Tausende neuer Arbeitsplätze und vielerorts eine auf Touren gebrachte Volkswirtschaft – das nennt die ESA als unmittelbare Ergebnisse der Investitionen, die die ESA über ihre Gründerzentren, die mittlerweile mehr als 500 Start-ups beherbergt haben, in junge Unternehmen tätigt. Von der Gesundheitsvorsorge über das verarbeitende Gewerbe und den Sport bis zur Landwirtschaft sind die Zentren eine wichtige Triebfeder für Unternehmertum und die Gründung neuer Firmen wie auch für die Führungsrolle Europas bei der Innovation. Im Gründungszentrum in Bayern etwa wurde der Prototyp eines „fliegenden Pkw“ in Form eines senkrecht zu startenden und zu landenden und damit vom eigenen Grundstück aus einsetzbaren elektrischen Jets entwickelt.
Intelligente Lösungen für den Alltag und Notlagen
Von einem Start-up in Darmstadt stammt der Entwurf eines ortbasierten digitalen Adressensystems, das das Auffinden und die Güterversorgung entlegener Orte in Afrika ermöglicht, die noch kein Adressensystem haben. In Portugal bringen intelligente Drohnen isoliert lebenden Einwohnern warme Mahlzeiten und schlagen mit der Auslieferung von Waren dem Berufsverkehr in Lissabon ein Schnippchen.
In einem von einem niederländischen Start-up erdachten Crowdsourcing-Online-Spiel haben 1.200 Spieler das 2013 vom Taifun „Haiyan“ verwüstete Gebiet auf den Philippinen kartiert, wodurch unpassierbare Straßen und beschädigte Brücken aufgezeigt und den Rettungsteams der Weg zu benutzbaren Strecken gewiesen werden konnte.
Um das Wissen und die Technologie zur Nutzung außerhalb des Raumfahrtsektors zur Verfügung zu stellen und so auch Wachstum in ganz Europa zu fördern, richtet die ESA Gründerzentren ein, um Jungunternehmern und Start-ups dabei zu helfen, unter Verwendung satellitengestützter Dienste und von Weltraumtechnologie innovative Dienstleistungen zu entwickeln. Diese Zentren haben inzwischen zur Gründung von europaweit mehr als 500 neuen Unternehmen und zur Schaffung vieler hochqualifizierter Jobs und wettbewerbsfähiger Lösungen beigetragen, die die regionalen Volkswirtschaften ankurbeln.
Innovationen für alle Branchen
Im Gesundheitsbereich können Frauen dank eines britischen Start-ups nun die Ergebnisse von Brustkrebsuntersuchungen innerhalb von 24 Stunden statt der bisher üblichen zwei Wochen erhalten. Mit der Idee eines deutschen Start-ups, aus Experimenten auf der Internationalen Raumstation hervorgegangenes „kaltes Plasma“ aufzutragen, werden völlig neue Wege zur Behandlung bakterieller Infektionen in Wunden beschritten. Ein italienisches Start-up hat ein System zur Analyse von Fußballspielen durch Echtzeitmessungen der Geschwindigkeit, der Antrittsschnelligkeit und der Position jedes Spielers mithilfe einer in den Schienbeinschützern verborgenen Miniaturvorrichtung entwickelt.
In der Luftfahrt bietet ein Start-up aus Frankreich Piloten und Crews eine direkte Echtzeitverbindung zu bodengestützten Diensten und nebenbei den Passagieren WiFi-Anschluss für ihre Laptops, Tablets und Smartphones. ESA-Gründerzentren wurden 2003 als Teil eines Technologietransferprogramms ins Leben gerufen, um durch Spin-offs unserer Investitionen in Weltraumprogramme innovatives Unternehmertum zu fördern und neue europäische Firmen zu gründen. Unternehmer, Start-ups und Kleinbetriebe haben oft hervorragende Ideen. In den Gründerzentren greift man ihnen dann mit technischer Beratung durch die ESA und technisch ausgerichtete Partner und mit geschäftlicher Beratung durch kommerzielle Partner unter die Arme, um ihnen zur Gründung lebensfähiger Unternehmen in Europa zu verhelfen.
