Nach einem kurzen Treffen heute zwischen UFO und der Lufthansa hat sich die Situation nicht entschärft. Die Unabhängige Flugbegleiter Organisation UFO ist die Gewerkschaft des Kabinenpersonals in Deutschland und verhandelt Tarife und Übergangsversorgung mit der Airline. Doch jetzt startet auch sie Streiks bei der Lufthansa. Die von UFO gesetzte Frist ist um 17:00 Uhr ergebnislos abgelaufen. Lufthansa habe UFO in dem heutigen Gespräch angeboten, auf alle von der Gewerkschaft am Montag, den 02.11.2015 gestellten Forderungen zur Übergangs- und Altersversorgung für ihre Mitarbeiter einzugehen. Laut UFO sollten in dem Gespräch jedoch lediglich die am 04.11.2015 vorgelegten und bereits bekannten Erläuterungen besprochen werden. Das Gespräch wurde nach wenigen Minuten einvernehmlich beendet. Der Streik steht fest.
Für neu einzustellende Flugbegleiter habe die Lufthansa nach eigenen Angaben eine im DAX 30-Umfeld übliche arbeitgeberfinanzierte Altersversorgung angeboten, doch die UFO habe auch dieses Angebot nicht angenommen.
Weitere Auslagergung der Flugzeuge
„Leider hat Frau Volkens ihre Ankündigung wahr gemacht und kein verbessertes Angebot vorgelegt“, sagt Nicoley Baublies im Nachgang. „Es gibt keinerlei Option mehr, den morgigen Streik abzuwenden“, erklärt er weiter. Bemerkenswert ist die Aussage der Konzernführung, dass Lufthansa droht, bei Annahme des UFO-Angebotes, in Zukunft kein Kabinenpersonal einzustellen und damit weitere Flugzeuge in andere Airlines zu verlagern.
Baublies weiter: „Im Nachgang des kurzen Gesprächs hat Lufthansa eine weitere, irreführende Mitteilung verschickt. Angeblich sei man auf alle unsere Forderungen eingegangen. Tatsächlich fehlt hier die obige Drohung und der Hinweis, dass Lufthansa ein Angebot, welches tatsächlich unsere Forderungen beinhaltet, ohnehin an keiner Stelle gemacht hat“. Dies sei für die Gewerkschaft ein weiterer Versuch, die Mitarbeiter und die Öffentlichkeit gegen die UFO aufzubringen. Die zweijährigen Verhandlungen inklusive all der Details, welche die UFO veröffentlicht hat, sprechen eine ganz andere – faktenbasierte – Sprache.
Undurchsichtige Einsparungen
Auch nannten die Flugbegleiter die Kommunikation der Lufthansa der letzten Tage „reißerisch“. Fakten und nüchterne Sachlagen fielen dabei entweder absichtlich oder zumindest billigenderweise unter den Tisch. Es ist nach wie vor unverständlich, wie die Geschäftsleitung nachhaltige Einsparungen von fast 100 Mio Euro aus der Versorgung liegen lassen kann. „Als Aktionär, der ich als Mitarbeiter natürlich bin, hoffe ich auf eine sehr gute Erklärung hierfür“, zeigt sich Uwe Hien nachdenklich.
Lufthansa ist offenbar nicht in der Lage, die Bedürfnisse der eigenen Beschäftigten anzuerkennen. „Sozialpartnerschaft ist keine Einbahnstraße und findet nicht nur zwischen den Tarifpartnern statt. UFO als Gewerkschaft und Lufthansa als Unternehmen sind dazu verpflichtet, alles dafür zu tun, dass die Mitarbeiter nach Jahrzehnten guter Arbeit in einen angemessen Ruhestand wechseln können. Der Konzernführung scheint dies egal zu sein“, erläutert der Vorsitzende der UFO.
Deshalb wird mit dem morgigen Freitag der erste Tag der angekündigten Streikwoche beginnen. Durch die späte Frist erklärt UFO bereits jetzt, dass es aus Rücksichtnahme auf die Planung der betroffenen Passagiere bis 12:00 Uhr mittags keine Streiks geben wird. „Wie es danach weitergeht, werden wir rechtzeitig am morgigen Vormittag ankündigen“, schließt Baublies. Die Lufthansa wollte daraufhin sofort auf die Unterstützung seiner Kunden konzentrieren und die nächsten Schritte zur Lösung des Tarifkonflikts planen.