Ein neues Ambulanzflugzeug des Typs Lear 45 gehört ab sofort zur Flotte der DRF Luftrettung. Und pünktlich zur Urlaubssaison ist der neue Jet schon zu seinem ersten Einsatz gestartet. Eine Patientin musste aufgrund eines dringenden medizinischen Notfalls von Portugal zur Operation in eine deutsche Klinik transportiert werden.
Bei jedem Urlaub oder dienstlichem Aufenthalt im Ausland kann es plötzlich zu einem Unfall oder einer schwerwiegenden Erkrankung kommen, die eine weiterführende klinische Versorgung im Heimatland notwendig machen. An Bord von Ambulanzflugzeugen fliegt die DRF Luftrettung daher kranke oder verunglückte Förderer in deutsche Kliniken, wenn dies medizinisch sinnvoll und ärztlich angeordnet ist. Auch werden im Auftrag von Versicherungen und Assistancen beispielsweise Mitarbeiter, die für ihre Firmen im Ausland tätig sind, zur weiteren medizinischen Behandlung in ihre Heimatländer geflogen.
Organisation komplett bis zum Krankenhausbett
Im ersten Einsatz des neuen Jets der DRF Luftrettung startete die Crew nach Abklärung der medizinischen Fakten durch den Einsatzdisponenten der DRF Luftrettung um 12:45 Uhr in Richtung Faro. Dort übernahm sie die Patientin und transportierte sie gestern Abend unter intensivmedizinischer Betreuung an Bord des Learjets 45 nach München.
Zur Koordination solcher weltweiten Einsätze ist die Alarmzentrale der DRF Luftrettung am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr mit erfahrenen Disponenten besetzt. Geht ein Notruf ein, beginnt eine umfangreiche medizinische und flugbetriebliche Vorbereitung: Die Einsatzkoordinatoren der Alarmzentrale organisieren den vollständigen Transport des Patienten von Krankenhausbett zu Krankenhausbett.
Während ein Mitarbeiter z. B. notwendige Visa und Landegenehmigungen einholt, informiert ein anderer den diensthabenden Arzt, der in einem Arzt-zu-Arzt-Gespräch medizinische Details mit den behandelnden Klinikärzten bespricht. Nach einer genauen Planung der Flugroute wird die Besatzung alarmiert und detailliert über den Einsatz informiert. Innerhalb von zwei Stunden nach Eingang der Alarmierungen sind die Besatzungen, bestehend aus Flugkapitän, Co-Pilot, Notarzt und Rettungsassistent, startklar.
Piloten-Schulung und Zulassung abgeschlossen
Um Patienten an Bord des Learjet 45 transportieren zu können, wurde er in den vergangenen Monaten für seinen Einsatz als Ambulanzflugzeug umgerüstet. Dazu wurde eine neue medizintechnische Ausstattung entwickelt und an Bord eingebaut. Auch die fliegerische Besatzung der DRF Luftrettung musste sich auf den neuen Jet vorbereiten: Seit Beginn dieses Jahres wurden die Flugkapitäne und Co-Piloten in einer dreimonatigen Schulung auf dem neuen Flugzeugtyp geschult und lizenziert.
Letztlich wurde der Jet durch das Luftfahrt-Bundesamt abgenommen und in das Air Operator Certificate (AOC), das Luftfahrtbetreiber-Zeugnis, eingetragen. In einem letzten Schritt hatte die Europäische Luftfahrtbehörde, die EASA, für die medizinische Ausstattung eine ergänzende Musterzulassung, das sogenannte Supplemental Type Certificate (STC), genehmigt. Damit konnte der Learjet 45 zu seinem ersten Einsatz starten.
„Unser Learjet 45 wird hauptsächlich in Doppelstretcher-Konfiguration zu seinen Einsätzen starten, so dass wir immer die Möglichkeit haben zwei Patienten gleichzeitig zu transportieren. Wir können so, trotz der knappen Zeitvorgaben, Patiententransporte kombinieren, wenn z.B. ein Patient auf Teneriffa und ein weiterer auf Gran Canaria abgeholt und in dasselbe Heimatland geflogen werden müssen“, erläutert Projektleiter Herbert Kauth.
Learjet 45 mit Single Point refueling und Glas-Cockpit
Ein weiterer Vorteil des in Südafrika erworbenen Flugzeugs ist die einfache Betankung: Aufgrund des sogenannten Single Point Refueling – der Betankung über einen einzigen Tankstutzen, an den alle Tanks angeschlossen sind – wird Zeit gespart, die letztendlich den Patienten zugutekommt. Zudem verfügt der Learjet 45 über ein modernes Glascockpit, in dem vier Bildschirme die konventionellen Instrumente wie den Höhenmesser ersetzen.
Patienten und Crew profitieren in den Sommermonaten darüber hinaus von der besonderen Ausstattung des Jets: Mit der sogenannten Auxiliary Power Unit, einem Minitriebwerk, das auch am Boden betrieben werden kann, ist die Kabine auch bei Wartezeiten permanent klimatisierbar.
Mit Ambulanzflugzeugen der DRF Luftrettung und der LAA (Luxembourg Air Ambulance) wurden im vergangenen Jahr 839 Patienten aus dem Ausland in ihre Heimatländer transportiert, 103 Länder wurden angeflogen. Die Ambulanzflugzeuge der DRF Luftrettung sind am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden stationiert und starten von dort zu ihren weltweiten Einsätzen.