Am 04. Oktober 1957 schickte die Sowjetunion mit Sputnik 1, den ersten künstlichen Erdsatelliten in den Weltraum. Ein bedeutendes Ereignis, das den Beginn der Raumfahrt kennzeichnete und den „Wettlauf ins All“ zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und der Sowjetunion einläutete.
So war der Sputnik-1-Satellit bei seinem Start aus politischer Sicht zwar ein heikles Thema, verlieh der Raumfahrtwissenschaft und –technik aber einen großen Aufschwung. Die Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt (DGLR) erinnert heute zum 60. Jahrestag an den ersten Erdsatelliten. Das Foto zeigt eine Replika des Sputnik-1-Satelliten.
Aus Wettbewerb wurde auch Zusammenarbeit
Der Start des ersten Sputnik-Satelliten war aber erst einmal eine große technische Errungenschaft. Es war der Startschuss zum ‚Wettlauf ins All‘, und angespornt durch Wettbewerb entstehen oft große Leistungen. Dies führte letztlich glücklicherweise nicht zu einer Eskalation der politischen Lage, sondern, ganz im Gegenteil, langfristig zu einer weltweiten Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Raumfahrt. Das historische Andockmanöver zwischen der Apollo- und der Sojuskapsel 1975 sowie die Internationale Raumstattion ISS ab 1998 sind eindrucksvolle Beispiele dafür.
Dass sowjetische Wissenschaftler und Ingenieure in der Lage waren, als erste in den Weltraum zu starten, kam für die Amerikaner unerwartet. Immerhin kündigte US-Präsident Dwight D. Eisenhower bereits am 29. Juli 1955 – vier Tage vor den Rivalen – an, einen Erdsatelliten bauen zu wollen. Umso stärker war der Sturm der Entrüstung knapp zwei Jahre später – am 04. Oktober 1957 – als die Sowjetunion den 83 Kilo schweren Satelliten namens Sputnik 1 auf eine erfolgreiche Erdumrundungstour in den Weltraum schickte. Damit erlangten die Russen einen Vorsprung vor den Amerikanern, die ihren Satelliten im Rahmen des Explorer-Programms erst vier Monate später auf Reisen schicken konnten.
Sputnik sammelte erste Weltraumdaten
Bei Sputnik handelte es sich um eine mit Stickstoff befüllte Aluminiumkugel mit 58 Zentimeter Durchmesser, deren Äußeres vier Stabantennen prägten. Die angebrachten Sensoren sammelten aufschlussreiche Daten zu Temperatur und Umgebungsdruck. 21 Tage lang sendeten zwei Funksender einfache Kurzwellensignale an die Erde, bevor sie funktionsuntüchtig wurden.
Die Sendefrequenzen waren dabei so gewählt worden, dass die Signale auch von Funkamateuren empfangen werden konnten. Durch die Bahnneigung von 65 Grad überflog Sputnik 1 den größten Teil der Erde. Eine Erdumrundung dauerte 96,2 Minuten, die Bahnhöhe lag zwischen 228 und 947 Kilometern. Am 04. Januar 1958, also genau drei Monate nach Reiseantritt, war die Bahn von Sputnik durch die Abbremsung der Restatmosphäre so weit abgesunken, dass der Satellit beim Wiedereintritt in die tieferen Schichten der Erdatmosphäre verglühte.
Sputnik: Schock, und Beitrag für Wissenschaft und Industrie
Der „Sputnikschock“ sorgte in der westlichen Welt für Angst und Hysterie. Das ohnehin stark angespannte Klima der beiden Großmächte, verschlechterte sich durch den überraschenden technologischen Vorsprung noch weiter. Den Amerikanern lag die bittere Niederlage tief in den Knochen. Auch anschließend folgten für die Sowjetunion noch eine ganze Reihe erster Male, die in die Raumfahrtgeschichte eingingen: zum Beispiel der erste Mann im All, die erste Frau im All, der erste Weltraumspaziergang und die erste unbemannte Mondlandung.
Aber auch die Amerikaner entwickelten, angetrieben von dem Erfolg des Gegners ein großes Raumfahrtprogramm, das am 21. Juli 1969 in der Mondlandung mit den Astronauten Neil Armstrong und Buzz Aldrin gipfelte. Die Aufholjagd zur Sowjetunion war damit gelungen. Bis zum Jahr 1972 betraten zehn weitere US-Astronauten den Mond. Die Kopplung einer Apollo- und einer Sojus-Kapsel in einer Erdumlaufbahn setzte am 17. Juli 1975 schließlich das Zeichen, den Wettlauf im All zu beenden.
Gesellschaftlicher Nutzen für Alle
Für die Raumfahrtwissenschaft und -industrie brachte das schnell ansteigende große Interesse am Weltraum ungeahnte Vorzüge mit sich. Auch die Allgemeinheit profitiert davon: Denn viele Technologien, wie zum Beispiel die Computertechnik, Materialwissenschaften oder Nachrichtentechnik, mussten für die Raumfahrt erst noch weiterentwickelt werden. Auch die Bildungspolitik wurde durch viele Neuentwicklungen geprägt.
Hochschulen und Universitäten bildeten mit Studierenden Initiativen und Vereine rund um das Thema Raumfahrt und es entstanden neue Studienprogramme, die sich mit der Astronomie auseinandersetzten. Ob die Raumfahrt ohne den „Sputnikschock“ und den folgenden „Wettlauf ins All“ heute so weit wäre, wie sie ist, kann nur spekuliert werden. Fest steht aber, dass sie ohne die folgenden internationalen Kooperationen, wie sie etwa bei der Internationalen Raumstation ISS stattfinden, sicherlich nicht den heutigen Stand erreicht hätte.