Seit Dezember vergangenen Jahres steht der Erdbegleiter weltweit im Licht des öffentlichen Interesses und zieht viele Menschen in seinen Bann. Das hat nicht nur mit dem Jubiläum der Mondlandung zu tun. Nun steht in den späten Abend- und Nachtstunden des 16. Juli, dem einstigen Starttag der Apollo-11-Mission, auch noch eine sichtbare partielle Mondfinsternis an.
Dem Jubiläum der Mondumrundung am 24. Dezember 2018 vor 50 Jahren in der Apollo-8-Mission, kurz darauf die Landung der chinesischen Mondsonde Chang’e 4 um 03:26 Uhr am 03. Januar 2019 auf der Mondrückseite folgte in den Morgenstunden des 21. Januar 2019 eine eindrucksvoll zu sehende totale Mondfinsternis. Anders als bei der letzten Mondfinsternis im Januar wird hierzulande die Internationale Raumstation ISS zur selben Zeit, in der der Mond durch den Erdschatten zieht, sogar zweimal am Himmel zu sehen sein.
„Der Mond steht in diesem Jahr zweifellos im Brennpunkt der Öffentlichkeit, weil wir das 50-jährige Jubiläum der ersten bemannten Mondlandung feiern. Bereits im Vorfeld des 20./21. Juli 2019 wurde und wird in etlichen Veranstaltungen, in Vorträgen, in Filmen und Texten an dieses historische Ereignis erinnert und das hat den Mond als Ziel künftiger astronautischer Expeditionen bei Vielen aufleben lassen“, erklärt Astronom Dr. Manfred Gaida vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Bonn.
Wenn der Mond in den Schatten tritt
Da der Mond hierzulande teilverfinstert aufgeht und während der Finsternis selbst in Bayern eine Höhe von weniger als 20 Grad über dem Horizont erreicht, wird er aufgrund der sogenannten Mondtäuschung dem Betrachter vermutlich etwas größer vorkommen, als wenn er höher am Himmel stünde. Verantwortlich für diesen Effekt ist eine optische Täuschung. In Mitteleuropa dürfen wir uns jedenfalls ab der Mitte der Finsternis auf eine relativ gute Sicht freuen, wenn sich der Erdbegleiter dann noch für anderthalb Stunden teilweise im Kernschatten der Erde aufhält und braun- bis kupferrot leuchtet. Doch was ist die Ursache für dieses eigenartige Farbenspiel während einer Mondfinsternis?
Heute weiß man, dass die Ursache für die auffallende Färbung des Mondes, wenn er im Kernschatten verschwindet, darin liegt, dass das langwellige rote Licht der Sonnenstrahlen in der irdischen Atmosphäre gebrochen und in Richtung der Oberfläche des Erdbegleiters gelenkt wird, während die kurzwelligen blauen Lichtwellen vollständig in der Erdatmosphäre in alle Richtungen gestreut werden. Zusätzlich verstärken Staub, Asche und Aerosole in der Hochatmosphäre die Färbung, die nahezu jede Mondfinsternis zu einem spektakulären Ereignis werden lässt.
Verlauf der Mondfinsternis
Die Halbschattenfinsternis beginnt um 20:42 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ). Zu diesem Zeitpunkt steht der Vollmond noch unter dem Horizont und bleibt unsichtbar. Erst nach einer guten Dreiviertelstunde, gegen 21:30 Uhr MESZ, geht er auf, wird dann aber in den horizontnahen Dunstschichten in der sogenannten bürgerlichen Dämmerung voraussichtlich nur schwierig auszumachen sein. Der Begriff „bürgerliche Dämmerung“ bezeichnet die frühe Phase des Tag-Nacht-Übergangs, wenn die Sonne erst knapp, das heißt bis maximal sechs Grad, unter dem Horizont steht und Lesen im Freien noch möglich ist.
Um 22:02 Uhr MESZ beginnt der Mond langsam in den Kernschatten der Erde einzutauchen – dann ist auch die bürgerliche Dämmerung zu Ende gegangen – und er steht jetzt von Hamburg bis zur Zugspitze nur wenige Grad über dem Horizont. Erst ab Mitte der Finsternis, ab 23:31 Uhr MESZ, hat er – je nach geographischer Breite des Standorts – eine akzeptable Höhe zwischen acht und 15 Grad erreicht. Rund zwei Drittel des Vollmonddurchmessers befinden sich nun in der Kernschattenzone.
