Experimente zu komplexem Plasma auf der Raumstation ISS

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Unter der Leitung von Wissenschaftlern des Deutschen Zentrums für – und (DLR) zeichnet ein Kosmonaut im Modul Columbus auf der Raumstation ISS auf, wie Mikroteilchen schwerelos durch ein Neonplasma tanzen, Strukturen bilden und dadurch Einblicke in grundlegende physikalische Prozesse geben. Gespannt verfolgen die Wissenschaftler vom Kontrollzentrum CADMOS in Toulouse, aus den Ablauf.

Die wichtigste Aufgabe des Kosmonauten in der Raumstation ISS ist es, die Messung im richtigen Augenblick zu starten, d.h. die Mikroteilchen durch das ionisierte Gas zu schicken und den Reigen der „komplexen Plasmen“ auf dem Bildschirm einzufangen.

ESA und Roskosmos forschen an Plasmen

Das Plasmakristall-Labor PK-4 ist eine Kooperation der europäischen ESA – European Space Agency und der russischen Raumfahrtbehörde ROSKOSMOS, mit wissenschaftlicher Führung der Gruppe Komplexe Plasmen des DLR-Instituts für Materialphysik im Weltraum, ehemals am für extraterrestrische MPE und der russischen Akademie der Wissenschaften (Joint Institute for High Temperatures, JIHT). Die experimentelle Hardware ist eine Eigenentwicklung der Gruppe während ihrer Zeit am MPE und der OHB System AG.

Vom 10. bis 16. November 2019 führt der russische Kosmonaut Alexander Skvorzow die neue Experimentreihe mit dem Plasmakristall-Labor PK-4 durch. Praktische Erfahrung bringt Skvorzow bereits mit, der zurzeit seinen dritten Langzeitaufenthalt auf der ISS absolviert. Während seiner ersten Mission 2010 hatte er Plasmakristall-Experimente mit dem Vorgänger-Labor PK-3 Plus durchgeführt, hier in deutsch-russischer Kooperation. Das aktuelle Labor PK-4 ist im europäischen Columbus-Modul der Internationalen Raumstation installiert und bietet als Multi-Purpose-Multi-User-Facility vielfältige Möglichkeiten für die Plasmaforschung unter .

Neuer Aggregatszustand im All mitentdeckt

Hauptziel der DLR-Forschungsgruppe Komplexe Plasmen ist es, Lehrbuchwissen der Zukunft zu erzeugen. Die Plasmakristall-Experimente offenbaren als Modellsystem die Dynamik von Flüssigkeiten und Festkörpern. Diese Grundlagenforschung ist auch für das Verständnis von Komplexem Plasma wichtig, das als ein eigener Aggregatszustand der weichen Materie entdeckt wurde – mithilfe von Weltraumexperimenten. Darüber hinaus gibt es auch natürliche komplexe Plasmen, sogenannte „staubige Plasmen“. Sie treten in der Natur auf, beispielsweise als Blitze in Vulkaneruptionen, und können künstlich im Labor hergestellt werden. Dies schafft Grundlagenwissen, das für Fusionsplasmen und nicht zuletzt auch für Explorationen zum oder Mars Bedeutung haben kann.

Die physikalische Forschung unter ist eines der Hauptthemen am DLR-Institut für Materialphysik im Weltraum in . Dazu führt das Institut unterschiedliche Experimente zur Materialforschung in Metallen und Legierungen und im Bereich der weichen Materie in Kolloidphysik, Granularen Medien und den Komplexen Plasmen durch – auf Parabelflügen, dem Fallturm, auf Raketen und an Bord der ISS. Die Aktivitäten werden auf der Erde durch experimentelle und theoretische Forschungsarbeiten sowie numerische Simulationen begleitet. Mit mehr als 100 wissenschaftlichen Veröffentlichungen zählen die Plasmakristall-Experimente seit ihrem Progammbeginn 2001 zu den erfolgreichsten Forschungsarbeiten auf der Internationalen Raumstation. Bezahlt wird PK-4 wird durch ESA und ROSKOSMOS. In Deutschland wird das Projekt zusätzlich durch das Raumfahrtmanagement des DLR und der Max-Planck-Gesellschaft finanziert.

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