Die Zwischenergebnisse der Universität Göttingen zum aerotoxischen Syndrom sind für die Unabhängige Flugbegleiter Organisation (UFO) ein weiterer wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Anerkennung einer Berufskrankheit. Bisher wurde insbesondere von der Luftfahrtindustrie und den Airlines ein Zusammenhang zwischen kontaminierter Kabinenluft und Krankheitssymptomen größtenteils abgestritten. Inzwischen liegen zahlreiche Fälle vor, in welchen fliegendes Personal durch sogenannte Fume Events bis hin zur Berufsunfähigkeit erkrankt ist. Damit komme eine neue Dynamik in dieses Thema, weil der Nachweis eines Zusammenhangs von Fume Events und Krankheitssymptomen endlich erbracht werde, so UFO.
Nach diesen neuesten Ergebnissen werden Industrie und Politik ihre bisherige Blockadehaltung aufgeben müssen. „Betroffene Flugbegleiter und Piloten kämpfen seit Jahren dafür, dass wirtschaftliche Interessen den Schutz von Passagieren und Crews nicht hintanstellen dürfen. Uns sind Flugbegleiter bekannt, denen die wirtschaftliche Existenzgrundlage entzogen ist, weil es keine Anerkennung einer Berufskrankheit und fehlende finanzielle Hilfen bei den bisher sehr teuren Behandlungsmethoden gibt“, erklärte Sylvia de la Cruz, stellvertretende UFO-Vorsitzende am heutigen Dienstag.
Die Unabhängige Flugbegleiter Organisation UFO e.V. ist die Gewerkschaft des Kabinenpersonals in Deutschland. Sie vertritt die berufs- und tarifpolitischen Interessen von mehr als 13.000 Mitgliedern bei den Fluggesellschaften Fluggesellschaften Condor, Eurowings, Germanwings, Lufthansa und Lufthansa CityLine. UFO ist in einer Vielzahl von nationalen und internationalen Gremien mit dem Thema kontaminierte Kabinenluft befasst. Gemeinsam mit der Vereinigung Cockpit unterstützt UFO aktiv die Uniklinik Göttingen, die auf eine Initiative hin auch zum Kompetenzzentrum in diesem Zusammenhang etabliert wurde.
Luftfilter und neue Konstruktionen
UFO fordert nun nachdrücklich von Politik und Arbeitgebern geeignete Maßnahmen, um Crews und Passagiere zu schützen. „UFO hat die Arbeit in Göttingen aktiv unterstützt. An den jetzt vorliegenden Zwischenergebnissen hatten wir keinen Zweifel und sind sicher, dass es den Druck auf Arbeitgeber und Politik erhöhen wird. Die Zeit des Negierens dieses Themas ist vorbei“, äußerte sich Sylvia Gaßner, Fachreferentin im Bereich Gesundheit bei UFO. Dabei kam sie auch auf die bisher übliche Technik der Zapfluftsysteme zu sprechen. „Eine Lösung des Problems über Filtertechniken kann nur vorübergehend sein. Langfristig müssen die Flugzeugbauer auf eine andere Technik zur Versorgung von Flugzeugen mit Atemluft umstellen. Unabhängig davon bedarf es Regelungen zu Schadstoffgrenzwerten für Atemluft in Passagierkabinen. Der Schutz von Passagieren und Crews muss oberste Priorität haben“, so Gaßner weiter.