Europas Datenautobahn im All nimmt Fahrt auf

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Am 25. Juni 2012 haben der DLR-Vorstandsvorsitzende Prof. Johann-Dietrich Wörner, der Vorsitzende der Geschäftsführung der GmbH, Evert Dudok, und Gerhard Bethscheider, Geschäftsführer der SES ASTRA TechCom S.A. (Luxemburg) im Deutschen Raumfahrtkontrollzentrum beim DLR in die Verträge für große Teile des Bodensegments des neuartigen europäischen Datenrelais-Systems EDRS unterzeichnet. Damit ist ein wichtiger Meilenstein für die Inbetriebnahme einer europäischen „Datenautobahn“ im All erreicht und Europa bekommt mehr Unabhängigkeit in der weltraumgestützten Satellitenkommunikation. Die Verträge haben eine Laufzeit bis 2030.

Datenmengenübertragung zur wird schneller und kontinuierlicher

Basis des geplanten „European Data Relay Systems“ (EDRS) sind zwei geostationäre „Verteiler“-Satelliten, die aufgrund ihrer festen Position im All die hochratigen Kommunikationsdaten von niedriger fliegenden Erdbeobachtungssatelliten aufnehmen und live zur übertragen. So sind die Satelliten nicht wie bislang üblich an die kurzen Kontaktzeiten während ihres Fluges über die jeweiligen Bodenstationen gebunden.

„Es können also wesentlich größere Datenmengen schneller und über einen längeren Zeitraum vom All zur Erde übertragen werden. Vor allem für die Umweltbeobachtung ist dies von großer Bedeutung, zum Beispiel für Notfalldienste, bei Naturkatastrophen oder auch für die Wettervorhersage“, verdeutlicht DLR-Vorstandsvorsitzender Wörner. Das EDRS-Programm der Europäischen ESA ist deshalb auch zentraler Bestandteil des GMES-Programms von ESA und EU. GMES (Global Monitoring for Environment and Security) ist ein europäisches Programm zur weltweiten satellitengestützten Umwelt- und Sicherheitsüberwachung.

Public-Private-Partnership-Projekt: ESA, und DLR

Wie die deutsche Radarsatellitenmission TanDEM-X besteht auch das EDRS-Vorhaben aus einer Public-Private-Partnership (PPP): Diesmal zwischen der ESA als Auftraggeber und der Astrium GmbH als Hauptauftragnehmer. Das DLR ist im Unterauftrag von Astrium für den Aufbau großer Teile des Bodensegments sowie für die Kontrolle der Nutzlast auf dem ersten, so genannten EDRS-A-Satelliten und für die Steuerung und Kontrolle des so genannten EDRS-C-Relay-Satelliten im Regelflugbetrieb über mindestens 15 Jahre zuständig.

Dazu entsteht ein eigenes EDRS-Kontrollzentrum im Deutschen Raumfahrtkontrollzentrum des DLR. Die beiden geostationären Relay-Satelliten senden die von den niedrigeren Erdbeobachtungssatelliten gesammelten Datenpakete an insgesamt vier Empfangsantennen, die auf dem Gelände der Bodenstationen in Weilheim (DLR), Redu () und im britischen Harwell stehen sollen. Die SES ASTRA TechCom S.A. ist Lieferant der vier Antennen und wird im Auftrag des DLR die Antenne in Redu betreiben. Die Antennen arbeiten im so genannten Ka-Frequenzband und können sehr hohe Datenmengen im Gigabit-Bereich übertragen, speichern und zur Erde weiterleiten.

Optische Laserkommunikation erstmals im operativen Einsatz

Erstmals soll im Rahmen von EDRS auch in entwickelte optische Laserkommunikations-Technologie operativ für die Datenübertragung eingesetzt werden. „Die europäische Infrastruktur in der Telekommunikation wird so enorm verbessert“, sagt DLR-Vorstandsvorsitzender Wörner: „Mit EDRS stehen erstmals operativ geostationäre Datenrelais-Dienste für Partner und Kunden weltweit zur Verfügung. Das Vorhaben beinhaltet die Entwicklung der notwendigen Technologien, den Aufbau der Infrastruktur am Boden und im und den zuverlässigen Betrieb des Systems.“

Nach seiner Entwicklungsphase soll EDRS ab Ende 2014 mit den ersten beiden GMES-Erdbeobachtungssatelliten des Typs Sentinel für „Verkehr“ auf der unsichtbaren Datenautobahn im All sorgen. An Bord der Sentinels: Kleine Laserkommunikationsterminals, die über eine Entfernung von 45.000 Kilometern Datenmengen von bis zu 1,8 Gigabit/s, entsprechend 100.000 bedruckter DIN-A-4-Seiten pro Sekunde, übertragen können.