Bislang war in der Lüneburger Heide die Informationslehrübung (ILÜ) ein feststehender Begriff. Wissen wurde in Form von dynamischen Vorführungen im Gelände vermittelt. Im Gegensatz dazu schaut der künftige Führungsnachwuchs bei der neu konzipierten Ausbildungslehrübung Landoperationen (ALÜ LandOp) nicht nur zu, sondern macht auch mit.
Unverändert ist jedoch der streitkräftegemeinsame Ansatz der ALÃœ LandOp. Denn auch sie ist eine gemeinsame Lehrübung des Heeres, der Streitkräftebasis, des Zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr und des Cyber- und Informationsraumes. Die Panzerlehrbrigade 9 in Munster ist verantwortlich für Ausrichtung der Ãœbung. „Wir nehmen uns bei der ALÃœ LandOp mehr Zeit für die Teilnehmer und führen die Ausbildung ebenengerechter durch als bisher“, erklärt Oberstleutnant Christian Simmelbauer aus dem Planungsstab. Insgesamt vier Wochen Ausbildungen an den Standorten Munster, Bergen und Minden erwarteten die Teilnehmer.
Durchführung für zwei Jahrgänge
„Pandemiebedingt fand die Ãœbung im letzten Jahr nicht statt“, fügt Simmelbauer an. „Aber auch das haben wir in diesem Jahr kompensiert und die Soldatinnen und Soldaten, die letztes Jahr als Teilnehmer der ILÃœ geplant waren, jetzt mit ausgebildet.“ Mehr als 1.900 Soldaten durchliefen so die diesjährige ALÃœ.Â
Gemacht ist die ALÃœ für die Hauptbedarfsträger: die Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg und die Offizierschule des Heeres in Dresden. Ebenengerecht bedeutet, dass die Teilnehmer aus der Führungsakademie auf der Ebene Brigade und die Teilnehmer der Offizierschule auf der Ebene Bataillon ausgebildet werden“, so Simmelbauer. Man habe so entsprechende Ausbildungsabschnitte für werdende Brigadekommandeure sowie Chefs und Bataillonskommandeure geschaffen. Dabei nehme man sich je zwei Wochen, also insgesamt vier Wochen, Zeit für die ALÃœ. Für die Ebene Brigade, die Teilnehmer der Führungsakademie, ist die ALÃœ noch mehr. „Diese Teilnehmer müssen in bestimmten Phasen selbst Dinge tun“, beschreibt der Oberstleutnant. „Wir binden die Soldaten aktiv in die Lageentwicklung, Beurteilung der Lage und dem daraus resultierenden Entschluss mit ein“, so der Projektoffizier.
ILÃœ oder ALÃœ werden die Ausbildungsinhalte realistisch und lerngruppenorientiert dargestellt. „Der 360-Grad-Blick beim Abschlussbild ‚Gegenangriff‘ war sehr eindrucksvoll und lehrreich. Besonders die methodische Hinführung und die Visualisierung im Gelände haben mich nachhaltig beeindruckt“, beschreibt Oberleutnant Christian Burgenlehner seine Eindrücke kurz nach einem Ãœbungsdurchgang. Wie der Kampfhubschrauber Tiger die Bodentruppen unterstützt, zeigt die Ausbildungslehrübung Landoperationen 2021. An anderer Stelle schaffen die Pioniere aus Minden mit einem Gewässerübergang über die Weser die Voraussetzungen für den Marsch einer Kampftruppenbrigade.
160 Kilometer weiter bei den Pionieren in Minden staunte Leutnant Malte Rosier: „Der enorme zeitliche Vorlauf und somit die Vorbereitungszeit von militärischen Operationen sind für mich die wesentlichen Erkenntnisse. Das Schaffen eines Gewässerübergangs der Pioniere über die Weser bei Minden war ein unvergessliches Erlebnis.“ Rosier ist Artillerieoffizier und Angehöriger der Panzertruppenschule. Die ersten Ãœbungsdurchgänge der ALÃœ nutzten die Panzertruppenschule und die Panzerlehrbrigade 9 aus Munster als Weiterbildungsmöglichkeit für ihre Offiziere und Feldwebel.
Methodisches Konzept
Zu dem Konzept der Ausbildung stellt Burgenlehner fest: „Durch die praktischen Ansätze der Ausbildungen konnte ich erfahren, wie umfangreich die Verfahren sind. Zusätzlich wurde deutlich, wie die Räder von Vorbereitung und Durchführung ineinander fassen, um die taktische Aufgabenstellung zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zur Entfaltung zu bringen.“ Die Methodik dieser Ausbildung folgt dabei strikt dem operationellen Grundgedanken. Das bedeutet, dass der Aufbau der Stationen und der chronologische Ablauf so gestaltet sind, wie es in einem realen Einsatzszenario für die Landes- und Bündnisverteidigung der Fall wäre. Ausgerichtet an einem Verteidigungsfall, bauen die einzelnen Stationen systematisch aufeinander auf.
Keine Übung ohne militärische Lage
Der ALÃœ wird ein militärisches Ãœbungsszenario zugrunde gelegt. Die Ãœbungsteilnehmenden erleben in ihrer Ausbildung eine Befehlsausgabe auf Brigadeebene, danach folgen Stationen wie: „Ãœberwinden von Gewässern“, oder das „System Brigade“, „Arbeiten eines Brigadegefechtsstandes“ sowie das Zusammenwirken unterschiedlichster Fachleute werden plakativ gezeigt. Als „Finale“ erleben die zukünftigen Verbandsführer die Auswirkungen der vorherigen Planungsarbeit in der Station „Wirkung“. In dieser größten Station der ALÃœ wird ein Gefecht in mehreren Phasen in das Gelände projiziert, das schließlich in einem Gegenangriff eines Bataillons endet. Denn das Gefecht und schließlich das konsequente Handeln bringen die militärische Entscheidung. Dies zu zeigen, ist das Ausbildungsziel der ALÃœ.
Ansatz nach Zielgruppen
Simmelbauer, der Projektoffizier der Panzertruppenschule, fasst den Grundgedanken der ALÃœ zusammen: „Die ALÃœ verfolgt den Ansatz einer effektiven Aus- und Weiterbildung der Ãœbungsteilnehmer auf Basis der Vorgaben der entsprechenden Bildungseinrichtungen. Dies geschieht noch konsequenter als es bislang bei der ILÃœ der Fall war. Das führt zu einer räumlichen, zeitlichen und inhaltlichen Trennung der Zielgruppen und angepasster Ausbildungsziele während der Ausbildungsübung Landoperation.“ Die ALÃœ LandOp bildet somit noch genauer, auf die Zielgruppe angepasst, die zukünftigen militärischen Führer aus.