Es wurde in der ägyptischen Historie gestöbert, neue Wortschöpfungen erfunden und nach geeigneten Vergleichen gesucht – insgesamt rund 8.300 Namensvorschläge für den Landeplatz J von Lander Philae auf dem Kometen Churyumov-Gerasimenko wurden beim Deutschen Zentrum für Luft– und Raumfahrt (DLR), der französischen Raumfahrtagentur CNES, der italienischen Raumfahrtagentur ASI und der europäischen Weltraumorganisation ESA eingereicht. Das "Steering Committee" des Landers stimmte als Jury ab und entschied sich für "Agilkia", die Insel, auf die der Tempel von Philae versetzt wurde.
"Die Entscheidung war sehr knapp", sagt Prof. Felix Huber vom DLR, der das "Steering Committee" leitet. "Wir hatten viele und gute Vorschläge, wie der Landeplatz J benannt werden könnte." Nun ist die Wahl auf Agilkia gefallen: Die Insel im Nil wurde 1980 der neue Standort für den Isis-Tempel, als dessen Standort – die Insel Philae – durch den Bau des Assuan-Staudamms überflutet wurde.
Mehr als 150 Teilnehmer hatten diesen Namen vorgeschlagen, so dass unter den Einreichungen das Los entscheiden musste: Gewinner des Wettbewerbs ist der Franzose Alexandre Brouste aus Le Mans. "Ich interessiere mich schon seit vielen Jahren für die Raumfahrt", sagt der Mathematikdozent. "An dem Wettbewerb habe ich teilgenommen, weil ich an dem historischen Augenblick der Landung auch beteiligt sein wollte." Agilkia habe er ausgewählt, weil die Insel so eng mit Philae verbunden sei. "Wenn die Landung gut verläuft, wird das ein großartiger Moment!"
Namensvorschläge vom alten Ägypten bis Star Trek
Allerdings fiel die Entscheidung für den neuen Namen denkbar knapp aus: Der Zweitplatzierte "Abydos", der Name einer antiken Stadt am Nil, wurde mit nur einem Punkt Abstand geschlagen. Gerade Ägypten und seine historischen Stätten hatten es vielen Bewerbern angetan, und so gehörten "Bigeh", "Osiris", "Kemet" und "Memphis" zu den oft genannten Namen. Aber auch neue Wortkreationen, bei denen die Teilnehmer das Thema spielerisch angingen, wurden eingereicht: Von "Philandujah" – bei dem der Jubel "Hallelujah" gleich enthalten ist – bis zu "Philaedelphia" und "Valojota", dem Tal des griechischen Buchstabens Jota, reichte die Phantasie im Wettbewerb. Auch wurde "Jaslafapbaglise" vorgeschlagen, was beginnend mit "J" zudem für "Just A Small Landing For A Probe, But A Giant Leap In Space Exploration" steht.
Selbst die Star-Trek-Sprache Klingonisch wurde als Vorschlag in den Ring geschickt: Qapla sei das klingonische Wort für "Erfolg" und deshalb passend, teilte ein Bewerber mit. Vergleiche mit der Mondlandung sorgten für Ideen wie "Meer der Ruhe II" in Anlehnung an den Landeplatz der Mondfähre oder auch für den Vorschlag, mit "Eagle" den Namen der Mondfähre auf den Kometen Churyumov-Gerasimenko zu bringen. Und auch "Moby Dick" hätte laut einem Bewerber als Name für die Landestelle gepasst: Schließlich habe man den ja auch mit einer Harpune beschossen – und auch Lander Philae wird sich beim Aufsetzen mit zwei Harpunen im Kometenboden verankern.
Landung aus 22,5 Kilometern Abstand
Am 12. November 2014 soll die erste Landung auf einem Kometen erfolgen. Im Lander Control Center (LCC) des DLR bedeutet dies: Schichtdienst rund um die Uhr, um den Lander Philae zu überwachen und zu betreiben. Gegen 09:35 Uhr mitteleuropäischer Zeit soll Philae in einer 22,5 Kilometern Entfernung von der Raumsonde Rosetta abdocken und auf den Kometen heruntersinken. Das Team des Lander Control Centers rechnet damit, gegen 17:00 Uhr die Landung bestätigen zu können. Wenn die dafür erforderlichen Daten aus dem Weltall im Kontrollraum in Köln ankommen, steht Philae bereits seit knapp 30 Minuten auf der Kometenoberfläche, denn durch die große Entfernung kann der Kontakt zum Lander nicht in Echtzeit erfolgen.
"Das Aufsetzen wird eine große Herausforderung sein", betont Philae-Projektleiter Dr. Stephan Ulamec vom DLR. Innerhalb der Lande-Ellipse mit einem Durchmesser von rund einem Kilometer erwartet den Lander nicht nur flaches Gelände, sondern auch einige Brocken oder Hänge – und dies könnte eine sichere Landung gefährden. Allerdings: Die Software, die Philae sicher und autonom steuern wird, wurde kontinuierlich getestet und optimiert, um den Lander auf möglichst viele Gegebenheiten vorzubereiten.
Unverzüglich nach dem Aufsetzen des Landers beginnen die wissenschaftlichen Untersuchungen am Boden: Insgesamt zehn Instrumente sitzen auf dem Lander und werden die Oberfläche, die Koma und die Bodenschichten unterhalb der Kruste untersuchen. Eine Premiere in der Geschichte der Kometenforschung: Noch niemals zuvor wurden Daten direkt auf der Oberfläche eines Kometen gemessen.