Bei mildem Spätsommerwetter besichtigten die Besucher die DLR-Forschungsflieger, bestaunten das neue europäische Transportflugzeug Airbus A400M im Überflug und ließen sich von Wissenschaftlern Windkanäle, einen Brennkammerprüfstand sowie das Schwesterlabor der ISS „:envihab“ erklären.
Luft- und Raumfahrt stellt sich den Besuchermassen
Gut 30.000 Besucher strömten am 22. September 2013 zum „Tag der Luft- und Raumfahrt“ auf das Gelände des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln-Porz. An diesem Tag präsentierten das DLR und die Europäische Weltraumorganisation ESA gemeinsam mit ihren Partnern Forschungsprojekte aus Luft- und Raumfahrt, Energie und Verkehr sowie Sicherheit.
Bei den Besuchern stießen dabei auch intelligente Wärmespeicheranlagen und neu entwickelte Hightech-Werkstoffe für Flug- und Raumfahrzeuge auf reges Interesse. Astronauten wie der deutsche ESA-Astronaut Alexander Gerst, der im Europäischen Astronautenzentrum der ESA für die Mission „The Blue Dot“ zur ISS ausgebildet wird, berichteten über ihre Arbeit und das Leben im Weltraum. Ein Höhepunkt war der Klebstoff-Weltrekord eines an zwei verklebten Stahlbolzen hängenden LKWs.
Erfreut zeigte sich der Vorstandsvorsitzende des DLR Prof. Dr. Johann-Dietrich Wörner: „Es ist immer wieder beeindruckend in die unzähligen begeisterten Gesichter zu blicken, die mit Neugier durch unsere offenen Türen strömen“. Und ergänzt: „Das bestätigt auf eindrucksvolle Weise, welchen hohen Stellenwert und Anerkennung die Forschung des DLR in Deutschland genießt. Der Tag der Luft- und Raumfahrt 2013 war ein voller Erfolg.“
Forsche Kinder lernen tüfteln im DLR_School_Lab
Kinder wurden selbst zu Forschern und blickten bei Führungen des Kinderprogramms VIP-Kids hinter die DLR-Kulissen; im Kinderzelt erlebten sie Forschung zum Anfassen. Neben den DLR-Forschungsfliegern übte sich der Nachwuchs im Modellfliegerweitwurf oder bastelte unter den Augen von Astronauten Raketenmodelle.
Auf der Kinderbühne erlebten die jungen Besucher mit ihren Eltern den Elefanten aus der Sendung mit der Maus. Die Ritter Rost Band sorgte für gute Stimmung bei klein und groß. Sehr beliebt waren auch die zahlreichen Experimente des DLR_School_Lab.
„Fit fürs Weltall?“ im irdischen Schwesterlabor der ISS
Der Lander Philae, der an Bord der ESA-Raumsonde Rosetta unterwegs zum Kometen P67/Churyumov-Gerasimenko ist, und ein Blick hinter die Kulissen der Kontrollräume standen ebenfalls auf dem Programm der Besucher des Tags der Luft- und Raumfahrt. Großer Andrang herrschte im „:envihab“, das zum ersten Mal seine Türen für die Öffentlichkeit öffnete. Das irdische Schwesterlabor der ISS ist in verschiedene Module unterteilt, in denen unter anderem eine Human-Zentrifuge, eine Druckkammer und ein Schlaflabor zu finden ist.
Bei den Luft- und Raumfahrtmedizinern des DLR konnten die Besucher sogar ihren eigenen Körper testen, etwa wie es sich liegt, wenn man über mehrere Wochen an einer sechs Grad Kopftieflage-Studie teilnimmt, oder ob man überhaupt fit genug für einen Flug in den Weltraum ist. Bei der Simulations- und Softwaretechnik unternahmen die Besucher eine virtuelle Weltraumreise und „flogen“ selbst via Joystick über den Mars in 3D.
Das Kometenlander-Projekt Philae, an Bord der ESA-Raumsonde Rosetta derzeit unterwegs zum Kometen P67/Churyumov-Gerasimenko, stand bei Besuchern des Tags der Luft- und Raumfahrt ebenso auf dem Programm wie ein Blick hinter die Kulissen der Kontrollräume.
