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Weltraumschrott stellt eine steigende Bedrohung für die Raumfahrt-Infrastruktur dar. Mehr als 400 Experten aus über 30 Ländern werden sich vom 1. bis 4. April 2025 in Bonn versammeln, um an der 9. European Conference on Space Debris teilzunehmen, die von der ESA und der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR organisiert wird.
Ein globales Problem
Weltraumschrott wächst kontinuierlich und gefährdet sowohl Hardware im All als auch auf der Erde. Die Konferenz widmet sich dem umfassenden Forschungsbereich um Weltraumschrott mit Themen wie Überwachungstechnologien, der wachsenden Zahl aktiver Raumfahrzeuge und den Risiken durch Wiedereintritte in die Erdatmosphäre.
Nachhaltige Raumfahrt
Dr. Walther Pelzer betont die Notwendigkeit einer nachhaltigen Gestaltung der Raumfahrt, um die Infrastruktur im All zu schützen. Er verweist auf die Unterzeichnung der Zero Debris Charter, einem Abkommen, das von 40 europäischen Raumfahrtakteuren ins Leben gerufen wurde. Ziel ist es, die Risiken für weiteren Weltraumschrott zu minimieren.
Zukünftige Herausforderungen
Teilnehmer der Konferenz diskutieren über die Herausforderungen der erhöhten Aktivität im Weltraum und die Grenzen der Nutzung des Erdorbits. Neue Technologien zur Erfassung und Bahnbestimmung von Satelliten werden ebenso thematisiert, um Kollisionen zu vermeiden und die Sicherheit im Orbit zu gewährleisten.
Umwelteinflüsse der Raumfahrt
Die Deutsche Raumfahrtagentur ist besorgt über die zunehmenden Umweltauswirkungen der Raumfahrt. Laut Dr. Manuel Metz wird die komplexe und drängende Natur dieser Fragen intensiv erforscht, einschließlich der Auswirkungen von Raumfahrt auf die Astronomie und der Umlaufbahnen um den Mond.
Die Deutsche Raumfahrtagentur im DLR spielt eine wesentliche Rolle in der internationalen Raumfahrtforschung. Durch die Koordination und Unterstützung von Projekten zur Weltraumschrottvermeidung trägt sie maßgeblich zur nachhaltigen Nutzung des Weltraums bei. Ziel ist es, eine sichere und langfristig tragbare Nutzung des Weltraums zu gewährleisten.
Hintergrund-Info: Weltraumschrott
Weltraumschrott, im Englischen als „Space Debris“ bezeichnet, umfasst alle von Menschen produzierten Objekte, die sich in einer Erdumlaufbahn befinden, aber keine Funktion erfüllen. Typische Beispiele sind ausgediente Raketenoberstufen und abgeschaltete Satelliten, aber auch das verlorene Werkzeug eines Astronauten gehört dazu. Den größten Beitrag machen Trümmerteile aus, die durch Explosionen, das Auseinanderbrechen von Raumfahrzeugen oder Kollisionen im Orbit entstehen.
Derzeit umkreisen etwa 40.000 erfasste und katalogisierte Objekte mit einem Durchmesser von mindestens zehn Zentimetern die Erde. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nutzen Modelle wie das in Deutschland entwickelte ESA-MASTER-Modell (Meteoroid and Space Debris Terrestrial Environment Reference), um die Gesamtzahl kleinerer Teile abzuschätzen. Ihren Berechnungen zufolge befinden sich etwa eine Million Objekte, die größer als ein Zentimeter sind, und rund 130 Millionen Teilchen mit einer Größe von über einem Millimeter in der Erdumlaufbahn.
In den letzten Jahren gab es ein beispielloses Wachstum von Objekten im Weltraum, vor allem bei kleinen und kommerziellen Satelliten in erdnahen Umlaufbahnen. Damit steigt aber auch die Menge an Weltraumschrott. Von den 40.000 Objekten im Orbit, die die Forschende verfolgen, sind knapp 11.000 funktionale Raumfahrzeuge.
Schon kleinste Teile des Weltraumschrotts, die mit bis zu 28.000 Kilometern pro Stunde in ihrer Umlaufbahn unterwegs sind, können ein einsatzfähiges Raumfahrzeug ernsthaft beschädigen oder zerstören. Teile, die größer als zehn Zentimeter sind, verursachen bei einer Kollision massive Schäden. Im schlimmsten Fall würden gefährliche Trümmerwolken freigesetzt, die wiederum weitere katastrophale Kollisionen in einer Kettenreaktion verursachen können. In diesem Fall wären Teile des Erdorbits nicht mehr nutzbar. Ein solcher Vorfall, das sogenannte Kessler-Syndrom, würde den Alltag stark einschränken, da beispielsweise die Kommunikation oder Navigation massiv gestört oder gar ausfallen würde.
Mit dem German Experimental Surveillance and Tracking Radar (GESTRA) entwickelt das Fraunhofer-Institut für Hochfrequenzphysik im Auftrag der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR ein System zur Erfassung und Bahnverfolgung von Weltraumschrott. Die Daten des Systems werden im Deutschen Weltraumlagezentrum in Uedem verarbeitet. Neben Forschungszwecken dienen sie auch dem Schutz von Satelliten im Orbit vor drohenden Kollisionen. Um die Bahnen von Weltraumobjekten noch genauer vermessen zu können, hat die Deutsche Raumfahrtagentur im DLR jüngst die Beschaffung von drei neunen Sensoren zu diesem Zweck gestartet.