Weltraumtechnologie nicht nur im All
Früher konzentrierten sich Start-ups auf die Anpassung fortschrittlicher Technologien, die ursprünglich für Weltraummissionen entwickelt wurden. Heute hingegen nutzen zwei Drittel der aus den ESA-Gründerzentren hervorgegangenen Unternehmen Satellitensignale und ‑daten, die sie häufig mit den neuesten Technologien aus anderen Bereichen wie etwa Smartphones oder Drohnen kombinieren. Auch Erdbeobachtungsanwendungen sind im Aufstieg begriffen, während die Dominanz der Navigationssysteme zurückgeht. Start-ups haben Ideen entwickelt, dank derer Landwirte durch Präzisionsanbau, Ertragsoptimierung und eine eingeschränkte Verwendung von Düngemitteln Kosten sparen können.
Über Initiativen mit nationalen Partnern bietet das Technologietransferprogramm der ESA technik- wie auch wirtschaftsorientierten Studenten, Jungunternehmern und Investoren Anreize für die Weiterentwicklung ihrer Ideen zu neuen europäischen Geschäftsbereichen. Schwerpunkt des europäischen Wettbewerbs für Satellitennavigation sind Galileo-bezogene Konzepte, während beim „Copernicus Masters“ innovative Ideen zur Erdbeobachtung ausgewählt werden.
ActInSpace führt Unternehmer und Studenten zur Suche nach Ideen für die Nutzung von Weltraumtechnik in terrestrischen Geschäftsbereichen zusammen. Außerdem werden in Zusammenarbeit mit Wirtschaftshochschulen wie der Global Alliance for Management Education Seminare zum Thema Kommerzialisierung von Weltraumtechnologien veranstaltet.
Förderung bahnbrechender Innovationen
„In unseren ESA-Gründerzentren sind wir bereit, Risiken einzugehen, um Jungunternehmern mit kühnen Ideen und vorausschauenden Innovationen dabei zu helfen, die Raumfahrt auf die Erde zu holen“, sagt Frank M. Salzgeber, der Leiter des Technologietransferprogramms der ESA. „Oft sind es die kühnen Ideen, die unserer Gesellschaft bedeutende Veränderungen und Verbesserungen bescheren, und in diesem Sinne investieren wir auch in solche häufig weniger traditionelle Ideen. Wir haben seit 2006 30 Millionen € bereitgestellt und bemühen uns gemeinsam mit nationalen Partnern um die Übernahme von Technologien aus europäischen Weltraumprogrammen, um neue Geschäftsfelder und das Wachstum in Europa zu fördern.“
Die Raumfahrt 4.0 – der Eintritt des Raumfahrtsektors in eine neue Ära – wird Auswirkungen auf die Art und Weise haben, wie Weltraumtechnologien für andere Bereiche genutzt werden, wobei die ESA über ihre örtlichen Gründerzentren für eine stetige Unterstützung der Interaktion zwischen Regierungen, Privatsektor, Gesellschaft und Politik sorgt.
Technologietransfer und Gründerzentren der ESA
Das Büro für das Technologietransferprogramm hat die Aufgabe, durch die Weiterverwendung weltraumtechnischer Entwicklungen und von Satellitendaten in terrestrischen Anwendungen und Branchen die europäische Industrie zu stärken und unsere Lebensqualität zu verbessern. Unterstützt wird der Transfer durch ein europaweites Netz nationaler Technologiemakler und ein Netz von ESA-Gründerzentren.
Das 2003 ins Leben gerufene Netz von Gründerzentren wird bis Ende 2017 auf 18 in den Niederlanden, Deutschland, Italien, dem Vereinigten Königreich, Belgien, Frankreich, Spanien, Portugal, Schweden, der Tschechischen Republik, Irland, der Schweiz und Österreich angesiedelte bzw. in Estland und Finnland noch in diesem Jahr zu eröffnende Zentren anwachsen. Weitere Zentren sollen folgen. Bis Mitte 2017 haben die Gründerzentren die Gründung von mehr als 500 neuen Start-ups und die damit einhergehende Schaffung von Hightech-Arbeitsplätzen in ganz Europa gefördert. Jedes Jahr kommen 140 neue Start-ups hinzu.
Die Zentren liefern Unternehmern Inspiration zur Weiterentwicklung von auf der Nutzung von Weltraumtechnologie für terrestrische Anwendungen, satellitengestützten Diensten und den Rechten der ESA an geistigem Eigentum beruhenden weltraumbezogenen Geschäftsideen zu kommerziellen Firmen und unterstützen sie dabei. Die Start-ups werden in der Regel für zwei Jahre beherbergt und bekommen in dieser Zeit technisches Fachwissen, Unterstützung bei der Geschäftsentwicklung, Startkapital und Zugang zu Unternehmensnetzwerken.
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Mehr über die ESA-Gründerzentren hier.
Mehr über die von den ESA-Gründerzentren geförderten Start-ups gibt es hier.