Der hochauflösende Erdbeobachtungssatellit PAZ, der insbesondere zivile Überwachungsaufgaben sowie eine Vielzahl weiterer Anwendungen etwa in den Bereichen Verteidigung und Sicherheit abdecken soll, soll Spanien nun im Dezember verlassen und zum Startplatz auf der Vandenberg Air Force Base in Kalifornien (USA) transportiert werden.
Airbus und Hisdesat, spanischer Betreiber von staatlichen Satelliten, haben den Start von PAZ für die letzte Januarwoche angekündigt. Seit seiner Fertigstellung im Jahr 2015 ist der Satellit in den Reinräumen am Airbus-Standort Barajas bei Madrid startklar gehalten worden. Da jederzeit mit einer Startfreigabe gerechnet werden konnte, habe man stets startbereit sein müssen, erläuterte José Guillamón, Leiter von Airbus Space Systems in Spanien.
Fruchtbare Zusammenarbeit
Als Hauptauftragnehmer des Programms leitete Airbus in Spanien ein Team von 18 europäischen Unternehmen. Die spanische Raumfahrtindustrie war maßgeblich beteiligt an der Entwicklung des hochmodernen aktiven Sensors mit SAR-Technologie. Seit Beginn des Programms hat PAZ den beteiligten spanischen Raumfahrtunternehmen erhebliche Vorteile gebracht.
So konnten sie neue Fähigkeiten zur Steigerung ihrer Wettbewerbsfähigkeit auf dem globalen Raumfahrtmarkt entwickeln, so Airbus. Das PAZ-Programm sei schon jetzt eine Erfolgsgeschichte für die industrielle Entwicklung Spaniens, merkt Miguel Ángel Panduroan, CEO von Hisdesat. Hunderte von hochqualifizierten Arbeitsplätzen wurden in den letzten Jahren dadurch geschaffen und die Forschungs-, Entwicklungs- und Innovationstätigkeit in Spanien gefördert.
Sieben Km pro Sekunde, 25 cm Bildauflösung
Der Satellit PAZ verfügt über ein modernes, hochflexibles Radarinstrument und lässt sich in vielen Modi betreiben, die unterschiedliche Aufnahmekonfigurationen ermöglichen. Er kann bei Tag und Nacht und jedem Wetter Bilder mit einer Auflösung von bis zu 25 Zentimeter bereitstellen. Der für eine Missionsdauer von fünfeinhalb Jahren ausgelegte Satellit wird die Erde 15 Mal täglich umrunden und dabei eine Fläche von 300.000 Quadratkilometern aus einer Höhe von 514 Kilometern mit einer Geschwindigkeit von sieben Kilometer pro Sekunde abdecken. Auf seiner leicht geneigten, nahezu polaren Umlaufbahn erfasst PAZ die gesamte Erdoberfläche in 24 Stunden und deckt sowohl staatlichen als auch kommerziellen Bedarf ab.
Der Satellit ist zudem mit einem fortschrittlichen automatischen Identifikationssystem (Automatic Identification System – AIS) ausgestattet. Es ermöglicht erstmals eine Kombination von AIS-Signaldaten von Schiffen und von SAR-Radarbilddaten (Synthetic Aperture Radar – SAR) und erhöht damit die weltweiten Seeüberwachungskapazitäten. Darüber hinaus trägt der Satellit ein Radio-Okkultations- und Starkniederschlagsexperiment (Radio Occultation and Heavy Precipitation – ROHP) des spanischen Instituts für Weltraumwissenschaften des Obersten Rats für wissenschaftliche Forschung (ICE-CSIC).
Neuartige Experimente an Bord
Erstmals werden Okkultationsmessungen der von globalen Satellitennavigationssystemen (Global Navigation Satellite Systems – GNSS) ausgesendeten Radiosignale unter zwei Polarisationen vorgenommen. Damit soll das Potenzial der polarimetrischen Radio-Okkultation zur Erkennung und Quantifizierung von Starkniederschlägen genutzt werden.
Im Weltraum angekommen wird PAZ im selben Orbit wie die Radar–Satelliten TerraSAR-X und TanDEM-X platziert und als Teil dieser ultrahochauflösenden SAR-Satellitenkonstellation betrieben. Als zusätzlicher dritter Satellit ermöglicht PAZ kürzere Wiederholraten und eine höhere Erfassungskapazität, wovon auch verschiedene Anwendungen profitieren werden. Die drei Satelliten verfügen über dieselben Schwadbreiten und Aufnahmemodi. Hisdesat und Airbus werden die neue Konstellation gemeinsam nutzen.
Mit der SAR-Konstellation baut Airbus sein mit den Optiksatelliten SPOT 6/7, Pléiades 1A & 1B und der DMC-Konstellation (Disaster Monitoring Constellation) bereits breit aufgestelltes Angebot an Konstellationsdiensten weiter aus. Spaniens erster Erdbeobachtungssatellit PAZ wird zudem einen Beitrag zum europäischen Erdbeobachtungs-Programm Copernicus leisten.