MTU Aero Engines betreut in den nächsten fünf Jahren alle TP400-D6 Antriebe der deutschen Airbus-Militärtransporter A400M. Der Rahmenvertrag wurde zwischen dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) und der MTU geschlossen.
Dies stellt ein vollumfängliches Instandsetzungskonzept für das TP400-D6 in Deutschland dar. Zusammen mit der Bundeswehr war dabei einmal mehr Pionierarbeit geleistet, so der Triebwerkshersteller. MTU und die Luftwaffe waren in 2002 die Ersten im Markt mit einer Kooperation in der Instandsetzung von Waffensystemen. Nun ist die MTU das erste Unternehmen mit einer Zulassung – angelehnt an zivile MRO-Verfahren – welches das TP400-D6 instand setzt.
Militärantrieb mit ziviler Zulassung
Beim neuen Instandhaltungskonzept für das TP400-D6 mussten aus mehreren Gründen neue Wege beschritten werden: Das Triebwerk wird zwar in einem Militärtransporter eingesetzt, ist aber nach zivilen Maßstäben zertifiziert. Entsprechend musste die Instandhaltung aufgesetzt werden. Die erarbeiteten Regularien wurden in die neu geschaffenen European Military Airworthiness Requirements (EMAR) integriert; ihre Umsetzung regeln die nationalen Instandsetzungsanforderungen DEMAR145.
Oberst Ingo Feierabend, Produktmanager zur Nutzung der A400M beim BAAINBw, zeigte sich mit dem Ergebnis der Vertragsverhandlungen sehr zufrieden. Die Einsatzbereitschaft des Triebwerks TP400-D6 und damit der A400M-Flotte der Luftwaffe werde dadurch für die nächsten fünf Jahre sichergestellt. Gleichzeitig ist sei gelungen, den ersten nach DEMAR 145 genehmigten Betrieb zur Instandhaltung von militärischem Luftfahrgerät unter Vertrag zu nehmen.
Hersteller sorgen für Instandhaltung
Die Instandhaltung der deutschen A400M-Antriebe umfasst mehrere Ebenen: Die Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten am Flügel (Maintenance Level 1 und 2) werden von der Luftwaffe geleistet; die intensiveren Dienstleistungen mit dem Maintenance-Level 2-OFF und 3 übernimmt die Industrie. Ziel des Instandhaltungskonzepts ist es, der Bundeswehr eine effiziente und auf die operationellen Anforderungen abgestimmte Instandsetzungsleistung zu garantieren. Für die MTU bedeutet das: Sie zeichnet für die Zerlegung der Triebwerke in die einzelnen Module und Anbaugeräte verantwortlich und leitet sie an den jeweiligen Hersteller zur Instandsetzung weiter.
Das TP400-D6 ist ein Gemeinschaftsprojekt der größten Triebwerkshersteller Europas: Unter dem Dach des Triebwerkskonsortiums Europrop International (EPI) arbeiten die MTU, die spanische Industria de Turbo Propulsores, die französische Safran Aircraft Engines und Rolls-Royce aus Großbritannien zusammen. Jeder Partner kümmert sich um die Instandsetzung seiner Module. Der MTU-Bauanteil umfasst den Mitteldruckbereich – Mitteldruckverdichter, -turbine und –welle sowie auch die Endmontage aller Serienantriebe.
11.000 Wellen-PS pro Antrieb
Nach Rücklauf aller instandgesetzten Triebwerkskomponenten erfolgt der Zusammenbau der Antriebe wieder bei der MTU. Danach gehen die Triebwerke zur MTU Maintenance Berlin–Brandenburg und absolvieren dort die Abnahmetests. In Ludwigsfelde steht der einzige existierende Serienprüfstand für das TP400-D6; er ist einer der modernsten der Welt.
Das TP400-D6 ist die stärkste Propellerturbine der westlichen Welt; vier Triebwerke bringen einen A400M-Militärtransporter in die Luft. Das dreiwellige Triebwerk hat einen Propeller mit einem Durchmesser von 5,3 Metern und kommt auf eine maximale Leistung von 11.000 Wellen-PS. Die Luftwaffe hat die ersten Airbus-Militärtransporter seit drei Jahren im Einsatz. Insgesamt werden die deutschen Streitkräfte 53 Flugzeuge erhalten.