Erst fliegt die Raumsonde Dawn entlang des Äquator, dann geht es dicht über Nord- und Südpol hinweg: Die Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) haben mit bisherigen Aufnahmen der Kamera an Bord der Dawn-Sonde und ihren ersten dreidimensionalen Geländemodellen einen filmischen Überflug über die eisige Ceres erstellt.
„Jetzt sehen wir zum ersten Mal die komplette Ceres mit ihren drei Dimensionen“, sagt DLR-Planetenforscher Prof. Ralf Jaumann, der an der Dawn-Mission der NASA beteiligt ist. Der virtuelle Flug in mehr als 335 Millionen Kilometern Entfernung von der Erde geht über Kraterlandschaften, helle Flecken und ausgedehnte Ebenen.
Um wie die Raumsonde aus dem Orbit auf Ceres zu blicken, verarbeiteten die Wissenschaftler des DLR-Instituts für Planetenforschung insgesamt 80 Aufnahmen: Dazu gehören Bilder aus einem Orbit in 13.500 Kilometern Höhe sowie Aufnahmen, die zu Navigationszwecken aus einer Entfernung von 7.200 sowie 5.100 Kilometern erstellt wurden. „Basis war dabei ein dreidimensionales Geländemodell, das wir aus den bisher aufgenommenen Bilder errechnet haben“, erläutert Planetenforscher Ralf Jaumann. „Dieses werden wir im Verlauf der Mission verfeinern – mit jedem weiteren Orbit, in dem wir uns dem Zwergplaneten annähern.“ Auch die kartographische Vermessung des Zwergplaneten liegt in den Händen der DLR-Planetenforscher.
„Trockene“ Vesta und „nasser“ Ceres
Bereits jetzt zeigt sich, dass der Zwergplanet für die Wissenschaftler ein interessantes Untersuchungsobjekt ist. „Wenn man wie im Flug auf Ceres blickt, sieht man eine Vielfalt geologischer Formationen, die zeigen, dass die Oberfläche von Ceres von gewaltigen Kräften geformt wurde.“ Mehr als sieben Jahre mussten die Forscher warten, bis die Dawn-Raumsonde am 06. März 2015 am Zwergplaneten im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter ankam. Damals, als die Sonde am 27. September 2007 startet, war Ceres noch in der Klasse der Asteroiden – mittlerweile wurde er in die neu geschaffene Klasse der Zwergplaneten eingestuft. Während des langen Fluges machte Dawn allerdings noch Zwischenstation am Asteroiden Vesta. Von Juli 2011 bis September 2012 kreiste die Raumsonde um Vesta und nahm zehntausende Bilder auf.
Gemeinsam ist den beiden, dass sie zu den größten Himmelskörpern im Asteroidengürtel gehören: Vesta hat einen Durchmesser von 530 Kilometern, Ceres führt mit seinem Durchmesser von fast 1.000 Kilometern die Rangliste an. Dennoch sind sie extrem unterschiedlich: Vesta ist ein so genannter „trockener“ Asteroid, der in seiner Entwicklung nicht sehr viel Wasser abbekommen hat, Ceres hingegen liegt weit entfernt von der Sonne hinter der Frostgrenze und könnte sogar einen Ozean unter seiner Eiskruste verbergen.
Die Mission DAWN wird vom Jet Propulsion Laboratory (JPL) der amerikanischen Weltraumbehörde NASA geleitet. Das Kamerasystem an Bord der Raumsonde wurde unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung in Göttingen in Zusammenarbeit mit dem Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin und dem Institut für Datentechnik und Kommunikationsnetze in Braunschweig entwickelt und gebaut.
Das Video mit dem virtuellen Rundflug um Ceres gibt es in drei Auflösungen hier klein (3 MB), mittel (8 MB) und groß (69 MB).
Foto: NASA/JPL-Caltech/UCLA/MPS/DLR/IDA