Fundierte Aussagen zu kleinen Meereswirbeln soll die Expedition „Uhrwerk Ozean“ liefern, bei der weltweit erstmalig ein Forschungszeppelin in der Küsten- und Meeresforschung zum Einsatz kam.
Prof. Dr. Burkard Baschek, Leiter des Instituts für Küstenforschung am Helmholtz-Zentrum Geesthacht, hat mit seinem Team das einzigartige Forschungsprojekt „Uhrwerk Ozean“ ins Leben gerufen. Die Forscher sind begeistert von den während der Expedition gewonnenen Daten. Ziel dieses Projekts ist die Untersuchung kleinster Wasserwirbel im Meer. Vergleichbar mit den Zahnrädern eines Uhrwerks greifen sie ineinander und beeinflussen die Ozeanzirkulation. Die Wissenschaftler vermuten, dass diese kleinen Meereswirbel für den globalen Energiehaushalt eine wichtige Rolle spielen und sowohl unser Klima als auch die Produktivität der Meere und die Fischwanderung beeinflussen. Ausgerüstet mit Spezialkameras war es die Aufgabe des Luftschiffs diese kleinen Wasserwirbel aufzuspüren. Gleichzeitig fungierte es als fliegende Schaltzentrale der Mission. Vom Zeppelin aus dirigierte Expeditionsleiter Burkard Baschek die beteiligten Forschungsschiffe und Flugzeuge.
An allen fünf Messtagen konnten vielversprechende Daten erhoben werden. Unter anderem war es zum ersten Mal möglich, den gesamten Prozess eines Wirbels mit rund 400 Metern Durchmesser über einen Zeitraum von sechs Stunden zu verfolgen – von der Entstehung bis zu seinem Verfall. „Sehr schön auch, dass wir uns am Anfang der Messung etwa 50 Minuten mit dem Zeppelin wirklich direkt über dem Wirbel aufhalten konnten“, so Baschek nach diesem Messflug.
„Wir sind auf mehreren Ebenen sehr glücklich: Die gelebte Kooperation zwischen den mehr als 40 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus verschiedensten Einrichtungen war beeindruckend. Die Technik, die Kommunikation zwischen den Forschungseinheiten und nicht zuletzt das Wetter haben toll geklappt und mitgespielt“, berichtet Baschek nach Abschluss der Expedition begeistert. „Jetzt sind wir auf die Datenauswertung in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren sehr gespannt.“ Dr. Otmar Wiestler, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft, ist davon überzeugt, dass die Expedition „Uhrwerk Ozean“ unser Verständnis von klimatischen und ozeanografischen Zusammenhängen grundlegend verändern wird.
Auch das Zeppelin-Team ist mit dem Verlauf der Expedition sehr zufrieden. „Die Zusammenarbeit mit dem Forscherteam war hervorragend. Wie in einem Uhrwerk, haben alle Zahnräder perfekt ineinander gegriffen“, so Fritz Günther, Flugbetriebsleiter der Deutschen Zeppelin-Reederei GmbH. „Solche Forschungseinsätze sind für uns Piloten eine hochinteressante Abwechslung zu den Passagierflügen hier am Bodensee. Die geforderte Präzisionsfliegerei während einer Mission unterscheidet sich doch sehr von den touristischen Flügen. Die physischen und psychischen Herausforderungen sind bei diesen wissenschaftlichen Einsätzen andere als bei einem Passagierflug, der nur zwischen 30 und 120 Minuten dauert. Zum Beispiel ein Schwebeflug über Land fordert den Piloten deutlich weniger als ein punktgenauer Schwebeflug über dem offenen Meer.“
Zehn Tage lang war der Zeppelin NT aus Friedrichshafen im Rahmen der Expedition „Uhrwerk Ozean“ des Helmholtz-Zentrums Geesthacht (HZG) unterwegs. Vergangene Woche ist der Zeppelin nach erfolgreichem Abschluss wieder gut an den Bodensee zurückgekehrt.
Auf den Fotos (© Torsten Fischer, Helmholtz-Zentrum Geesthacht): Der Forschungszeppelin während eines Messfluges über der Ostsee.