DLR von Innen am Tag der Luft- und Raumfahrt

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Am 20. September 2015, am Tag der Luft- und , besteht von 10:00 bis 18:00 Uhr die Möglichkeit, die Kontrollräume und Forschungsanlagen des DLR zu besuchen. Für -Fans gibt es ein großes Angebot.

Kontrollräume, aus denen Kometenlander gesteuert werden, oder Forschungsanlagen wie das :envihab sind der wissenschaftlichen Arbeit des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) vorbehalten – und nur selten können die Türen für die breite Öffentlichkeit geöffnet werden. Wissenschaftler des DLR erläutern am 20. September jedoch allen Interessierten, an welchen Themen sie gerade forschen und wie ihre tägliche Arbeit aussieht.

Blick in die Kontrollräume

Das Nutzerzentrum für Weltraumexperimente (MUSC) des DLR zeigt unter anderem seine Kontrollräume: Aus dem Philae-Kontrollzentrum wird der Lander der Rosetta-Mission gesteuert und betrieben. Am 12. November 2014 saß dort das Team des DLR an den Konsolen und überwachte die spektakuläre Landung auf dem Kometen Churyumov-Gerasimenko. Auch der Kontrollraum, aus dem das DLR die materialphysikalischen und biologischen Experimente im ISS-Forschungsmodul Columbus steuert, ist zu sehen.

Die Wissenschaftler des Raumflugbetriebs erläutern im Foyer des Gebäudes, wie ihre Arbeit im Kontrollraum, aber auch die Missionsplanung am Büro-Schreibtisch abläuft. Mit Philae und MASCOT werden gleich zwei Lander-Modelle ausgestellt – während Philae bereits auf einem Kometen steht, fliegt MASCOT zurzeit noch an Bord einer japanischen Sonde zum Asteroiden 1999 JU 3.

Streng limitiert sind die „Mitflug-Gelegenheiten“ in etwa 250 Kilometer Höhe: Insgesamt 1.000 Karten mit individueller Kennung können von Raumfahrtbegeisterten ausgefüllt werden und – voraussichtlich im November 2015 – mit der Höhenforschungsrakete TEXUS (Technologische Experimente unter ) vom schwedischen Startgelände Esrange rund sechs Minuten durch die . Nach der Bergung werden die geflogenen Tickets dann mit offiziellem Zertifikat an ihre Besitzer per Post zurückgeschickt.

Experimente in Schwerelosigkeit

Ein , das sich permanent in der Schwerelosigkeit befindet, ist der Elektromagnetische Levitator (EML), den Astronaut Alexander Gerst in Zusammenarbeit mit dem DLR-Kontrollraumteam einbaute und in Betrieb nahm. Das entsprechende Modell zeigt das Institut für Materialphysik im , dessen Wissenschaftler Versuche mit dem EML im All durchführen.

Auf der ISS werden mit dem EML Proben frei schwebend positioniert und aufgeschmolzen, im irdischen Labor geschieht dies mit den störenden Kräften der Erdanziehung. Wissenschaftler des DLR erklären außerdem, wie Röntgenradiographie auch in der Schwerelosigkeit funktioniert und zeigen das X-Rise, das bereits auf Parabelflügen und Höhenforschungsraketen getestet wurde. Ausgestellt wird auch der elektrostatische Levitator, der im Juni mit der Mapheus-5-Rakete durch die Schwerelosigkeit flog.

Forschung für die Gesundheit

In der Forschungsanlage :envihab dreht sich fast alles um die Gesundheit der Astronauten. Herzstück der Anlage ist die Kurzarm-Humanzentrifuge, auf der bis zu vier Probanden mit einer sechsfachen Erdbeschleunigung gedreht werden können. Zu Demonstrationszwecken darf am Tag der Luft- und Raumfahrt ein „Dummy“ seine Runden drehen, wo ansonsten Testpersonen für unterschiedliche Studien liegen. Einzigartig an dieser Zentrifuge des DLR-Instituts für Luft- und Raumfahrtmedizin ist unter anderem ein Roboterarm, der während der Fahrt Ultraschallaufnahmen beispielsweise des Herzens erstellt.