Funktionsweise von Turbinen und Windkanälen
Forschung für die Luftfahrt erleben konnten große und kleine Besucher im DLR-Institut für Antriebstechnik: In einem Hochdruckbrennkammerprüfstand erklärten die Ingenieure, wie sie das Herz einer Turbine, die sogenannte Brennkammer, bis ins kleinste Detail auch mit alternativen Brennstoffen, zum Beispiel Wasserstoff, testen.
In den Windkanälen der Über- und Hyperschalltechnologie erklärten die Aerodynamiker die Forschung an den Überschalljets von morgen und wie Raumfahrzeuge den Wiedereintritt in die Erdatmosphäre überstehen; das Institut für Flughafenwesen zeigte den Luftverkehr im Umfeld des Flughafens Köln/Bonn. Wie kalt es für ein Modell im Windkanal werden kann, erklärten Wissenschaftler am kältesten Windkanal Europas, dem Kryo-Kanal-Köln.
Kalk als potenter Wärmespeicher
Erstmalig konnten die Besucher des Tags der Luft- und Raumfahrt das Kompetenzzentrum für Keramische Werkstoffe und thermische Speichertechnologien „CeraStorE“ besichtigen. Zu sehen gab es beispielsweise einen thermochemischen Speicher der Extraklasse, der mit Hilfe von Kalk große Mengen Wärmeenergie in chemische Energie umwandeln kann.
Wie viel Kraft auch in der Sonne steckt, konnten die Besucher des DLR-Instituts für Solarforschung selbst testen und 5- und 10-Cent-Münzen zum Schmelzen bringen. Spannende Ideen zum „Fahren ohne Stau“ oder „Wie kommt der Strom aus der Wüste zu uns?“ trugen DLR-Referenten vor. Am Stand des DLR-Instituts für Verkehrssystemtechnik konnten Besucher selbst ausprobieren, wie komplex schon die Steuerung einer Ampel an einer einzigen Kreuzung ist.
Weltrekord geglückt: LKW klebt in der Luft
Einen atemberaubenden Moment trugen die DLR-Werkstoffforscher zum diesjährigen Tag der Luft- und Raumfahrt bei und stellten zugleich einen neuen Weltrekord auf. Für eine Stunde ließen sie einen 16,1 Tonnen schweren LKW an einem Mobilkran in der Luft schweben. Der LKW wurde nur von zwei etwa kreditkartengroßen Stahlbolzen (sieben Zentimeter Durchmesser) gehalten. Einzig ein Spezialkleber hielt dabei die Bolzen zusammen.
A400M, A300 Zero-G und die DLR-Forschungsflotte
Auf dem Gelände des Kölner Flughafens besichtigte das Publikum die einzigartigen Maschinen der Forschungsflotte des DLR: darunter der größte DLR-Flugversuchsträger Airbus A320-ATRA (Advanced Technology and Research Aircraft), der „Vulcano Ash Hunter“ Falcon 20E, der „Fliegende Hörsaal“ Cessna 208B Gran Caravan sowie der leichte Mehrzweckhubschrauber BO-105. Ebenfalls konnten die Besucher einen Blick in den Parabelflieger A300 Zero-G werfen, mit dem die Forscher in steilen Flugmanövern Experimente in Schwerelosigkeit durchführen.
Die Flugbereitschaft der Bundeswehr zeigte die Regierungsflugzeuge Airbus A319 CJ und Bombardier Global 5000. Ebenso waren eine C-160 Transall, ein Airbus A310 MRTT MedEvac (Medical Evacuation) sowie ein Eurofighter, ein Tornado und ein Transporthubschrauber vom Typ Sikorsky CH-53 GS zu sehen. UPS und FedEx präsentierten ihre Frachtflugzeuge Boeing 777F und Boeing 767-300. Der fliegerische Höhepunkt war die Visite des Airbus A400M, der mit zwei Überflügen das Publikum begeisterte.
Mitveranstalter des Großereignisses Tag der Luft- und Raumfahrt waren u.a. auch in diesem Jahr der Flughafen Köln/Bonn, die Luftwaffe sowie die Europäische Weltraumorganisation ESA mit dem Europäischen Astronautenzentrum (EAC).