ein perfektes Umfeld. Der Start der gemeinsamen Forschungsprojekte ist der Beginn einer vernetzten Forschung auf dem Gebiet der Luft- und Raumfahrt sowie Sicherheit.“
Bedarf an Zukunftstechnologie durch strengere Auflagen
Als Vertreter der Wissenschaft im Konsortium sagt Professor Wolfgang Herrmann, Präsident der TU München: „Hier in Ottobrunn entsteht ein einzigartiger Campus aus Universitäten und Unternehmen für Innovationen in Zukunftsfeldern. Gemeinsam werden wir in wissenschaftlich und wirtschaftlich vielversprechenden Themen forschen, lehren, anwenden und nutzen. Heute machen wir mit dem Technikum für innovative Antriebsstoffe aus Algen den ersten Auftakt. Gemeinsames, vernetztes Lernen wird dem Ludwig Bölkow Campus ein unverwechselbares Profil geben.“
Frank Anton, Leiter Traction Drives der Siemens AG und damit für das Thema Electric Aircraft bei Siemens zuständig: „Immer mehr Menschen fliegen, die Passagierzahlen steigen. Gleichzeitig steigt der Kerosinpreis, und wir müssen strengere Umweltauflagen erfüllen. Einen Ausweg bietet nur unser Erfindungsreichtum. Deswegen ist es so wichtig, dass EADS, Siemens und die Konsortialpartner jetzt diesen Forschungscampus ins Leben rufen.“
Professor Rudolf Schwarz, geschäftsführender Gesellschafter der IABG, sagt: „Die strategische Weiterentwicklung der IABG sieht neue Leistungselemente in den Bereichen alternative Energien und zivile Sicherheit vor. Die in unserem Campus-Projekt EUROPAS initiierten Entwicklungs-, Verifikations- und Integrationsleistungen für eine luftgestützte, vollelektrische Sensorplattform verbinden sämtliche Forschungsmodule des Ludwig Bölkow Campus (Green Aerospace, Public Security, Autonomes Fliegen, Systems Integration) in einer symbiotischen Weise.“
Biokerosin und elektrische Flug-Antriebe erforschen
Ein Schwerpunkt der geförderten Projekte liegt in der Erforschung umweltverträglicher Technologien für das Fliegen der Zukunft:
- Das Projekt „PowerLab“ widmet sich dem elektrischen Fliegen. Im Labor testen Experten hybride und vollelektrische Antriebe für Luftfahrzeuge, die Konfiguration von Energiesystemen sowie die Zertifizierbarkeit von Prototypen.
- Forscher im Projekt „EUROPAS“ entwickeln elektrisch angetriebene unbemannte Aufklärungsflugzeuge für zivile Einsätze. Ingenieure prüfen dabei nicht nur den Antrieb, sondern auch die Auslegung von für den allgemeinen Luftverkehr zulassungsfähigen Flugreglern und den vollelektronischen Datenlink.
- Im Projekt „AlgenFlugKraft“ ist der Forschungsschwerpunkt die industrielle Nutzung von Biokerosin. Als Basis zur Gewinnung von Biokraftstoff dienen dabei Mikroalgen. Sie sind aufgrund ihres höheren Biomasseertrags im Vergleich zu Landpflanzen effizienter, stehen nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion und erzeugen zudem keine Abfallstoffe.
Um das Wachstum von Algen unter verschiedenen klimatischen Bedingungen zu testen, wird auf dem Campusgelände das „Algentechnikum“ gebaut. Dieses Gebäude im Wert von rund 10 Mio. Euro wird gemeinsam von EADS und dem Bayerischen Wissenschaftsministerium finanziert.
Nach Übergabe der Förderbescheide fand der symbolische Spatenstich für dieses Spezialgebäude auf dem EADS-Gelände statt. Hierfür setzten die Bayerischen Staatsminister Martin Zeil, Wolfgang Heubisch und Thomas Kreuzer sowie weitere hochrangige Vertreter von EADS und TU München den Spaten an.
Weitere Absichtserklärungen der Konsortialpartner unterzeichnet
Im Rahmen der Veranstaltung unterzeichneten außerdem die Konsortialpartner Absichtserklärungen, die unter anderem die zukünftige Kooperation zwischen der neugegründeten Ludwig Bölkow Campus GmbH und Munich Aerospace e.V., Luft- und Raumfahrtfakultät, regeln.
Die Konsortialpartner des „Ludwig Bölkow Campus“ sind EADS, IABG, Siemens, Technische Universität München, Universität der Bundeswehr München, Hochschule für angewandte Wissenschaften München, Bauhaus Luftfahrt sowie als weiterer Partner das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).
Auf dem Bild: Spatenstich für das Algen-Technikum auf dem Ludwig Bölkow Campus in Ottobrunn, v. l. n. r.: Thomas Müller, Standortleiter EADS Ottobrunn, Sebastien Remy, Leiter EADS Innovation Works, Professor Thomas Brück, Fakultät für Chemie der TU München, Martin Zeil, stellvertretender Bayerischer Ministerpräsident, Thomas Kreuzer, Leiter der bayerischen Staatskanzlei, Wolfgang Heubisch, bayerischer Wissenschaftsminister, Professor Wolfgang Herrmann, Präsident der Technischen Universität München. (c) EADS