Pflanzenzucht im

Wie kleine Augentierchen, die Euglenen, unter dem Mikroskop aussehen oder auch wie speziell für den Weltraum gezüchtete Tomaten in geschlossenen Kreisläufen gedeihen können, ist ebenfalls Thema im :envihab. Damit Astronauten auf Langzeitmissionen oder auch in Habitaten mit frischen Lebensmitteln versorgt werden können, arbeiten DLR-Wissenschaftler daran, Abfälle wie Urin in geschlossenen Systemen mit Biofiltern in Nährstofflösungen umzuwandeln. Im Frühjahr 2017 soll Satellit Eu:CROPIS starten, in dessen Innerem zwei Gewächshäuser unter – und Mondbedingungen betrieben werden.

Wie die Astronauten, die sich im :envihab vor und nach ihren Missionen untersuchen lassen, können Besucher sich von den Ärzten des Flugmedizinischen Centrums des DLR Sehschärfe, Blutdruck oder auch Lungenfunktion messen lassen. Ein Bereich des :envihab wird allerdings selbst am Tag der Luft- und Raumfahrt geschlossen bleiben: In den Probandenzimmern wohnen derzeit zwölf Probanden, die für zwei Monate im Bett liegen müssen.

Bei dieser Langzeit-Bettruhestudie ist das Kopfende des Bettes um sechs Grad nach unten geneigt, so dass sich – wie bei einem Aufenthalt in der Schwerelosigkeit – die Flüssigkeiten im Körper verschieben und sich Muskeln und Knochen abbauen. Die Mediziner wollen mit dieser Studie möglichst effektive Gegenmaßnahmen für diese negativen Auswirkungen der Schwerelosigkeit finden. Wie es sich anfühlt, so für die Wissenschaft zu liegen, können Interessierte am Tag der Luft- und Raumfahrt beim Probeliegen erfahren.

Marsüberflüge und Parabelflieger

Weitere spannende Stationen für Raumfahrt-Fans sind unter anderem ein virtueller Flug über die Marsoberfläche in 3D, eine Besichtigung des neuen Parabelflugzeugs oder der Windkanäle der Über- und Hyperschalltechnologie sowie ein Besuch des Europäischen Astronautenzentrums (EAC). Auf den Bildern:

Die Kurzarmzentrifuge im :envihab – Mit der Kurzarm-Humanzentrifuge in der Forschungsanlage :envihab des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) können die Auswirkungen von künstlicher Schwerkraft auf den menschlichen Körper untersucht werden.

C.R.O.P.-Demonstrator – Das DLR forscht an einem speziellen Biofilter-System (Combined Regenerative Organic-food Production, C.R.O.P.), mit dem organische Abfälle reduziert und leistungsfähige Lebenserhaltungssysteme entwickelt werden sollen. Kernelement ist ein mikrobiologischer Rieselfilter aus Lavagestein – Lebensraum für eine Vielzahl von Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze und Einzeller.

Satellit Eu:CROPIS – Der Satellit Eu:CROPIS des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) soll 2017 starten. Mit an Bord: Zwei Gewächshäuser, in denen Bakterien und Algen künstlichen Urin in Dünger umwandeln, damit Tomatenpflanzen wachsen können. Durch eine unterschiedliche Rotationsgeschwindigkeit um die eigene Längsachse können die Schwerkraft von Mond und Mars simuliert werden.

Asteroidenlander MASCOT – Der Asteroidenlander MASCOT fliegt mit der japanischen Raumsonde Hayabusa2 zum Asteroiden 1999 JU 3. Dort wird er mit einem Auslösemechanismus aus der Sonde „gedrückt“ und landet auf dem Asteroiden. Die vier Instrumente an Bord – ein Spektrometer der französischen Raumfahrtagentur CNES, ein Magnetometer der TU Brauchschweig sowie eine Kamera und ein Radiometer des DLR – führen dann Messungen durch. Dabei hüpft der Lander von Messstelle zu Messstelle.

Erfolgreiche Landung von Philae – Jubel beim Team im Lander Control Center (LCC) des DLR, das den Lander Philae steuert und betreibt, als am 12. November 2014 die Bestätigung der erfolgreichen Landung auf dem Kometen Churyumov-Gerasimenko/67P eintrifft.

Es wird empfohlen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Von den S-Bahnhaltestellen ist ein kostenloser Shuttleverkehr eingerichtet. Der Eintritt zu allen Angeboten der Zentralveranstaltung ist frei. Die Veranstalter erwarten mehrere 10.000 Besucher auf dem zirka 50 Hektar großen Gelände.

Bilder: DLR (CC-BY 3.0)