Der zunehmende Wettbewerb, eine hohe Nachfrage nach individualisierten und hoch entwickelten Produkten sowie ein kürzerer Innovationszyklus führen vor allem in der Kleinserienfertigung zu einem Anstieg neuer Produktionsanläufe. Zu den täglichen Herausforderungen zählen beispielsweise kurzfristige Änderungen und die fehlende Reife von Hightech-Produkten und Prozessen, die beträchtliche Risiken darstellen. Diese sind keineswegs mit der Großserienfertigung vergleichbar, folglich ist ein neuer Ansatz für Produktionsanlaufphasen erforderlich.
Ziel des Forschungsprojekts ARUM (Adaptive Production Management – Adaptives Fertigungsmanagement; www.arum-project.eu) ist die Verbesserung von Planungs- und Steuerungssystemen für die Fertigung komplexer Kleinserienprodukte wie Flugzeuge und Kabinenausstattungen. ARUM möchte dies durch die Reduzierung von Risiken wie fehlende Produktreife und Fertigungsunterbrechungen sowie durch IKT-Verbesserungen für Fertigungssysteme und die verstärkte Integration von Engineering in den Fertigungsprozess erreichen. Das ARUM-Team wird Strategien zur Risikominimierung und schnelleren Reaktion auf unerwartete Ereignisse definieren und entsprechende IKT-Systeme und -Tools bereitstellen.
Zu den wesentlichen Anforderungen der modernen Fertigung gehören die Unterstützung komplexer Produkte, Skalierbarkeit, integrierte Steuerung von Betriebsmitteln, die Optimierung der Fertigung auf Werks- und Werkstattebene, kostengünstige Dateninteraktion über Legacy-Systeme hinweg sowie flexible service-orientierte Modelle. ARUM liefert mit seinen neuen Technologien und einer einmaligen Partnerschaft Lösungen für diese Herausforderungen.
Dieser Ansatz basiert auf einer neuen Generation von serviceorientierten Plattformen für Unternehmensinformationen, die über eine servicebasierte Architektur und wissensbasierte Multiagentensysteme (MAS) verfügen. In Verbindung mit einer Service-Architektur verbessert das MAS die Leistungsfähigkeit und Skalierbarkeit der Lösung. Die Lösung umfasst mehrere Sensorschichten, Legacy-Systeme und agentenbasierte Tools für nützliche Dienste, wie beispielsweise Lern-, Qualitäts-, Risiko- und Kostenmanagement.
Das Ergebnis ist eine Softwarelösung zur Frühwarnung und Risikominimierung in der Produktionshochlaufphase. ARUM ist stark auf den Endnutzer ausgerichtet; die industrielle Anwendbarkeit soll insbesondere in den Bereichen Flugzeugfertigung und Kabinenausstattung getestet werden. Industriepartner in einer realen Fertigungsumgebung überprüfen die Lösungen und vergleichen sie mit aktuellen IKT-Lösungen. Für die Konzeption und Prüfung der ARUM-Systeme wird eine Testumgebung eingerichtet, die zudem zu Vorführ- und Informationszwecken dient.
ARUM ist ein Kooperationsforschungsprojekt des siebten Forschungsrahmen-programms (RP7) der Europäischen Union und Teil der europäischen Forschungsinitiative „Factory of the Future“. Die Europäische Kommission und die Privatwirtschaft werden für diese Initiative in den Jahren 2010 bis 2013 gemeinsam Gelder in Höhe von 1,2 Mrd. Euro bereitstellen.
Das im September 2012 begonnene Forschungsprojekt ARUM hat eine Laufzeit von 37 Monaten. Insgesamt sind 14 Partner beteiligt, darunter sieben EU-Länder und Russland. Weitere Teilnehmer sind Technologie-Lieferanten (TIE, Certicon, Smart Solutions, Almende und P3 Ingénieurs), Forschungseinrichtungen (Fachhochschule Köln, Universität Manchester, Instituto Politécnico de Bragança, Institut für Kommunikation und Computersysteme der Technischen Universität Athen, Tschechische Technische Universität Prag, FernUniversität Hagen) sowie Anwender (EADS, Airbus und Modular Galley Systems). Die Teilnehmer werden von EADS Innovation Works koordiniert.