Sie ist schlicht und unscheinbar, doch sie hat große historische Bedeutung: Eine kleine, mehr als 200 Jahre alte Brücke über die Tarpenbek auf dem Gelände vom Hamburg Airport soll aus dem Dornröschenschlaf geweckt werden.
Das Bauwerk – auch „Dänenbrücke“ genannt – wurde von der Hamburger Kulturbehörde als erhaltenswert eingestuft und jetzt von 18 Mitarbeitern des Flughafens mit Schaufeln und Spaten wieder vollständig freigelegt. „Wir möchten die 1798 unter dem dänischen König Christian VII aus Granitblöcken erbaute Brücke auch für nachfolgende Generationen sichern“, sagt Jan Eike Hardegen vom Zentralbereich Umwelt am Hamburg Airport.
Grenze Preußens zu dänischer Verwaltungszone
Die Kulturbehörde sieht das Brückenbauwerk aus dem 18. Jahrhundert als ein wichtiges Dokument der territorialen Verhältnisse des heutigen Hamburgs aus der Zeit um 1800. Sie bildete einst die Grenze zwischen der damals unter dänischer Verwaltung stehenden Herrschaft Pinneberg und dem angrenzenden Preußen. Bis zur Flussregulierung 1932 führte die Brücke als Teil des damaligen Kirchenweges zwischen Hummelsbüttel und Niendorf über die Tarpenbek. Sie lag teils auf Hamburger, teils auf holsteinischem (Herrschaft Pinneberg) und später preußischem Gebiet.
Da zusammen mit der Tarpenbek-Regulierung auch die Hoheitsgrenzen zwischen Hamburg und Preußen geändert wurden, befand sich die Brücke eines Tages vollständig auf preußischem Territorium in der Gemeinde Niendorf. Durch das Groß-Hamburg-Gesetz von 1937 gelangte sie schließlich auf Hamburger Grund. Damit gehört sie heute zu den ältesten Brücken Hamburgs.
Bei dem Bau westlich des Kreuzes der beiden Start- und Landebahnen handelt es sich um eine 3,80 Meter breite und acht Meter lange sogenannte Balkenbrücke aus Granitblöcken und –platten. Als Geländer dienen hochkant aufgestellte, etwa 60 Zentimeter hohe Granitblöcke. Auf der Westseite sind das Monogramm des dänischen Königs – C7 – und das Baujahr 1798 in den Mittelstein der Begrenzung gemeißelt.
Tarpenbek: Grenzfluss zu Schleswig-Holstein
Die Tarpenbek hat zwei Quellflüsse: Die Tarpenbek-Ost entspringt in der Nähe der Glasmoorstraße im Nordosten von Norderstedt. Die Tarpenbek-West hat ihre Quelle im wilden Moor, nördlich der Straße „Alter Kirchenweg“ im Nordwesten von Norderstedt. Tarpenbek-Ost und -West sind etwa einen Meter breit und fast knietief. Beide vereinen sich kurz vor der schleswig-holsteinisch/hamburgischen Landesgrenze zur Tarpenbek. Sie ist auch heute noch von der Straße „Schmuggelstieg“ bis zum Hochwasserrückhaltebecken „Krohnstieg“ Grenzgewässer zwischen der Stadt Norderstedt im Westen und der Freien und Hansestadt Hamburg im Osten. Das westliche Ufer gehört zu Schleswig-Holstein, das östliche zu Hamburg.