Targets destroyed! Das Taktische Schießen der Flugabwehr auf Kreta ist vorbei. Die Ziele wurden getroffen, die Übungsziele erreicht, neue Konzepte erfolgreich angewandt und viele Erfahrungen gesammelt.
Auch in einem der außergewöhnlichsten Jahre seit Beginn der Schießtradition haben die Flugabwehrraketenkräfte der Luftwaffe ihr multinationales Schießen durchgeführt. Damit ist das Taktische Schießen 2020 auf Kreta vorbei. Eine Woche lang wurde geschossen, die Vorbereitungen dauerten jedoch mehrere Wochen.
Geschwader mit internationalen Partnern
„Ich bin sehr stolz auf meine Truppe, dass wir das alles so reibungslos hinbekommen haben“, resümiert Oberst Andreas Noeske. Er ist der Kommodore des Flugabwehrraketengeschwaders 1 aus Husum. Viel Aufwand war nötig, um in Zeiten der Pandemie mit mehreren Hundert Soldatinnen und Soldaten des Geschwaders sowie weiteren Hunderten aus anderen Teilen der Bundeswehr, aber auch aus den Niederlanden, USA und aus Griechenland selbst auf die Insel Kreta zu verlegen. Es wurde vieles abgewogen und am Ende der vielen Tage und Nächte der Vorbereitung stand fest: „Wir haben gute Konzepte, viele Erfahrungen aus den vergangenen Jahren, eine fähige und motivierte Truppe und vor allem auch die Pflicht, die Einsatzbereitschaft aufrecht zu erhalten – deshalb packen wir das“, so Oberst Noeske.
Digitalisierung auch in der Flugabwehr
Grade die diesjährige Übung war so wichtig für die Flugabwehr der Luftwaffe: Zum ersten Mal in der über 50-jährigen Geschichte des Taktischen Schießens wurde der Kampf vom Geschwadergefechtsstand „SAMOC“ im sogenannten Reach-back-Verfahren von Husum in Deutschland aus geführt. Oberst Noeske ist zufrieden: „Wir haben bewiesen, dass wir uns weiterentwickelt haben als FlaRak, aber auch als Luftstreitkräfte im NATO-Bündnisrahmen – wir haben neue Standards gesetzt. Die Digitalisierung macht auch vorm Militär keinen Halt und das ist auch gut so, denn grade wir als Luftwaffe können von der Modernisierung immer profitieren.“ Besonders die Pandemie zeigt auch, dass es nicht nur einsatztaktische Vorteile bietet, dass ein Teil der Soldatinnen und Soldaten vom Heimatstandort aus operieren kann.
Abwehr mit Abstand
Die für internationale Übungen typische und vor allem auch so wichtige enge Zusammenarbeit konnte natürlich unter Pandemiebedingungen nicht wie gewohnt stattfinden. Das war natürlich in einem Jahr, wo gleich vier NATO-Nationen in teils gemischten Teams arbeiten sollten, zunächst ein Rückschlag. „Internationale Übungen leben von Erfahrungsaustausch, vom Zusammenarbeiten, vom gemeinsamen Lernen, schließlich stehen wir auch im Falle eines NATO-Bündniseinsatzes Seite an Seite mit genau diesen Nationen.“
Aber auch mit „Zwei Metern Abstand“ war die Multinationalität bei der Übung für Oberst Noeske ein Gewinn: „Deutschland hat als Leitnation der Übung das Schießen der griechischen Luftabwehrkräfte mitbefehligt, wir hatten Niederländer und US-Amerikaner, welche an deutschen Patriot-Systemen gearbeitet haben – da war viel Koordinierungsarbeit nötig, aber alle konnten viel dabei lernen.“
Full Combat Readyness erst mit scharfem Schuss
Das jährlich stattfindende Taktische Schießen hat nicht nur den Zweck der bloßen Inübunghaltung, das könnte man auch ohne den „scharfen Schuss“. Vielmehr ist genau dieser elementar wichtig für die Zertifizierung von jungen Feuerleit-Crews, welche erst mit dem scharfen Schuss den Status „Full Combat Ready“, also voll einsatzbereit, erhalten. Vor allem aber wird die Fähigkeit der gesamten Patriot-Flugabwehrraketenkräfte der Bundeswehr durch die NATO zertifiziert: „Unter den strengen Augen der Bewerter haben wir erneut unsere Einsatzbereitschaft und Professionalität unter Beweis gestellt.“
Das äußerst positive Ergebnis bestätigt die Leistungsbereitschaft und die Klasse der deutschen FlaRak-Kräfte und lässt Oberst Noeske zufrieden sagen: „Wir haben in der vergangenen Woche wie geplant 20 Lenkflugkörper mit unserem Waffensystem Patriot verschossen und haben die Ziele erfolgreich bekämpft. Das alles unter den erschwerten Bedingungen, lässt mich stolz und zufrieden danke sagen, an meine Truppe, an die verbündeten Einheiten und an alle Externen, die uns in diesem Jahr, wie auch schon in den Jahren zuvor, in Sachen Logistik, Sanität und Übungsdurchführung unterstützt haben!“ So könne es auch in den nächsten Jahren weitergehen, aber jetzt steht erst einmal die Rückverlegung an und auf dem NATO-Schießplatz NAMFI heißt es: „End of firing, undercover lifted.“