Mit der Zertifizierung des Lenkflugkörpers Meteor für den Eurofighter strebt die Luftwaffe einen Meilenstein an. Diese für große Entfernungen ausgelegte Waffe für den Einsatz an dem Kampfjet ist ein echter Mehrwert. Für die Bekämpfung von Luftzielen auf kurzer Distanz führt der Eurofighter die IRIS-T (Infra-Red Imaging System – Tail/Thrust Vector controlled) an den äußeren Waffenstationen mit.
Multinationale Entwicklung
Seit 2002 haben die NATO-Mitglieder Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und das Vereinigtes Königreich mit der Partnernation Schweden gemeinsam den Lenkflugkörper Meteor entwickelt. Ausgangspunkt war die Absicht der Royal Air Force, eine Luft–Luft-Abstandswaffe für den Eurofighter „beyond visual range“, also außerhalb der Sichtweite, zu entwickeln. Nachdem sich die anderen Staaten dem Vorhaben angeschlossen hatten, wurde ein internationales Projektteam für die Entwicklung im englischen Bristol gegründet. Oberstleutnant Ronny S. war zeitweise Teil dieser Gemeinschaft, noch heute ist er als Experte für die Kampfjet-Bewaffnung in der Luftwaffe eingesetzt.
Die Bedürfnisse von sechs Nationen, welche mit der französischen Rafale, der schwedischen Gripen und dem Eurofighter insgesamt drei verschiedene Flugzeuge in teils unterschiedlichen Einsatzspektren nutzen, mussten unter einen Hut gebracht werden. Durch gute Zusammenarbeit zwischen künftigen Nutzern und Herstellern gelang die Entwicklung. 2006 wurde in Schweden schließlich mit einer Saab 39 Gripen der Erstschuss durchgeführt. Bemerkenswert ist dabei, dass noch alle Ursprungsnationen dabei sind. Von der Idee, über die Entwicklung bis zu Nutzung. Das Team in England besteht noch heute: Gemeinsam werden Einsatzerfahrungen sowie Instandsetzung- und Logistikverfahren zur ständigen Verbesserung ausgetauscht.
Die Herausforderung bei der Meteor-Entwicklung bestand darin, dass neben dem Eurofighter auch die Saab 39 Gripen der Schweden und die Dessault Rafale der Franzosen Nutzer sein sollten. Bei der Rafale mussten gleichzeitig die erschwerten Bedingungen auf Flugzeugträgern der französische Marine berücksichtigt werden.
Rakete mit Staustrahltriebwerk
Neben der erfolgreichen multinationalen Zusammenarbeit ist die Meteor auch technisch sehr innovativ. Während gängige Lenkflugkörper ausschließlich einen Raketenbooster als Antrieb nutzen, benötigt Meteor diesen nur anfänglich, um Überschallgeschwindigkeit zu erreichen. Denn danach funktioniert der Antrieb ähnlich wie eine Turbine, aber als Staustrahltriebwerk ohne bewegliche Teile: Die einströmende Luft wird durch einen Lufteinlauf vor Eintritt in die Brennkammer komprimiert, benötigt also keinen mechanischen Verdichter.
Diese als Staustrahlantrieb bezeichnete Entwicklung ermöglicht vor allem einen für den modernen Luftkampf entscheidende Reichweitensteigerung bei hoher Zuverlässigkeit. Die Luft-Luft-Lenkwaffe Meteor fliegt regelbar mit bis zu vierfacher Schallgeschwindigkeit und hat dabei eine Reichweite von bis zu 200 Kilometern.
Feuern und Vergessen, früher schießen, besser treffen
Moderner Luftkampf hat dabei wenig mit der Darstellung in Film und Fernsehen zu tun: Dass sich zwei Kampfflugzeuge in wenigen hundert Metern Entfernung in scharfen Manövern gegenseitig jagen ist möglich, aber wenig realistisch. Vielmehr ist es ein Gefecht auf großer Distanz. Es ist entscheidend, möglichst früh die Rakete abfeuern zu können, welche dann eigenständig ihr Ziel anfliegt. Dieses Prinzip, auch „Fire and Forget“ genannt, sorgt dafür, dass das Trägerflugzeug bereits abdrehen und dem nächsten Auftrag nachgehen kann und sich gleichzeitig aus der Reichweite des gegnerischen Flugzeugs entfernt. „Man versucht also mögliche feindliche Flugzeuge frühzeitig zu erkennen, um deren Schutzsysteme aber auch die Fähigkeiten derer Bewaffnung zu überbieten.“
Alleskönner Eurofighter
Für den Eurofighter bedeutet die Integration der Meteor also einen echten Zugewinn: „Wir beabsichtigen den Eurofighter in der Rolle als Luftüberlegenheitsjäger in Zukunft mit Meteor und der bisherigen Standardwaffe AMRAAM im Mix zu fliegen, weil wir so technisch und taktisch einen starken Waffenmix für den Kampf auf hoher Reichweite haben.“ Zusammen mit der IRIS-T (Infra-Red Imaging System – Tail/Thrust Vector controlled), welche die Luftwaffe für den Luftkampf auf kurzer Reichweite nutzt, ist der Eurofighter also für alle Situationen bestens gewappnet. Oberstleutnant Ronny S. ist sich sicher: „;Unsere Waffen nutzen damit ihre jeweiligen Stärken und gleichen die möglichen Schwächen aus, sodass sie sich optimal ergänzen.“