Die Schaffung eines gemeinsamen Luftraumes (Single European Sky SES) über Europa ist schon lange das Ziel einer vereinfachten und günstigeren Luftfahrt. Sie wäre auch das größte Klimaschutzprojekt, denn mit dem SES könnte allein eine Airline wie die Lufthansa jedes Jahr ihren Kerosin-Verbrauch um rund 270.000 Tonnen senken – eine Kraftstoffmenge, mit der ein Airbus A380 etwa tausend Mal die Strecke Frankfurt – San Francisco und wieder zurück fliegen könnte.
Um den Single European Sky bis 2020 zu verwirklichen, haben die EU-Kommission und die europäische Flugsicherungsbehörde Eurocontrol bereits 2008 das Single European Sky ATM Research Programme (SESAR) aufgelegt. In seinem Rahmen soll das europäische Flugverkehrsmanagement mithilfe neuer Technologien, Prozeduren und Standards vereinheitlicht werden.
Pro Flugroute eine Marathon-Strecke Umweg
Die in Europa die auf nationale Interessen zugeschnittenen Flugrouten erzwingen Umwege von 42 Kilometer pro Flug. Zehn Prozent weniger CO2-Ausstoß und jährliche Kostenersparnisse von fünf Milliarden Euro für die Airlines, die wiederum sinnvoll investiert werden könnten, wären möglich.
Die Lufthansa Group ist aktuell an mehr als 50 SESAR-Projekten aktiv beteiligt. Spezialisten der verschiedenen Konzern-Airlines bringen ihr Knowhow aus den unterschiedlichsten Fachgebieten ein – aus der Flugwegeplanung, den Verkehrszentralen, Trainingsabteilungen oder auch aus den Bereichen Informationstechnologie und Finanzen.
Durch das SESAR "Flight Trials and Demonstration"-Projekt "Free Route Airspace Maastricht & Karlsruhe" (FRAMaK) ergeben sich beispielsweise bereits seit Dezember 2012 Streckenverkürzungen im oberen Luftraum von Deutschland, Benelux sowie über Teilen der Nordsee, und damit dauerhafte Treibstoffeinsparungen. So stehen seit Mitte 2013 bereits 199 Streckenverkürzungen zur Verfügung, die von durchschnittlich 229 Lufthansa Flügen pro Tag genutzt werden.
Umsetzung stockt an nationalen Interessen
Doch warum kommt, trotz eindeutiger Vorteile, der SES kaum voran? Alle nötigen Instrumente, Technologien und Verfahren sind seit langem bereit, aber die EU-Staaten halten an nationalen Besitzständen – insbesondere nationalen Flugsicherungen und Gebühreneinkünfte – fest. Jeder einzelne Staat kann jeglichen Fortschritt für eine Gesamtoptimierung verhindern. Dieser Konstruktionsfehler im SES-Rechtsrahmen, auf den die Airlines immer wieder hinweisen, sollte daher schnellstens angegangen werden.