Nachdem die Arbeitgeber (BDSW Landesgruppe Baden-Württemberg) in den Verhandlungen am Dienstag ihr Angebot nur geringfügig verbessert hatten und zu keinem neuen Verhandlungstermin bereit waren, hat auch die dortige ver.di-Tarifkommission heute beschlossen, sich an den morgigen Arbeitsniederlegungen, die in Hamburg und Niedersachsen stattfinden, zu beteiligen. Mit Beginn der Frühschicht um 03:00 Uhr ruft ver.di deshalb am Freitag erneut die Beschäftigten der Sicherheitsdienste am Stuttgarter Flughafen zum Warnstreik auf. Flüge am Hamburg Airport werden am Morgen bis 11:00 Uhr nicht betroffen sein. Die Fluggäste können rechtzeitig umbuchen oder auf andere Reisemöglichkeiten umsteigen.
Betroffen werden wieder die Personalkontrollen, die Kontrollen der Passagiere sowie die Frachtkontrollen sein. Der Warnstreik endet um 14:00 Uhr. Die Gehalts-Tarifverhandlungen für das Wach- und Sicherheitsgewerbe werden derzeit in vier Ländern geführt und sind bisher überall ohne Ergebnis.
Eva Schmidt, ver.di Verhandlungsführerin: "Obwohl auch wir in Sondierungen zu erheblichen Zugeständnissen bereit waren, lag am Ende noch deutlich zu wenig für eine Einigung auf dem Tisch. Wir wollen weiter verhandeln. Die Beschäftigten sind fest entschlossen, den Druck für den noch fehlenden Schritt zu liefern."
Die Luftsicherheitsassistenten der Passagier- und Gepäckkontrolle in Baden-Württemberg haben einen Stundenlohn von 15,00 Euro, dazu kommen Zuschläge für Nachtarbeit, Sonntags- und Feiertagsarbeit. Seit 2011 wurde in den Tarifrunden eine Steigerung von über 25 Prozent erzielt. Mit den Warnstreiks möchte die Gewerkschaft ver.di ihrer Forderung nach einer Erhöhung um 19 Prozent für die Luftsicherheitsassistenten und die Bewacher kerntechnischer Anlagen Nachdruck verleihen.
Verdeckte Kontrollen, keine Fehler, schnell
Die Gehälter in der Bewachung liegen in den unterschiedlichen Bereichen zwischen 9,20 Euro und 15,55 Euro. Am Flughafen arbeitet ein Teil der Beschäftigten laut ver.di zu Löhnen zwischen 13 und 14 Euro. Die angesichts der angespannten Sicherheitslage ausgesprochen verantwortungsvolle Arbeit findet im Schichtbetrieb statt, die Kolleginnen und Kollegen müssen ständig mit verdeckten Kontrollen ihrer Arbeit rechnen: So wird regelmäßig versucht, Waffen einzuschleusen. Erwartet wird eine fehlerfreie Kontrolle der Passagiere, von den Airlines aber vor allem auch eine schnelle Abfertigung.
Schmidt: "Rund um die Uhr so freundlich wie möglich die von Kontrollen häufig genervten Passagiere zu bedienen und dabei nie Fehler machen dürfen, das ist ein echter Knochenjob. Dafür fordern wir eine halbwegs angemessene Bezahlung."
Der zweite Warnstreik des Sicherheitspersonals am Stuttgarter Flughafen findet im Tarifkonflikt im Wach- und Sicherheitsgewerbe in Baden-Württemberg statt. ver.di hatte bereits letzte Woche erstmals zu Warnstreiks bei der Bewachung der kerntechnischen Anlagen Philippsburg, Neckarwestheim und Obrigheim sowie bei Sicherheitsdiensten für weitere Gebäude und Unternehmen aufgerufen.
Die vierte Verhandlungsrunde war am 20. Januar trotz leichter Annäherungen ohne Ergebnis und ohne neuen Termin beendet worden. Betroffen sind in Baden-Württemberg insgesamt rund 19.000 Beschäftigte in den unterschiedlichen Bereichen des Bewachungsgewerbes.
Streik auch am Flughafen Hamburg
ver.di ruft am morgigen Freitag, den 23. Januar 2015 die Beschäftigten des Bewachungsgewerbes und im Sicherheitsdienst auch am Hamburger Flughafen zum Warnstreik auf. Bevorzugte Sicherheitskontrollen (z. B. Fast Lane) sind mangels Kapazität nicht möglich. "Wir brauchen in Hamburg Großstadtlöhne, damit die Kollegen ihre Miete ohne Wohngeldzuschuss zahlen können," bekräftigt Verhandlungsführer Peter Bremme die Lohnforderungen, "denn Sicherheit ist ein hohes Gut, das hat seinen Preis!"
"Wir wollen die Arbeitgeber dazu bewegen, am Montag, den 26. Januar in den Verhandlungen ein neues Angebot auf den Tisch zu legen. Die bisherigen Verhandlungen brachten keine Einigung. So boten die Arbeitgeber als Einstiegslohn 8,75 Euro, dies sind 25 Cent über dem jetzt geltenden gesetzlichen Mindestlohn und damit untragbar für eine Großstadt wie Hamburg. Für die Sicherheitsbeschäftigten am Hamburger Flughafen wurde ein einheitliches Niveau von 15 Euro ebenso abgelehnt wie ein neues Entgeltstufensystem." so Bremme.
Ende 2014 endete die Friedenspflicht und bereits im Dezember hat ver.di angekündigt, "den Unmut der Beschäftigten auf die Straße zu tragen." Bei der neuen Streikstrategie werden die Öffentlichkeit, die Fluggäste und die Objektkunden 24 Stunden vor Streikbeginn informiert.
Früher einchecken, Flugzeuge warten nur kurz
Am morgigen Freitag, 23. Januar 2015 sind 194 Abflüge ab Hamburg Airport geplant. Etwa 20.000 abfliegende Passagiere sind an diesem Tag von dem Streik betroffen. In der Zeit von 11:00 und 16:00 Uhr stehen 53 Abflüge im Flugplan. Aufgrund der sehr eingeschränkten Kontrollkapazität wird ein Großteil der Fluggäste die Kontrollstelle nicht pünktlich passieren können. Die Fluggesellschaften haben angekündigt, die Flüge nur mit leichten Verspätungen durchzuführen und nicht zu warten.
Passagiere werden gebeten, möglichst viel Zeit für das Passieren der Passagierkontrollen einzurechnen. Fluggäste, deren Flüge zwischen 11:00 und 16:00 Uhr in Hamburg abfliegen, sollten bereits vor 11:00 Uhr die Sicherheitskontrolle durchlaufen haben. Bei Fragen zu Verspätungen, Ausfällen, Umbuchungen etc. wenden sollten sich Passagiere am besten direkt an die Hotlines der entsprechenden Fluggesellschaften wenden.
Das Personal an den Passagierkontrollstellen sowie an den Personal- und Warenkontrollen am Hamburg Airport, die sogenannten Luftsicherheitsassistenten, sind Angestellte eines privaten Sicherheitsdienstleisters, die im Auftrag der Bundespolizei bzw. der Flughafen Hamburg GmbH die Kontrolle der Flugpassagiere und des Flughafen-Personals übernehmen.