Ab diesem Zeitpunkt wandert die partiell verfinsterte Mondscheibe nach und nach wieder aus dem Kernschatten heraus, bis sie sich um 01:00 Uhr MESZ des darauffolgenden Tages wieder völlig in der Halbschattenzone befindet. Nun dauert es noch gut eineinviertel Stunden, bis der Mond den Erdschatten ganz verlassen hat. In diesem Zeitraum ist die Höhe des Mondes über dem Horizont nahezu unverändert bei zirka 17 Grad, und er bleibt noch bis zum Ende der Nacht zu sehen.
Die partielle Mondfinsternis am 16./17. Juli 2019, Kontaktzeiten in MESZ:
- 20:44 Uhr Eintritt des Mondes in den Halbschatten
- 22:02 Uhr Eintritt des Mondes in den Kernschatten
- 23:31 Uhr Mitte der Finsternis
- 01:00 Uhr Austritt des Mondes aus dem Kernschatten
- 02:18 Uhr Austritt des Mondes aus dem Halbschatten
Gasriesen Jupiter und Saturn beim Mond
Ebenfalls sind während der Finsternis – eine gute, freie, horizontnahe Sicht vorausgesetzt – die beiden Planeten Jupiter und Saturn als auffallend helle, ruhig leuchtende Objekte im Süden zu sehen. Der etwas hellere Jupiter steht dabei, bezogen auf die exakte Südrichtung, „rechts“ und der Planet Saturn „links“. Zugleich ist der Mond zur Zeit der Finsternis nur etwa fünf Bogengrad östlich vom Ringplaneten entfernt. Noch näher am Mond steht der Zwergplanet Pluto. Der ist aber infolge seiner Sonnenferne so lichtschwach, dass man ihn allenfalls mit Hilfe eines Teleskops fotografisch auffinden kann. Mit einem handelsüblichen 10×50-Fernglas lässt sich hingegen schon die Ringstruktur des Saturn erahnen.
Tipps für die Beobachtung
Die Beobachtungsbedingungen sind in ganz Deutschland, klare Sicht vorausgesetzt, insbesondere für die zweite Halbzeit der Finsternis günstig. Während der partiellen Verfinsterung ist der Süden etwas bevorzugt, denn dort steht der Mond rund doppelt so hoch wie in Norddeutschland über dem Horizont. In jedem Fall ist es notwendig, sich einen Beobachtungsplatz zu suchen, von dem aus in südöstlicher Richtung ein freier Blick bis zum Horizont ohne störende irdische Lichtquellen möglich ist.
Noch beeindruckender ist gleichwohl die Beobachtung mit Hilfe eines Fernglases oder kleinen Teleskops. Ein Objektiv mit Stativ macht das Beobachten deutlich angenehmer. Die nächste, von Mitteleuropa aus einigermaßen gut sichtbare Mondfinsternis wird sich übrigens erst in rund drei Jahren, am 16. Mai 2022, ereignen, kalendarisch zwischen dem 50. Jahrestag der Apollo-16- und der Apollo-17-Mission.
Auch die ISS ist zu sehen
Kurz nach 23:01 Uhr wird auch die Internationale Raumstation ISS etwa zehn Grad oberhalb des teilverfinsterten Mondes als auffallend heller Lichtpunkt am Himmel erscheinen. Dabei erreicht sie, bezogen auf die Mitte Deutschlands, eine maximale Höhe von rund 25 Grad über dem Horizont. Ein zweiter Durchgang beginnt um 00:37 Uhr MESZ.
Diesmal wird die ISS sehr hoch am Himmel aufsteigen, nahe am Zenit vorbeiziehen und infolgedessen markant und hell am Firmament zu sehen sein. Die ISS überzieht als gleißend heller Punkt mit bloßem Auge unübersehbar den Himmel und ist etwa Minuten im günstigsten Fall zu sehen. Wer Konturen der Raumstation erkennen will, sollte ein Teleskop nutzen und das schnelle, manuelle Nachführen zuvor üben. Es eignet sich das Beobachten von Flugzeugen als bewegte Ziele. Die ISS ist jedoch noch schneller am Himmel unterwegs.
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