Im Gespräch mit dem geschäftsführenden Gesellschafter von Hellmann Worldwide Logistics, Jost Hellmann, diskutierte der Aircargo Club Deutschland (ACD) die Komplexität von Logistik- und Luftfrachtprozessen sowie Zukunftsperspektiven des Familienunternehmens.
Der Aircargo Club Deutschland (ACD) wurde 1963 als branchenbezogene Interessens- und Diskussionsplattform zur Förderung des Luftfrachtverkehrs gegründet. Die rund 250 Mitglieder sind leitende Unternehmensvertreter der Luftfrachtbranche mit deutschlandweiter oder internationaler Verantwortung.
Die deutsche Luftfrachtbranche steht insgesamt zunehmend vor der Herausforderung, sich im europäischen und internationalen Wettbewerbsumfeld langfristig zu behaupten. Stark regulierte Flughafenbetriebszeiten sowie Marktpreisrisiken stehen einem überproportionalen Kapazitätswachstum in ausländischen Märkten gegenüber und üben damit einen erheblichen Einfluss auf die Verteilung der globalen Warenströme aus.
„Gigaliner“ voller Erfolg – Bis auf Bezeichnung
Mit einem Volumenwachstum von 6,0 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum konnte Hellmann im ersten Halbjahr 2015 verglichen mit dem Weltmarkt (plus 3,5 Prozent) eine überdurchschnittliche Entwicklung im Luftfrachtsektor verzeichnen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt dabei laut Jost Hellmann in einer zentralen Luftfrachtstrategie, die auf eine enge Verzahnung und damit Synergien mit Kunden und Geschäftspartnern abzielt. Im Fokus der Unternehmensphilosophie stehen vor diesem Hintergrund ein Höchstmaß an Qualität und Verlässlichkeit sowie eine ausgeprägte Risikokultur. In der weiteren Entwicklung des Unternehmens soll konsequent auf Digitalisierung gesetzt und die von der IATA initiierte e-Freight-Initiative sowie das Qualitäts- und Standardisierungs-Programm „Cargo 2000″ unterstützt werden.
Der Einsatz des Lang-Lkw ist für Hellmann ein voller Erfolg – sowohl aus ökonomischer wie ökologischer Sicht. Das bestätigt auch das Zwischenfazit aus dem laufenden Feldversuch des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur, an dem Hellmann teilnimmt. Die vielfach genutzte Bezeichnung „Gigaliner“ hält Jost Hellmann bezüglich der öffentlichen und politischen Akzeptanz für dieses Lang-Lkw-Konzept allerdings für einen großen Hemmschuh, da die Wahrnehmung von „Giga“ hierzulande eher negative Assoziationen schürt. Mit einem Namen wie „Ökoliner“ hätte sich der Lkw Hellmann’s Ansicht nach vermutlich schon längst im Markt etablieren können.
Überfällig sind für Deutschlands elftgrößten Logistiker unter anderem innovative Infrastrukturprojekte der Bahn, um mehr Fracht von der Straße auf die Schiene verlagern zu können.
Verlust von Marktanteilen für Luftfracht
Das Branchengespräch Luftfracht der Verbände BDI, BDL und DSLV, welches am 07. Oktober 2015 am Flughafen Leipzig/Halle stattfand, leistete einen bedeutsamen Beitrag dazu, Vertreter aus Politik, Industrie und den Medien für die Belange der Luftfracht zu sensibilisieren. Die Veranstaltung vermittelte nicht nur wichtige Einblicke in die Branche, sondern initiierte wertvolle Dialoge, um deutsche Luftfrachtlösungen auch künftig wettbewerbsfähig gestalten zu können.
„Der Wind weht immer schärfer. Wir erkennen eine zunehmende Verlagerung von Verkehrsströmen ins europäische Ausland. Das ist Gift für die deutsche Volkswirtschaft und kostet uns auf lange Sicht Arbeitsplätze und Wohlstand“, kommentiert Mathias Jakobi, Zentraleuropachef des internationalen Airlineverbands IATA und ACD-Vizepräsident, am Rande des Branchengesprächs.
Im Titelbild (v.l.n.r.): Winfried Hartmann, Präsident Aircargo Club Deutschland; Jost Hellmann, geschäftsführender Gesellschafter Hellmann Worldwide Logistics; Mathias Jakobi, Vizepräsident Aircargo Club Deutschland.
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