An Bord der Rakete Soyuz befand sich neben den ersten OneWeb-Satelliten auch ein vom Raumfahrt-Systemhaus OHB System AG entwickeltes on-board Kamerasystem (OCAM-2).
Am 27. Februar 2019 um 22:37 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ) startete die von Arianespace betriebene Trägerrakete Soyuz vom ESA-Weltraumbahnhof in Französisch-Guyana in den Weltraum. Bei dieser OneWeb-Pilotmission nutzt der Startdienstleister Arianespace erneut das weltraumerprobte OCAM-2 System der OHB System AG. Vier auf der Fregat Oberstufe der Soyuz-Rakete untergebrachte Kameras lieferten Videoaufnahmen von den sechs OneWeb-Satelliten im Weltraum.
Aufnahmen der ersten OneWeb-Satelliten im All
„Mit der OneWeb-Satellitenkonstellation, einem geplanten Netzwerk aus hunderten erdnahen Satelliten, soll es den Menschen an entlegenen Orten ohne bestehenden Breitbandzugang ermöglicht werden, globale Internetdienste zu nutzen. Diese Idee gefällt mir, denn sie zeigt, wie nützlich die Raumfahrt für unser tägliches Leben ist. Daher freue ich mich sehr, dass wir mit unserem Kamerasystem faszinierende und nützliche Videos vom Aussetzen der Satelliten und ihrem Weiterflug liefern können“, sagt Marco Fuchs, der CEO der OHB System AG, einem Tochterunternehmen des Raumfahrt- und Technologiekonzerns OHB SE.
Kameraselektion, Beleuchtung, Aufnahme, Speicherung, Wiedergabe und die Datenübertragung mit verschiedenen Parametern werden automatisch durch zwei unabhängige Steuerungssequenzen bestimmt: Das Einschalten des Systems aktiviert zunächst die ‚Preflight-Timeline‘. Erst wenn der Beschleunigungssensor das Abheben der Trägerrakete feststellt, wird die ‚Flight-Timeline‘ mit den jeweiligen Aufzeichnungssequenzen aktiviert. Die aufgenommenen Daten aller Kameras (bis zu 7.000 Sekunden Video-Daten) wurden on-board aufgezeichnet und dann in Echtzeit von Arianespace verarbeitet.
Bereits im Jahr 2006 ermöglichte das Vorgängersystem OCAM einzigartige Aufnahmen vom Start und Raumflug einer Ariane-5-Trägerrakete sowie von der Entfaltung einer extrem leichtgewichtigen japanischen Reflektor-Antenne im Weltraum. Auch beim Jungfernflug der europäischen Rakete VEGA Anfang 2012 war das OHB-System an Bord und leistete einen Beitrag zur Qualifikation der Rakete.
Qualifiziert für neueste Raketen
Das Nachfolgesystem OCAM-2 wurde für den Mitflug an Bord der europäischen Trägerraketen VEGA, Soyuz und Ariane 5 entwickelt. Die OHB System AG verantwortete im Auftrag von Arianespace die Hard- und Software des on-board Systems und unterstützte in Kourou den Aufbau des Kamerasystems, seine Integration und die erforderlichen Tests. „Erstmals eingesetzt haben wir OCAM-2 im Jahr 2013 im Rahmen des vom Deutschen Zentrum für Luft– und Raumfahrt (DLR) geförderten STEREX-Experiments beim Ariane-5-Flug VA213 des Raumfahrzeugs ATV-4 Albert Einstein“, so der Projektleiter Horst Pfeuffer. „In nahezu gleicher Konfiguration wie bei der OneWeb-Mission flog OCAM-2 bereits 2014 sehr erfolgreich bei der Soyuz Sentinel-1A Mission.“
„Unser Kamerasystem ist nach den Ariane-5-Anforderungen qualifiziert, das heißt wir mussten vor dem Raumflug beweisen, dass es den Belastungen beim Start und beim Flug in den Weltraum standhalten kann und voll funktionsfähig bleibt“, erklärt Horst Pfeuffer. „Beim Design haben wir auf möglichst geringe Masse bei größtmöglicher Robustheit geachtet. OCAM-2 ist vielseitig einsetzbar und lässt sich leicht an verschiedene Aufgaben adaptieren.“ Das Video, das die Freisetzung der Satelliten zeigt, ist hier zu finden.