In der Karlsruher Kontrollzentrale der deutschen Flugsicherung DFS wird seit dem Wochenende mit einem brandneuen Flugsicherungssystem gearbeitet. Damit geht die DFS damit den ersten Schritt in Richtung Vereinheitlichung der in Europa eingesetzten Systeme – und wird schneller und besser in der Abwicklung des Flugverkehrs im oberen Luftraum.
Die Einrüstung des Systems in den anderen Kontrollzentralen in Deutschland rückt damit ebenfalls näher. Mehr als zehn Jahre Entwicklungszeit, unzählige Tests, Schulungen, technische Umbauten und mehrere Wochenenden Probebetrieb hat die DFS für das neue Flugsicherungssystem an ihrem Standort in Karlsruhe investiert.
Projekt der Flugsicherung in Europa
Die DFS arbeitet dabei mit der niederländischen LVNL, PANSA (Polen) und Oro Navigacija (Litauen) zusammen. Die iTEC-Allianz besteht neben der DFS-Gruppe aus der britischen NATS mit ihrem Projektpartner AVINOR (Norwegen) sowie aus der spanischen ENAIRE. Die Vereinheitlichung der Systeme in Europa wird den beteiligten Partnern unter anderem eine verbesserte Zusammenarbeit und geringere Wartungskosten bringen.
iCAS („iTEC Center Automation Systems“) ist Teil des europäischen Gemeinschaftsvorhabens iTEC (interoperability Through European Collaboration). In dieser Allianz haben sich mehrere Flugsicherungsorganisationen zusammengeschlossen, um mit dem spanischen Industrieunternehmen Indra eine neue Flugsicherungs-Systemgeneration mit gemeinsamen Kernbestandteilen zu entwickeln.
Darüber hinaus kommen in iCAS auch bewährte Komponenten aus dem Portfolio des DFS-Systemhauses zum Einsatz. Ziel der Entwicklung ist es, durch gemeinsame Standards die Flugsicherungssysteme der einzelnen Länder kompatibel zu gestalten. In der Nacht vom vergangenen Wochenende war es dann soweit: Sonntag früh um 00:34 Uhr wurde das erste Flugzeug im Luftraum über Deutschland mit dem neuen Flugsicherungssystem iCAS kontrolliert.
Anfang der Zukunft
Mit iCAS schafft die DFS die Voraussetzungen für eine noch flexiblere Kontrolle des Luftverkehrs in oberen wie im unteren Luftraum. Das neue System reagiert schneller, ist leistungsfähiger und noch genauer in der Darstellung der Flugziele als das vorherige System in Karlsruhe. Neue Funktionalitäten von iCAS werden insbesondere im unteren Luftraum eine wichtige Voraussetzung sein, um Luftraumnutzer künftig unabhängig von festgelegten Routen zum Ziel zu führen. Das zugehörige Konzept („Free Route Airspace“) soll in den nächsten Jahren europaweit erheblich ausgebaut werden.
Mit diesem neuen, modernen System will die DFS in der Flugsicherungswelt Technologieführer zu sein. Derzeit arbeitet die DFS daran, das System an die Anfordernisse ihrer drei Kontrollzentralen für den unteren Luftraum anzupassen. Dort soll die Einführung im Jahr 2021 beginnen. Das einheitliche System soll in allen Niederlassungen zum Einsatz kommen.
UAC Karlsruhe – Zentrale des oberen Luftraums
Auf den Bildern: ICAS Karlsruhe Monitoransicht: Hinter dem Kürzel FDX10 verbirgt sich das erste Flugzeug, das mit dem neuen Flugsicherungssystem iCAS kontrolliert wurde: Eine FedEx-Maschine auf dem Weg von Paris nach Tokio; ICAS Karlsruhe Kontrollraum: Die Kontrollzentrale der DFS in Karlsruhe, Innenraum.
In der DFS-Kontrollzentrale Karlsruhe wird seit 1977 der Verkehr im sogenannten oberen Luftraum über Deutschland kontrolliert. Die Kontrolle beginnt bei rund 7.500 Metern, jährlich sind es rund 1,8 Millionen Flüge, die den Karlsruher Luftraum passieren. Das Center Karlsruhe war die erste europäische Kontrollzentrale, in der ein Flugsicherungssystem der Stufe „very advanced“ eingeführt wurde (Dezember 2010). Mit der Inbetriebnahme von iCAS gehört das UAC (Upper Area Control Center) Karlsruhe erneut zu den modernsten Flugsicherungs-Kontrollzentralen weltweit.