H145 für den Offshore-Einsatz

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Der zweimotorige Mehrzweckhubschrauber hat jetzt seine Einsatzfähigkeiten auch für anspruchsvolle Offshore-Missionen erfolgreich unter Beweis gestellt.

Während einer zweitägigen Flugerprobung Ende Januar konnten die Offshore-Hubschrauberbetreiber WIKING Service und HTM Offshore die in wesentlichen Einsatzbereichen über dem Meer testen. Beide Luftfahrtunternehmen arbeiten in einer Partnerschaft eng zusammen und bieten Ihren Kunden durch Kombination aus leichten und schweren Hubschraubern ein breites Spektrum an Offshore-Dienstleistungen. Dieses Konzept findet in der Offshore-Wind-Branche große Zustimmung.

Vom Seelotsenversatz zur Offshore-Windkraft

WIKING Service GmbH arbeitet seit über 40 Jahren als Spezialist für Offshore- im Bereich der Nord- und Ostsee und betreibt acht Hubschrauber der Typen Sikorsky „S-76“, AgustaWestland „A109S Grand“ und AgustaWestland „AW139“. Ursprünglich als reine Unterstützung für den Seelotsenversatz in der deutschen Bucht gegründet, ist WIKING stark in der Versorgung von Offshore-Einrichtungen, hauptsächlich für die Offshore Windindustrie, gewachsen. An der Basis JadeWeserAirport hält WIKING in Zusammenarbeit mit der einen HEMS Hubschrauber als Notfallkonzept für Mitarbeiter der Offshore-Wind-Industrie 24 Stunden am Tag bereit.

„Eines unserer Haupttätigkeitsfelder ist die Versetzung von Seelotsen per Hubschrauber unter allen Wetterbedingungen, 24 Stunden am Tag, an 365 Tagen im Jahr. Die Seelotsen führen die Schiffe sicher in und aus den deutschen Häfen. Dazu werden sie überwiegend per Seilwinde auf die fahrenden Schiffe versetzt. Dieser Vorgang fordert von der Besatzung ein hohes Maß an fliegerischem Können und Professionalität“, erklärt Lars Hilgert, Flugbetriebsleiter von WIKING. „Wir sind sehr positiv vom neuen Helionix®-Cockpit und dem 4-Achsen-Autopilot mit Auto-Schwebeflugfunktion der H145 überrascht. Diese Systeme verleihen dem Hubschrauber viel Sicherheit in allen Fluglagen. Gleichzeitig ergeben sich für die Besatzung freie Kapazitäten, um selbst bei widrigsten Wetterbedingungen ihre Mission sicher zu erfüllen“, so Hilgert weiter.

Auch für Luftrettungseinsätze über dem Meer, sogenannte Helicopter Emergency Medical Services (HEMS), ist die Maschine gut gerüstet: „Für HEMS Offshore halten wir rund um die Uhr in Bereitschaft. Die Maschinen sind dabei jeweils mit einem Arzt und einem Rettungsassistenten besetzt und können binnen kürzester Zeit zu einem Notfall aufbrechen. Die H145 würde sich für diese Einsätze sehr gut eignen, da sie über eine hohe Leistung und eine geräumige Kabine verfügt“, erläutert Alexander von Plato, Geschäftsführer bei WIKING Helikopter Service.

Zum weiteren Testflugprogramm zählten u.a. Anflüge auf den Windpark alpha ventus in der Deutschen Bucht, Landungen auf der Umspannplattform, Lastentransport oder das Abseilen von Technikern auf die Offshore-Windkraftanlagen. Dabei konnte die H145 trotz Windstärken von bis zu 50 Knoten überzeugen.

Per Schiff nicht mögliche Einsätze

HTM Helicopter Travel Munich GmbH ist einer der größten Luftfahrzeugbetreiber mit gemischter Flotte in Deutschland mit 21 Hubschraubern und vier Business Jets an sechs Standorten. Die Firma unterhält ihren eigenen nach EASA Part 145 zertifizierten Wartungsbetrieb, eine gemäß EASA zertifizierte Flugschule und besitzt die Genehmigung für IFR, Offshore und Helicopter Hoist Operations (on- und offshore).

„HTM Offshore hat sich auf das Versetzen von Servicetechnikern der Offshore Windindustrie spezialisiert. Die Techniker werden vermehrt mit dem Helikopter für planbare und unplanmäßige Wartungsarbeiten an Windkraftanlagen ausgeflogen, da die Versetzung per Schiff aufgrund von schlechten Wetterbedingungen deutlich langsamer oder nicht möglich ist, sagt Bernd Brucherseifer, Geschäftsführer von HTM Offshore.

„Nachdem die Windparks immer weiter entfernt vom Land entstehen, sind wir auf eine vielseitige aber gleichzeitig effiziente Hubschrauberflotte angewiesen. Hier würde die H145, unsere elf bereits im Dienst befindlichen H135 von optimal ergänzen, da sie über ein größeres Raumangebot für mehr und mehr Reichweite verfügt. Trotz ihrer großen Kabine ist ihr Hauptrotordurchmesser sehr gering, was eine entscheidende Voraussetzung für Anflüge an Windkraftanlagen ist.“

Die H145 ist das fortschrittlichste Mitglied ihrer Familie. Seit ihrer Erstauslieferung im Juli 2014 hat die weltweite Flotte aller Kunden bereits über 11.500 Flugstunden bei einer durchschnittlichen Verfügbarkeitsrate von über 90 Prozent absolviert. Momentan sind bereits mehr als 53 Modelle in 14 Ländern im Einsatz. Mit einem maximalen Abfluggewicht von 3.700kg ermöglicht die H145 zudem einen äußerst effizienten Hubschraubereinsatz im wachsenden Offshore-Bereich, der sich in den kommenden Jahrzehnten sehr positiv entwickeln wird. In den nächsten 20 Jahren erwartet Helicopters ein Marktpotential von bis zu neun Milliarden Euro.

Fotos: Airbus Helicopters